Ausbreitung des Schädlings Armyworm - 04/2006

Aus Tansania Information
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Experten zur Gefährdung durch den Armyworm

Während ganz Tansania unter langer Dürreperiode und Lebensmittelknappheit leidet, sagen Experten des Zentrums für Armyworm-Warnung (AFSC) in Tengeru (Arusha-Region) eine noch größere Katastrophe voraus. Verursacht werde sie vom Armyworm, Spodoptera exempata, einer Raupe, die sich über weite Entfernungen ausbreitet und die Ernte vernichtet. Die AFSC ist in Afrika die einzige Stelle, die den Armyworm beobachtet. Sie berichtete, der Schädling habe in Südtansania innerhalb eines Monats 60.000 ha Getreidefelder verwüstet. Der Armyworm ist, was den angerichteteten Schaden betrifft, der Heuschrecke vergleichbar. Er kann auch Haustieren und Wild den Tod bringen, denn die befallenen Pflanzen sondern zum Selbstschutz das giftige Cyanid-Gas ab. Grasen die Tiere auf solchen Weiden, verenden sie u. U. in wenigen Stunden. '99 wurde Tansania letztmalig massiv vom Armyworm heimgesucht. Damals wurde die Ernte auf vielen tausend ha Ackerland vernichtet. (Arusha Times 11.2.06)

Das AFSC gab bekannt, fast 50 % Tansanias seien vom Armyworm bedroht. Wilfred Mushobozi, National Armyworm Coordinator, für ganz Afrika wichtigster Armyworm-Experte, sagte, es könne zu einer akuten Lebensmittelverknappung kommen. "Nimmt man diese Warnung nicht ernst, werden viele Mais-, Hirse-, Reis-, Weizen- u. a. Getreidefelder vernichtet. Besonders gefährdet sind die jungen Pflanzen. Hirten sollten ihre Tiere nicht in befallenen Gegenden weiden lassen", warnte er. Die lang anhaltende Dürre und die spärlichen Niederschläge in Gegenden, die sonst das ganze Jahr viel Regen haben, hätten ideale Bedingungen für massenweise Vermehrung des Armyworm im südlichen Afrika geschaffen. Schlimm sei das vor allem für Malawi, Mosambik, Sambia und Simbabwe, denen die Dürre bereits sehr zusetze. (Guardian 6.2.06)

Vorwürfe und Rücktritt eines Experten

Ende Februar sagte Mushobozi, seit 15 Jahren National Armyworm Coordinator, bei einer Pressekonferenz, er trete zurück, weil ein 'Syndikat' die Bemühungen um ein Eindämmen der das Land bedrohenden Armyworm-Plage zunichte mache. "Die mit Steuermitteln gekauften Pestizide entschwanden über ein gut organisiertes Syndikat, das von ganz oben bis unten reicht. Einige haben sich mit Hilfe dieser Katastrophe bereichert, indem sie Pestizide verkauften, die kostenlos an arme Landwirte verteilt werden sollten." Dubioserweise seien sie auf den Märkten in Moshi und Arusha zu Schleuderpreisen zu haben. "Ich trete zurück wegen der himmelschreienden Gleichgültigkeit auf Seiten einiger meiner Vorgesetzen. Eine Schande für das Land!" Am 18.1.06 habe man der Zentrale des Pflanzenschutz-Dienstes in Dar-es-Salaam, der dem Amt des Premierministers zugeordneten Katastrophenabteilung, eine Warnung zukommen lassen. Doch erstaunlicherweise sei nichts unternommen worden. (Guardian 1.3.06; Arusha Times 4.3.06)

Zu den verwendeten Pestiziden

Im östlichen Afrika tritt der Armyworm häufig auf. Auf 1 m5 findet man dort mehr als 1.000 Larven. Welche Pestizide man wählt, hängt vom Ausmaß des Befalls ab. In manchen Ländern Ostfrikas verwendet man für die Bekämpfung des Armyworm noch immer DDT, doch weltweit lehnt man dieses Mittel ab, weil es der Umwelt schade. Anhaltende Verwendung von Dieldrin und Endrin waren wirkungslos. Immer mehr setzt man sicherere und rascher wirkende Mittel wie Cypermethrin ein. (IRIN 27.2.06)

Zur Verbreitung des Armyworm

Anfang bzw. Ende Januar tauchte der Armyworn im Kyela- und im Mbozi-Dis-trikt (Mbeya-Region) auf. "Wir hatten eine Rekord-Reis- und Maisernte erwartetet", berichtete ein Landwirt von Kyela. Man sei nun dabei, den Armyworm zu bekämpfen. Die Regierung habe 200 l Dazbon, ein Spritzmittel, zur Verfügung gestellt. (Guardian 1.2.06)

In den Distrikten Newala und Tandahimba (Mtwara-Region) verwüstete der Armyworm 1.200 ha Mais- und Reisfelder, außerdem Weideland. Es fehlt dort an Insektiziden und Spritzen. Jeder der beiden Distrikte benötige mindestens 5.000 l Spritzmittel, doch nicht einmal die vom Landwirtschaftsministerium auf den Weg gebrachten 800 l seien bisher angekommen, sagte der Landwirtschaftsberater der Region. (DN 7.2.06)

Zum Kampf gegen den Armyworm

Regierung und Bevölkerung bekämpfen den Armyworm. Aber bis 17. Febr. waren erst weniger als 10 % der damals befallenen 63.000 ha Ackerland (Weiden nicht gerechnet) behandelt worden. Ministerpräsident Lowassa bat die Gebergemeinschaft, die tansanische Regierung beim Kampf gegen den Armyworm zu unterstützen. Der Botschafter der USA kündete an, seine Regierung werde 50.000 US$ bereitstellen. Ein amerikanischer Fachmann habe bei seiner Untersuchung einen Ausbruch von historischem Ausmaß festgestellt. (Arusha Times 4.3.06)