Gesundheit - Reproduktionsmedizin - 03/2014 und Gesundheit III: Psychische und reproduktionsgesundheit: Psychiatrie - 09/2018: Unterschied zwischen den Seiten

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Bei einem Gala-Essen zugunsten von AMREF (African Medical Research Foundation, gegründet 1957 als Flying Doctors) äußerte sich Vizepräsident Bilal besorgt darüber, dass die Sterberate im Umfeld von Schwangerschaft und Geburt zunimmt. Hauptgrund seien fehlende Hebammen (nur 40% der Stellen sind besetzt). AMREF will mit der Kampagne „Aufstehen für Tansanias Mütter“ 1000 neue Hebammen aus-, und 2.800 Hebammen fortbilden.  
Das Gesundheitsministerium hat keine Erkenntnisse darüber, wie viele Personen in TZ an psychischen Erkrankungen leiden. Es schätzt, dass etwa 1% der Bevölkerung solche Probleme hat (mit zunehmender Tendenz), also etwa 500.000 Personen. 48% der Patient/innnen wenden sich an Kliniken, 24% an traditionelle Heiler, andere an Glaubens- und Wunderheiler. Nicht Wenige irren unbehandelt umher. Die NRO „BasicNeeds Tanzania“ rechnet mit etwa 2,5 Mill. psychisch Kranken, von denen nur 20% eine rudimentäre Behandlung erhalten. Die WHO rechnet mit mehr als 2,1 Mill. Depressiven und 1,5 Mill. Menschen mit Angststörungen.


Sprecher mehrerer NRO für Reproduktionsgesundheit wiesen darauf hin, dass Tansania die Ziele der Familienplanung nicht erreichen wird, die jährlich 1 Mill. Abtreibungen, 2,9 Mill. ungewollten Geburten, 18.000 Todesfälle von Müttern und 500.000 von Kindern, zu reduzieren. Der 2010 gestartete Plan sieht vor, die Familienplanungsquote von damals 27% bis 2015 auf 60% (vorwiegend bei Frauen) zu steigern. Maximal seien jedoch 47% erreichbar. Kenia und Ruanda stehen bereits bei 45%.Um das 60%-Ziel zu erreichen, müssten in dem 5-Jahres-Zeitraum USD 88 Mill. aufgewandt werden. Tansania wendet derzeit pro Einwohner und Jahr USD 14,90 auf (die WHO empfiehlt USD 54 / Jahr). „Pfadfinder International“ erklärte, viele Frauen seien an Familienplanung interessiert, fänden aber zu wenig Unterstützung. Die staatlichen Gesundheitszentren seien schlecht ausgestattet, bürokratisch, oft zu weit entfernt, das Personal oft korrupt. Wegen ihres schlechten Rufes werden sie daher von vielen Frauen gemieden.
Etwa 1% der Gesundheitsausgaben werden für psychisch Kranke aufgewendet. Psychiatrische Fachkräfte gibt es nur in den großen Regionalkliniken. Das 1927 gegründete psychiatrische Krankenhaus Mirembe bei Dodoma steht vor großen Herausforderungen. Es soll demnächst aufwändig renoviert werden und bessere Dienste anbieten. Die Psychiatrie-Abteilungen der Kliniken sind überfüllt mit Patienten, die oft aus wohlhabenden Familien stammen und durch Konsum von halluzinogenen und stimulierenden Substanzen ihre geistige Gesundheit eingebüßt haben. Die Kliniken beklagen, dass Familien auch nach Besserung der Symptome ihre Patienten nicht zurücknehmen, was die Überfüllung verschärft.


Ein Staatssekretär im Gesundheitsministerium bedauerte, dass nur 30% der Jugendlichen und jungen Erwachsenen Beratung zu Sexualfragen suchten und sich der „reichlich vorhandenen Verhütungsmittel“ bedienten. So käme es zu Ansteckungen, Frühschwangerschaften und Todesfällen. Vielen Mädchen fehlten Selbstbewusstsein und Wissen, um sich gegen sexuelle Avancen zu wehren. 2012 brachen 8000 Mädchen den Schulbesuch wegen Schwangerschaft ab.
Die Kirchen bieten neben der gewohnten Seelsorge in Gemeinden und Kliniken an einzelnen Krankenhäusern spezialisierte Beratung an und bilden in Kurzkursen Berater/innen aus. Die lutherische Kirche unterhält dafür eine Abteilung für Klinische Seelsorge am KCMC, Moshi (www.kcmc.ac.tz/index.php?q=chap). Die ELCT-Nordost-Diözese betreibt in Lutindi, Tanga-Region die älteste Klinik für psychisch Kranke in Ostafrika, gegründet 1896 von den Bodelschwing‘schen Stiftungen, Bethel.  


Testkäufe der Tageszeitung The Guardian ergaben, dass die für Schwangerschaftsabbruch im Frühstadium vorgesehene Pille Misoprostol trotz Rezeptpflicht auch von jungen Mädchen problemlos „wie Süßigkeiten“ für etwa Tshs 10.000 (€ 5,-) gekauft werden kann. Bei unsachgemäßem Gebrauch und falscher Dosierung kann das Mittel zu Komplikationen führen.
Es gibt in Tansania nur sehr wenige Angebote für durch Unfälle, Naturkatastrophen oder Verbrechen traumatisierte Personen.


