Dürre wegen ausbleibender oder verspätet einsetzender Regenzeit - 02/2006

Aus Tansania Information
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Zur Lage

Laut Tanzania Meteorological Agency (TMA) waren die Niederschläge der letzten kleinen Regenzeit (Oktober bis Dezember) in vielen Teilen Tansanias verspätet und unzureichend. In manchen Gegenden waren sie so gering, wie seit 50 Jahren nicht mehr. Man fürchtet, dass die Dürre bis zum Beginn der großen Regenzeit (Mitte März bis Mai) anhält. Im Süden und Südwesten Tansanias aber, wo die Regenzeit normalerweise bis April dauert, erwartet man normale Niederschlagsmengen. In den Regionen Iringa, Lindi, Mbe-ya, Mtwara, Rukwa und Ruvuma begann sie Mitte Januar mit einmonatiger Verspätung. In der Küstenregion und Dar-es-Salaam regnete es zeitweise.

Das Food Security Information Team des Landwirtschaftsministeriums stellte bereits im August 05 fest, dass mehr als 4 Mio. Menschen ab Dez. 05 mit Lebensmittelknappheit rechnen müssen, fast 1 Mio. mit akuter Not.

UNO-Klimaexperten meinen, Äthiopien, Eritrea, Kenia, Somalia, Sudan und Tansania müssten mit schwierigen Zeiten rechnen. Sogar die Regenzeit März bis Mai könnte sich unbefriedigend gestalten. (DN 30.12.05/3.1.06; Guardian 10./ 17.1.06; Citizen 30.12.06; IRIN 26.1.06)

Zur Situation in verschiedenen Gebieten

Im Kwimba-Distrikt (Mwanza-Region) ve-rendeten 360 Rinder, weil es an Gras und Wasser fehlt.

Im Ilemela-Distrikt (Mwanza-Region) leben manche Menschen nur noch von Süßkartoffelblättern. Sechs von zehn Familien litten echte Not, doch sei noch keine Lebensmittelhilfe angekommen, heißt es.

Die lokale Verwaltung der Shinyanga-Region bat die Regierung, unverzüglich zuhelfen. Die Not bedrohe das Leben von Mensch und Tier.

Im Meatu-Distrikt (Shinyanga-Region) fiel seit sieben Monaten kein Regen. Viele Familien leisten sich nur noch eine einzige Mahlzeit pro Tag. "Wir sind dankbar für die Lebensmittelhilfe", sagte ein Dorfvorsitzender. "Aber sie war nur ein Tropfen im Mund eines Durstigen. Der Preis für Getreide steigt gewaltig, der für Vieh sinkt beängstigend." 200 Rinder verendeten. bereits. In der Stadt Shinyanga kostet ein Sack Mais statt 18.000/- TSh nun 30.000/- TSh, 1 kg Bohnen statt 350/- TSh nun 450/- TSh, ein kg Erdnüsse statt 550/- TSh nun 700/- TSh.

Im Mpapwa-Distrikt (Dodoma-Region) verbrauchten die Bauern ihren gesamten Getreidevorrat als Saatgut.

Im Biharamulo-Distrikt (Kagera-Region) wurde ein Mann zu Tode geprügelt, weil man vermutete, er habe durch Zauberei verhindert, dass es regnet.

In Dar-es-Salaam steigen die Lebensmittelpreise, weil wegen der Dürre immer weniger Waren aus dem Hinterland geliefert werden. Nur an Früchten, vor allem Mangos und Ananas, ist kein Mangel.

Laut Caritas fiel in 80 % des Ngorongoro- und des Karatu-Distrikts (Arusha-Region) die Ernte aus. Die Hilfsorganisation plant, bis zur nächsten Ernte Lebensmittel und Saatgut zu verteilen. Sie habe um 800.000 US$ gebeten.

