Aktuelles: Elefanten extrem dezimiert - 09/2015

Aus Tansania Information
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Elfenbein-Schmuggel

Bei einer Routinekontrolle am Flughafen Zürich wurden drei Chinesen mit 262 kg illegalen Elfenbeins und 1 kg Löwenzähnen und -klauen ertappt. Wie Überwachungskameras des Flughafens Dar-Es-Salaam zeigen, hatten sie das Schmuggelgut mit Hilfe zweier Kontrolleure der Armee an allen Kontrollen vorbeigeschleust. Der größte Flughafen des Landes ist mit modernen Detektoren für Elfenbein und anderes Schmuggelgut, sowie Spürhunde-Staffeln ausgestattet. Die vom WWF trainierten Hunde können Elfenbein aufspüren. Alle Überwacher des Ministeriums für Naturschätze waren in der fraglichen Nacht nicht auf ihrem Posten. Die Flughafenbehörde will nun ein System zur Überwachung der Kontrolleure erwerben.

Elefantenpopulation schwindet

Tansania gilt als Zentrum der Elefanten-Wilderei und als Transitland für den Elfenbeinschmuggel aus Nachbarländern nach China. 85% allen weltweit beschlagnahmten afrikanischen Elfenbeins stammten DNA-Analysen zufolge aus Westafrika und Tansania. Seit der Unabhängigkeit Tansanias 1961 ging die Zahl der Elefanten von 350.000 auf 43.521 (Nov. 2014) zurück. Nachdem im Selous-Wildschutzgebiet von 109.000 Elefanten nur noch 13.084 übrig waren, zogen die gut organisierten Wildererteams in den Ruaha Nationalpark und töteten dort 2013 60% der Elefanten, d.h. 1000 Tiere monatlich. Die kenianische Wildschutzbeauftragte befürchtet zunehmende Verluste an kenianischen Elefanten, vor allem im Amboseli-Nationalpark, da die Tiere häufig zwischen Tansania und Kenia wandern. Die Touristenführer meiden im Gegensatz zu früher Ansammlungen von Geiern, um ihren Gästen den Anblick niedergemetzelter Elefantenfamilien zu ersparen. Experten berichten, dass sich die verbliebenen Elefanten der Bedrohung anpassen, menschenscheu und nachtaktiv werden.

Zweifel an Staatsregierung

Experten zufolge ist Wilderei in diesem Ausmaß und der fast ungehinderte Export des Elfenbeins nur möglich, weil mächtige Verbrechersyndikate von wichtigen Persönlichkeiten in der Politik geschützt werden. Der Elefantenexperte Dr. A. Kikoti erinnert daran, dass der frühere Tourismus-Minister K. Kagasheki entlassen wurde, nachdem er dem Präsidenten eine geheime Liste hoher Politiker übergeben hatte, die in die organisierte Wilderei verstrickt sein sollen. Er stürzte über Menschenrechtsverletzungen bei einer Armeekampagne gegen Wilderei 2013. Die Streitkräfte hatten sich hauptsächlich gegen Viehhirten und Gelegenheitswilderer gewandt, aber keinen Erfolg gegen das organisierte Verbrechen erzielt [Vgl. TI Jan. 2014, S.1; Nov. 2014, S. 11-12].

Laut Dr. Kikoti geht der derzeit zuständige Tourismus-Minister Nyalandu nicht entschlossen gegen das mächtige Netzwerk korrupter Polizei-, Passbehörden- und Wildschutz-Mitarbeiter, sowie Politiker vor, die das Wilderer-Syndikat decken. Daher zeigt die umfassende internationale Unterstützung des Wildschutzes in Tansania nur bescheidene Wirkung. Nyalandu erntete Kritik von Umweltschützern, als er äußerte, die 12.000 im Ruahapark vermissten Elefanten seien wohl in Nachbarländer ausgewandert. Noch immer hat die Regierung das Ergebnis der von einem amerikanischen Millionär finanzierten Zählung der Ruaha-Elefanten nicht veröffentlicht.

Im November soll eine erneute Zählung im Ruahapark und angrenzenden Wildschutzgebieten die aktuelle Zahl der Elefanten erheben. Das Tourismus-Ministerium plant eine Aufklärungs-Kampagne „Stolz auf unser Wild“ mit nationalen und internationalen Berühmtheiten. Auch Wildschutz-Organisationen betreiben Öffentlichkeitsarbeit unter dem Motto „Wilderei bestiehlt uns alle“. Man befürchtet mit schwindendem Wildbestand, viele Arbeitsplätze in der Tourismusbranche zu verlieren. Statistisch generiert ein Elefant $ 1,6 Mill. Einkommen, während die lokalen Wilderer nur $ 2.800 für ein getötetes Tier einnehmen. Rechnerisch bedeuten die gewilderten Elefanten Tansanias damit einen Verlust von $ 105 Milliarden.

Löwenzählung

Das Institut für Wildtier-Forschung (TAWIRI) entwickelt zusammen mit der Mississippi State University und weiteren Wildschutz-Organisationen eine genaue und kostengünstige Methode, Häufigkeit und Verteilung von Löwenpopulationen zu erfassen. Sie soll in ganz Tansania und später afrikaweit zuverlässige Informationen liefern.

Royale Unterstützung

Prinz Harry von England wird an einer dreimonatigen Wildschutz-Kampagne der Londoner Zoologischen Gesellschaft in Südafrika, und Tansania teilnehmen. Er soll mit Parkwächtern und Veterinären arbeiten, um die Situation vor Ort kennenzulernen.

Business Times 14.08.15; Citizen 22.06.; 13.,14.07.; 05., 18.,20.08.15; Guardian 19.08.15; Pesa Times 04.06.15; The Star 14.08.15