Aktuelles: Kirchen und Religionen - 07/2018 und Aktuelles: Klima der Angst - 03/2018: Unterschied zwischen den Seiten

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==Islamische Gemeinschaft==
==Gewalttaten mehren sich==


Das Ende des Fastenmonats Ramadan wird in Tansania mit zwei Feiertagen begangen. Der Mufti A. Zubeiry forderte die Gläubigen auf, sich nicht abzukapseln, Wohltaten nicht auf Muslime zu beschränken und allen Bürgern mit Respekt zu begegnen. Zubeiry nahm nicht Stellung zu Verletzungen der Grundrechte, sondern forderte alle Scheichs und Imame auf, Frieden und Patriotismus zu predigen. Präsident Magufuli habe Großes vollbracht und verdiene Anerkennung und Unterstützung.  
Z. Kabwe, Vorsitzender der oppositionellen ACT-Wazaldendo, wurde in Morogoro bei einer Parteiversammlung verhaftet und zur Befragung festgehalten. Zwei führende Chadema-Politiker wurden in Mbeya zu fünf Monaten Haft wegen Beleidigung des Präsidenten verurteilt. Sie hatten an Attentate und Entführungen in jüngster Zeit erinnert.


Die „Islamischen Gemeinschaften und Einrichtungen Tansanias“ veröffentlichten eine Botschaft zum Ramadan-Ende, die die von der katholischen und lutherischen Kirche formulierte Kritik an der Einschränkung von Grundrechten aufnimmt. Die Botschaft verlangt, die Entführungen und Tötungen von Menschen aufzuklären, Unabhängigkeit von Parlament, Wahlkommission und Justiz, Versammlungsfreiheit für die Opposition, Achtung der Verfassung und eine revidierte Verfassung auf der Basis der Warioba-Kommission. Die Regierung müsse Kritik ertragen und dürfe Kritiker nicht einschüchtern.  
Polizei umstellte und durchsuchte den Sitz der oppositionellen CUF auf Sansibar. Ein Parteisprecher beschuldigte die Beamten, sie wollten gefälschte Beweismittel deponieren, die man später gegen die Partei verwenden wollte.


Der offizielle Islamrat (BAKWATA) untersagte, dass in Moscheen Kampfsport wie Karate unterrichtet wird. In Kinononi, Dar-Es-Salaam wird die größte Moschee Ostafrikas mit 8.000 Plätzen, Bibliothek und Geschäften erbaut. Sie wird vom marokkanischen König Mohammed IV finanziert, der auch ein neues Fußball-Stadion in Dodama stiftet.
In Kinondoni, DSM und Morogoro wurde je ein Chadema-Lokalpolitiker mit Macheten erschlagen. Chadema-Chef F. Mbove beschuldigte die regierende CCM, hinter den Angriffen zu stecken.


Guardian 17.06.18; DN 13.06.18; Mwananchi 17.06.18; Muungwana-blog 16.06.18
Im Muleba-Distrikt, Kagera-Region wurde ein Pfarrer, der für die Chadema kandidieren wollte, entführt und geschlagen. Er sollte TZS 12 Mill. annehmen und auf seine Kandidatur verzichten. Der Chadema-Generalsekretär beschuldigte die Polizei, nicht ernsthaft nach den Tätern zu fahnden.


==Kritik aus Kirchen, Reaktionen==
Eine 21-jährige Studentin wurde erschossen, als sie im Bus an einer Auseinandersetzung zwischen Polizei und Demonstranten vorbeifuhr. Parteien und Bürger forderten den Innenminister und den Polizeipräsidenten auf, wegen der exzessiven Gewaltanwendung der Ordnungskräfte zurückzutreten. Studienkollegen zeigten sich empört wegen der zynischen Bemerkung des DSM-Regionschefs, jeder müsse mal sterben. Ihre Plakate sagten „Die Mörder können sich nicht selbst überführen“. Dr. Magufuli ordnete eine Untersuchung an.


Der Leitende Bischof der ELCT Dr. F. Shoo betonte, die Osterbotschaft „Unsere Nation – unser Friede“ der lutherischen Bischöfe und ihr Ruf nach einer demokratisch legitimierten Verfassungsreform sei sorgfältig durchdacht und im Geist konstruktiver Kritik formuliert, um Frieden und gesellschaftlich-politische Stabilität im Land zu fördern. Sie solle zu Fürbitte für das Land und seine Politiker anregen. Christen und Bürger sollten sie sorgfältig bedenken. Politiker sollten es vermeiden, die Bürger gegeneinander aufzubringen. Das würden sie nicht hinnehmen. Ähnlich hatten sich im Februar die 35 katholischen Bischöfe in einem Fastenbrief geäußert [TI März 2018, S. 2; TI Mai 2018, S. 2]. Kardinal Pengo distanzierte sich allerdings inzwischen davon.
Citizen 08.,19.,23.02.18; Guardian 19.,23.,27.02.18; East African 24.02.18; Mwanahalisi 22.02.18