Ein Hirte aus dem Monduli-Distrikt (Arusha-Region) berichtete, er habe fünf Rinder für je 80.000 TSh verkauft, um überleben zu können. Sonst koste eine Kuh 200.000/- TSh. Lebensmittel jedoch würden immer teurer. (DN 6./ 13./21.1.06; Guardian 10./28./ 31.12.05/16.1.06; Observer 22.1.06; Citizen 15.1.06)


Zur Wasserversorgung

In Dar-es-Salaam wird während der kommenden drei Monate Wassermangel herrschen, weil der Wasserstand in den Flüssen, die das Wasser liefern, sehr zurückging. Die Wasserversorgungs-Gesellschaft plant, in der Stadt mehrere Bohrlöcher zu reparieren. Man müsse mit Wassersperren rechnen, heißt es. Oft nur nachts oder sehr früh am Morgen werde es angestellt, klagte eine Frau. Nach den Regenfällen Ende Jan. stieg der Wasserspiegel etwas an. So hofft man auf bessere Versorgung. Premierminister Lowassa wies Wasser-Minis-ter Wassira an, den Einwohnern Dar-es-Salaams die bittere Wahrheit über die anhaltenden Wasserprobleme zu offenbaren.

In Dodoma sind alle Wasserstellen, die Trinkwasser liefern sollen, trocken. Im Stausee, als Sicherheitsventil für Dürrezeiten gedacht, sank der Wasserspiegel auf ein Minimum.

Im Karatu-Distrikt (Arusha-Region) trocknete erstmalig der Seay-Fluss aus. Die Menschen laufen bis zu 20 km nach Wasser. "Ich musste 18 Stunden warten. Die meisten von uns schliefen dort", berichtete eine Frau. Seit drei Jahren herrsche dort Dürre, die Folge von zu vielen Menschen und zu viel Vieh. "Das ist die schlimmste Dürre seit 1950. Aber damals gab es weniger Menschen", erinnert sich eine Dorfbewohnerin.

In Maswa (Shinyanga-Region) wurden die Pumpen abgeschaltet, weil der Wasserspiegel im Sola-Stausee auf ein Minimum sank. Dort kosten 20 l Wasser jetzt etwa 400/- TSh. Die Stadtverwaltung verlangt nur 50/- TSh, aber sie liefert nicht genug. Die Menschen verbringen viele Stunden beim Wasserholen. Pro Tag würden 5 Mio. l Wasser benötigt; nur 0,06 Mio. stehen zur Verfügung. In Mwanza fehlt es an Wasser, weil der Wasserspiegel des Viktoriasees sank. In manchen Gebieten müssen die Menschen ihr Wasser ausTümpeln und anderen unsauberen Wasserstellen holen.

Die Stadt Sansibar hat seit langer Zeit keine solche Wasserknappheit mehr erlebt. Zum Wässern des Gartens, zum Autowaschen und für das Herstellen von Zementblocks darf nur noch ganz wenig Wasser verwendet werden. Es fließt nur zu bestimmten Zeiten.

Im Tunduru-Distrikt (Ruvuma-Region) hat es fast das gesamte vergangene Jahr nicht geregnet. Viele Wasserquellen sind vertrocknet. Sogar die Krankenhäuser können sich seit Monaten nicht darauf verlassen, dass sie Wasser bekommen. (DN 8./12./16./18./ 29.1.06; Guardian 7./17./18./ 20.1.06; Arusha Times 17.12.05; IRIN 11.1.06)

Lebensmittelhilfe

Die Regierung beauftragte einen Sonderausschuss, in allen Distrikten die Versorgungslage zu untersuchen und festzustellen, wie ernst die Lage sei. Sie stellte 54.000 t Mais bereit, die, wenn nötig, von März bis Mai an Bedürftige verteilt werden sollen. 35 Distrikte, in denen die Not besonders groß ist, erhielten bis Ende Januar 20.000 t Mais aus der Strategischen Getreidereserve (SGR). Der Preis pro 1 kg wurde auf 50/- TSh gesenkt. Premierminister Lowassa wies das Landwirtschaftsministerium an, sicherzustellen, dass Lebensmittel, die als Hungerhilfe importiert wurden, unverzüglich in den bedürftigen Gebieten verteilt würden, denn es gebe Händler, die aus der Not Profit schlagen wollten. "Niemand muss Angst haben. Die Versorgungslage ist nicht so schlimm, wie die meisten denken", sagte er. (DN 26.1.06; Guardian 26./28.1.06; IRIN 31,1,06)

