Aufgaben und Probleme der Landwirtschaftspolitik - 05/2011

Aus Tansania Information
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Zum Export

2008 untersagte die Regierung, Rohmilch zu exportieren, Milchprodukte zu importieren. Die gesamte Milch müsse in Tansania verarbeitet werden.

Samuel Sitta, Minister für Ostafrikanische Zusammenarbeit, betonte, die Regierung werde Ausländern keinesfalls erlauben, tansanische Produkte, beispielsweise Milch, in ihrem Land zu verarbeiten und sie dann mit einem fremdländischen Namen zu importieren. Ausländische Firmen holten Früchte aus der Tanga-Region, verarbeiteten sie in Kenia und brächten sie dann zurück nach Tansania. Es sei höchste Zeit, dass die Ausländer Fabriken in Tansania errichteten und die Produkte hier verarbeiteten.

Die Milchproduzenten wehren sich gegen diesen Beschluss. Die in Arusha beheimateten Kisube Women Dairy Farmers wünschen, Premierminister Pinda möge sie besuchen und sehen, wie man ihnen ihren Lebensunterhalt raubte. Sie bitten um Genehmigung, Brookside in Kenia, die größte Molkerei der Region, wieder ihre Milch abholen zu lassen.

Die Behörden werfen Brookside vor, sie habe die Vereinbarung gebrochen, die darniederliegende staatseigene Tanzania Dairies Ltd. zu sanieren und eine moderne Anlage für H-Milch zu errichten. Doch für eine derartige werden 60.000 l benötigt; 2008 konnte Brookside jedoch nur 6.000 abholen. (Guardian 2.3.11)

Zur Vermarktung

Landwirte, die im Rahmen des Lower Moshi Irrigation Scheme Reis anbauten und seit Jahren Rekordernten haben, finden für den Großteil ihres Reises keinen zuverlässigen Markt. Sie sind gezwungen ihre Produkte an Mittelsmänner zu verkaufen, die Schleuderpreise anbieten. Angesichts chronischer Lebensmittelverknappung in einigen Landesteilen ist diese Situation lachhaft. Infolge schlechter Logistik kann der Überfluss leider nicht in Mangelgebiete gebracht werden. Der Transport von Menschen und Waren ist eine große Herausforderung. Die Regierung muss die überflüssige Nahrung kaufen und sie in von ihr verwalteten Silos aufbewahren. Die Landwirte werden gedrängt, fleißiger zu arbeiten. Doch nichts motiviert besser, als ein zuverlässiger Markt. (Citizen 11.1.11)

Zu Investoren

Die in den USA beheimatete Firma AgriSol plant, in den Regionen Katavi und Kigoma 700.000 US$ in landwirtschaftliche Produktion und Verarbeitung zu investieren. Die Firma will auch Partner von Weltklasse beteiligen, um beim Ausbau der landwirtschaftlichen Kapazität zu helfen; außerdem wird sie verarbeitende Betriebe und Jobs schaffen. (DN 9.1.11)

Präsident Kikwete versicherte, während der Durchführung des in der Geschichte Tansanias größten landwirtschaftlichen Projektes, South Agricultural Corridor Growth of Tanzania (SACGOT) genannt, werde die Regierung das Land der Kleinbauern schützen. "Nie werden wir Land der Kleinbauern stibitzen, immer die Landwirte verteidigen, damit sie weiterhin ihr Land besitzen können", versicherte er. Man plant, alle in der Landwirtschaft Beteiligten, Landwirte, privater Sektor, Regierung, heimische und internationale Finanzinstitute und den öffentlichen Sektor zusammenzubringen. "Für uns ist die Landwirtschaft alles. Sie ist die Lebensgrundlage für 80 % der Einwohner, am Bruttosozialprodukt hat sie einen Anteil von 26,5 %, am Export von 30 %; aber sie wächst nur um 4,8 %, weniger als andere Sektoren", führte Kikwete aus.

Premierminister Pinda bat die Tansanier, Vertrauen zu haben. Sie sollten nicht fürchten, man werde ihnen Land klauen zugunsten der Initiativen zur Maximierung dessen, was dem Land, bei der Produktion für heimischen Bedarf und Export möglich ist. (DN 9.1.11; Guardian 14.1.11)

Zur Landflucht

Jedes Jahr verlassen Hunderttausende junger Tansanier die ländlichen Gebiete und suchen in der Stadt Arbeit. Nahezu 50 % der Landbevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze; in den Städten sind es 38 %. Die Dar-es-Salaamer Bevölkerung wächst pro Jahr um etwa 200.000. UN Food and Agriculture und Regierung planen, auf dem Land Arbeitsplätze zu schaffen. Stattet man die junge Landbevölkerung mit Fähigkeiten, Wissen und Produktionsmitteln aus, wird die Landwirtschaft langfristig verbessert. Entscheidend sind eine starke, angemessene Infrastruktur für die Aufbewahrung der Ernte und die Erleichterung des Transports zu den Märkten. Außerdem sollten die Landwirte informiert sein über Markttrends, Preise und Konkurrenz. Dann wird die Abwanderung vom Land in die Stadt verringert oder ins Gegenteil verkehrt. (Citizen 31.1.11)

Zu ehedem verstaatlichten Farmen

Ein Verantwortungsträger der Tanganyika Farmers Association (TFA) sagte, die ehedem verstaatlichten, seit 1990 verlassenen Farmen sollten privatisiert werden.

Große Farmen waren Genossenschaftsverbänden übergeben, von Parastatals oder Dörfern bewirtschaftet worden. Das entsprach der damaligen Politik. Leider wurden viele Farmen verlassen. Sie verwandelten sich in Buschland. Vielleicht sei es falsch gewesen, die Farmen zu verstaatlichen, sagte er. Es war ein Fehler, zu glauben, es funktioniere, wenn die Öffentlichkeit Eigentümer ist.

Er erklärte, es gebe viele Investoren, die die Mittel hätten, um die Farmen wiederzubeleben. Einheimische, die Ernsthaftigkeit bewiesen hatten, sollten Priorität haben. Es sei ein Witz, dass Felder unbestellt bleiben, während es an Lebensmitteln fehlt. (Citizen 22.3.11)