Heiligsprechung Nyereres: Wunsch der röm.-kath. Kirche in Tansania - 03/2006

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Die katholische Musoma-Diözese schlug vor, Julius Nyerere heilig zu sprechen. Die Erzdiözese von Dar-es-Salaam begrüßte diesen Vorschlag. (Msema Kweli 16.10.05)

Am 21.1.06 wurde bei einem von Erzbischof Polycarp Pengo (Erzdiözese Dar-es-Salaam) geleiteten Gottesdienst in Butiama, Nyereres Heimatort, Nyerere als 'Diener Gottes' geehrt. Dieser erste Schritt zur Seligsprechung war vom am Vatikan für Heiligsprechung zuständigen Gremium schon im Mai 05 gebilligt worden. Außerdem wurden die Mitglieder des Untersuchungsausschusses ernannt und vereidigt. Sie müssen die Heiligsprechung Nyereres rechtfertigen und ihren Bericht dem Vatikan zustellen. Der Bischof der Musoma-Diözese sagte, Nyerere sei nicht nur ein gottesfürchtiger Mensch gewesen, er habe auch ein frommes Leben geführt. Geht der Antrag durch, würde in der Geschichte der katholischen Kirche erstmalig ein ehemaliger afrikanischer Staatsmann heilig gesprochen. Doch das könne Monate oder Jahre dauern, räumte er ein. Die Diözese bittet alle Christen und Menschen guten Willens, Nyereres Seligsprechung mit Gebeten und Spenden zu unterstützen. (DN 23.1.06; Cath. Inform. Service for Africa 31.1.06)

In Dar-es-Salaam wurde ein Buch von Pater Felician V. Nkwera vorgestellt. Es legt dar, Nyerere sei für Tansania der Prophet Moses gewesen, geschickt und von Gott geführt, um die Kinder Israel aus der Knechtschaft in Ägypten zu führen. (Habari Njema 29.1.06)

In einem Interview mit Nyereres ältestem Sohn sagte dieser, zuerst habe er das Vorhaben der katholischen Kirche für übertrieben gehalten. Aber wenn er an seines Vaters Leben denke, wie er seit 1973 bis zu seinem Tod jeden Morgen zur Messe gegangen sei, halte er diesen Wunsch für berechtigt. Dass der Erzbischof, der Botschafter des Vatikan, viele andere Bischöfe, Priester und Nonnen gekommen seien, um diese Messe zu feiern, sei ein großes Glück. (DN 29.1.06)

Andere Kirchen sind gegen Nyereres Heiligsprechung. Sie sei gegen das Wort Gottes. "Welches Buch der Bibel nehmen Gebildete, um einen Menschen zu einem Heiligen zu machen?", fragte Erzbischof Zakaria Kakobe (Kanisa la Full Gospel Bible Fellow-schip). Bischof Nathanieli (Tanzania Assemblies of God) betonte, es handle sich um ein Anliegen der katholischen Kirche, nicht der Kirche insgesamt. (Msema Kweli 29.1.06)

Kommentar: Ich war sprachlos, als ich las, der Vatikan habe den Antrag der tansanischen Bischöfe akzeptiert. Ich bin überzeugter Katholik. Aber das schockiert mich. Durch dieses Bestreben wird die Kirche überflüssigerweise zum Gespött. Nyerere war kein Held, noch führte er ein außerordentlich spirituelles Leben. Warum legen die Bischöfe so großen Wert auf die Heiligsprechung? Die normalen Christen bleiben dabei recht kühl. Ich rate der katholischen Kirche, diesen Prozess der Heiligsprechung zu stoppen, denn er ist absolut sinnlos. (Guardian 3.2.06)