Homepages:
Eine Studie amerikanischer und tansanischer Forscher ergab, dass AIDS-Kranke etwa doppelt so oft an Depressionen leiden wie der Bevölkerungsdurchschnitt. Besonders schwere Symptome wiesen Mütter mit AIDS nach einer Geburt auf. Die Betroffenen vernachlässigten die ARV-Einnahme für sich und ihre Säuglinge. Als hilfreich für diesen Personenkreis hätten sich psychotherapeutische Gruppen erwiesen.
* African Medical Research Foundation (AMREF): http://www.amref.org/
* Pathfinders International: http://www.pathfind.org


Guardian13.10.; 06.12.13; 25.01.14; DN 18.12.13; IRIN 19.11.13
Im städtischen Milieu Simbabwes glauben 80% der Befragten, dass psychische Störungen wie Verwirrung und Depression durch spirituelle Faktoren wie erboste Vorfahren verursacht würden. Betroffene versprechen sich häufig Hilfe von traditionellen Sühne- und Beschwörungsriten. Die Forscher empfehlen daher, Anthropologen und traditionelle Heiler in die klassische Psychotherapie einzubinden.


[[Kategorie:03/2014]]
In der Geita-Region, Nordwest-Tansania nahmen sich innerhalb eines Jahres 65 Personen das Leben. Die häufigsten Selbstmordgründe seien Liebeskummer bzw. Eifersucht, Verzweiflung am Leben und Trunksucht.
[[Kategorie:Gesundheitswesen_-_Familienplanung,_Abtreibung]]
 
Citizen 10.10.17; 06.,07.02.18; DN 03.10.16; 02.09.17: Guardian 08.04.; 04.06.18; Mwananchi 24.07.18
 
[[Category:09/2018]]
[[Category:Gesundheitswesen - Krankheiten]]
[[Category:Gesundheitswesen - medizinische Versorgung]]

Aktuelle Version vom 6. Januar 2019, 20:22 Uhr

Das Gesundheitsministerium hat keine Erkenntnisse darüber, wie viele Personen in TZ an psychischen Erkrankungen leiden. Es schätzt, dass etwa 1% der Bevölkerung solche Probleme hat (mit zunehmender Tendenz), also etwa 500.000 Personen. 48% der Patient/innnen wenden sich an Kliniken, 24% an traditionelle Heiler, andere an Glaubens- und Wunderheiler. Nicht Wenige irren unbehandelt umher. Die NRO „BasicNeeds Tanzania“ rechnet mit etwa 2,5 Mill. psychisch Kranken, von denen nur 20% eine rudimentäre Behandlung erhalten. Die WHO rechnet mit mehr als 2,1 Mill. Depressiven und 1,5 Mill. Menschen mit Angststörungen.

Etwa 1% der Gesundheitsausgaben werden für psychisch Kranke aufgewendet. Psychiatrische Fachkräfte gibt es nur in den großen Regionalkliniken. Das 1927 gegründete psychiatrische Krankenhaus Mirembe bei Dodoma steht vor großen Herausforderungen. Es soll demnächst aufwändig renoviert werden und bessere Dienste anbieten. Die Psychiatrie-Abteilungen der Kliniken sind überfüllt mit Patienten, die oft aus wohlhabenden Familien stammen und durch Konsum von halluzinogenen und stimulierenden Substanzen ihre geistige Gesundheit eingebüßt haben. Die Kliniken beklagen, dass Familien auch nach Besserung der Symptome ihre Patienten nicht zurücknehmen, was die Überfüllung verschärft.

Die Kirchen bieten neben der gewohnten Seelsorge in Gemeinden und Kliniken an einzelnen Krankenhäusern spezialisierte Beratung an und bilden in Kurzkursen Berater/innen aus. Die lutherische Kirche unterhält dafür eine Abteilung für Klinische Seelsorge am KCMC, Moshi (www.kcmc.ac.tz/index.php?q=chap). Die ELCT-Nordost-Diözese betreibt in Lutindi, Tanga-Region die älteste Klinik für psychisch Kranke in Ostafrika, gegründet 1896 von den Bodelschwing‘schen Stiftungen, Bethel.

Es gibt in Tansania nur sehr wenige Angebote für durch Unfälle, Naturkatastrophen oder Verbrechen traumatisierte Personen.

Eine Studie amerikanischer und tansanischer Forscher ergab, dass AIDS-Kranke etwa doppelt so oft an Depressionen leiden wie der Bevölkerungsdurchschnitt. Besonders schwere Symptome wiesen Mütter mit AIDS nach einer Geburt auf. Die Betroffenen vernachlässigten die ARV-Einnahme für sich und ihre Säuglinge. Als hilfreich für diesen Personenkreis hätten sich psychotherapeutische Gruppen erwiesen.

Im städtischen Milieu Simbabwes glauben 80% der Befragten, dass psychische Störungen wie Verwirrung und Depression durch spirituelle Faktoren wie erboste Vorfahren verursacht würden. Betroffene versprechen sich häufig Hilfe von traditionellen Sühne- und Beschwörungsriten. Die Forscher empfehlen daher, Anthropologen und traditionelle Heiler in die klassische Psychotherapie einzubinden.

In der Geita-Region, Nordwest-Tansania nahmen sich innerhalb eines Jahres 65 Personen das Leben. Die häufigsten Selbstmordgründe seien Liebeskummer bzw. Eifersucht, Verzweiflung am Leben und Trunksucht.

Citizen 10.10.17; 06.,07.02.18; DN 03.10.16; 02.09.17: Guardian 08.04.; 04.06.18; Mwananchi 24.07.18