Maisimport

Die Geschäftsleute wurden ermutigt, Lebensmittel einzuführen. Die Regierung bot für die nächs-ten drei Monate Zollfreiheit für importierten Mais an, damit der Preis niedrig gehalten werden könne. Händler, die noch Lebensmittel-Vorräte hätten, sollten diese auf den Markt bringen, nicht horten. Ende Januar kamen 300 t Mais im Hafen von Dar-es-Salaam an. Der Importeur sagte, er wolle die Regierung im Kampf gegen die Versorgungsnot unterstützen. Zwei weitere Schiffe mit Mais aus den USA werden für Februar erwartet. (DN 25.1.06; Guardian 26.1.06; IRIN 25.1.06)

Anmerkungen von Regierungsleuten

Präsident Kikwete sagte in seiner Neujahrsansprache, angesichts der schwierigen Situation sollten die Menschen ihre Vorräte mit Bedacht verwenden. Die Lage sei instabil, aber nicht alarmierend, denn die Nation habe noch fast 70.000 t Mais der SGR. Schuld an der Verknappung sei neben den unzuverlässigen Niederschlägen auch der ungeregelte Lebensmittelhandel mit den Nachbarländern, vor allem Sambia und Malawi. Auch dort fehle es an Nahrung. Deshalb und weil einige Händler ihre Ware horteten und auf höhere Preise spekulierten, seien die Preise gestiegen. (DN 1.1.06; Guardian 1.1.06)

Premierminister Lowassa betonte, die Regierung werde alles tun, was in ihrer Macht stehe, um dafür zu sorgen, dass niemand Hungers sterbe. In allen Hungergebieten würden Lebensmittel zu subventioniertem Preis angeboten, oder, wenn nötig, gegen Arbeitsleistung kostenlos ab-gegeben. (Citizen 15.1.06)

Landwirtschaftsminister Mungai sagte, in Anbetracht der Vorräte der SGR und der Vorräte bei den Händlern benütige Tansania keine Lebensmittelhilfe. (DN 9.1.06)


Wild in der Serengeti

100.000 Tiere, vor allem Gnus und Zebras, viele aus Kenia, halten sich nicht an ihre normale Wanderroute, sondern suchen im westlichen Teil des Schutzgebietes Gras und Wasser, auch im besiedelten Land. Die schwächeren und die Jungtiere sterben auf dem Weg. - Obwohl mehr als 1 Mio. Tiere betroffen sind, sei der Tourismus noch nicht in Gefahr, meinen Experten. "Ja, es ist ein trockenes Jahr. Ja, viele Rinder und viele Wildtiere werden sterben. Aber das ist nur Teil des natürlichen Kreislaufes", sagte ein Reiseunternehmensberater. Dass 10 % verenden sei in einem trockenen Jahr nicht ungewöhnlich. (DN 6./13.1.06)

Hunger-Flüchtlinge

Seit Dezember 05 flohen mehr als 2.500 Burundier nach Tansania, um der Dürre in der dortigen Ostprovinz zu entgehen. Mindestens 771 wurden in einem Flüchtlingslager aufgenommen. Die anderen sind bei tansanischen Familien untergekommen. (Guardian 18.1.06; Citizen 17.1.06)

Gebet um Regen

Premierminister Lowassa forderte die Tansanier auf, Regen zu erbitten. (Citizen 12.1.06)

Die Huduma ya Good News veranstaltete in Dar-es-Salaam im Jangwani-Stadion einen machtvollen Gebetsgottesdienst. Groß war der Jubel, als kurz darauf Regen fiel. Der ehemalige Regional Comissioner von Dar sagte, man müsse Gott sagen, welche Art von Regen man erbitte, denn es gebe auch Verderben bringenden. (Msema Kweli, Habari Njema, Nyakati 221.06)