Drei ELCT-Bischöfe (Dr. S. Masangwa / Nord-Zentral-, Dr. Alex Malasusa / Ost- und Küsten- und L. Mbedule / Südost-Diözese) ließen die gemeinsam beschlossene regierungskritische Osterbotschaft vom 15. März nicht im Gottesdienst verlesen. Eine Versammlung der ELCT-Bischöfe in Arusha sanktionierte die drei Abtrünnigen. Sie müssen bis September schriftlich erklären, ob sie die Osterbotschaft unterstützen oder nicht. Sie dürfen bis auf Weiteres außerhalb ihrer Diözesen keine Amtshandlungen mehr vornehmen.
==Proteste, Verurteilungen==


Bischof L. Mbedule erklärte, die Botschaft der Bischöfe sei auf Wunsch der Pfarrerkonferenz wegen interner Spannungen erst nachträglich verlesen worden und entschuldigte sich für die Verspätung. Er stehe hinter der Botschaft.
Das Tanzania Centre for Democracy ([http://www.tcd.or.tz/ www.tcd.or.tz]), ein Forum der im Parlament vertretenen Parteien, strebt eine Audienz beim Präsidenten an, um seine Besorgnisse zu diskutieren und für eine neue Verfassung zu werben. Die aktuellen Probleme resultierten aus dem Fehlen von starken Institutionen zur Sicherung der Rechtsstaatlichkeit.


Das Innenministerium forderte die lutherischen und katholischen Bischöfe schriftlich auf, ihre „politisch motivierten“ Botschaften zur Lage der Nation innerhalb von 10 Tagen zu widerrufen und drohte widrigenfalls rechtliche Schritte an. Die Oppositionsparteien forderten im Parlament eine offizielle Stellungnahme der Regierung zu diesem beispiellosen Vorgehen. Die stellvertretende Parlamentspräsidentin ließ den Antrag aber nicht zu, da religiöse Angelegenheiten im Parlament nicht diskutiert werden dürften. Die Opposition forderte die Kirchen auf, die Drohungen zu ignorieren und erinnerte daran, dass die Kirchenmitglieder ihren geistlichen Führern mehr vertrauten als den Regierungsorganen. Der Innenminister M. Nchemba erklärte, das Ultimatum nicht zu kennen. Er habe den Verfasser bis zur Klärung der Umstände suspendiert.
Der Vorsitzende der islamischen Gemeinschaften Scheich M. Kundecha sagte, das Land befinde sich in einem Zustand der Angst. Der Vorsitzende des Christenrates CCT Bischof Dr. A. Cheyo erklärte, der Staat respektiere nicht das Recht auf Leben und freie Meinungsäußerung. Er müsse die Sicherheit der Bürger garantieren.


Präsident, Ministerpräsident und weitere Regierungssprecher versicherten alle Religionen ihres Wohlwollens, warnten aber davor, Religion und Politik zu vermischen. In Anspielung auf Oppositionspolitiker, die Elemente der kirchlichen Botschaften zur Lage der Nation aufgegriffen hatten, mahnte die Regierung die Kirchen, nicht „andere“ für sich sprechen zu lassen. Dies verwirre die Bürger, führe das Land in die Irre und könne Regierung und Kirchenführer gegeneinander aufbringen. Aufgabe der Kirchen sei es, Frieden und Harmonie zu fördern, nicht Gegensätze zu verschärfen.  
105 zivilgesellschaftliche Organisationen prangerten in einer gemeinsamen Erklärung die „vielfachen und beispiellosen Verletzungen von Menschen- und Demokratie-Rechten“ unter der Magufuli-Regierung an. Menschenrechtler, Journalisten, Politiker und Bürger seien angegriffen, gefoltert oder entführt worden. Die Vorfälle müssten von unabhängigen Vertretern ziviler und religiöser Gruppen aufgeklärt werden. Es sei ein schwerer Fehler, damit die Polizei zu betrauen, die in die Übergriffe verwickelt sei.


Der Bischof der „Charismatisch-Episkopalen Kirche Tansanias“ versicherte in Mwanza, seine Kirche wende sich gegen eine Konfrontation von Kirchen und Regierung. Der Mwanza-Regionalkommissar lobte die erfolgreiche Arbeit der interreligiösen Friedenskommissionen, die eingesetzt wurden, nachdem in der Region mehrere Kirchen angezündet worden waren.
Verantwortliche christlicher und islamischer Gruppen in Mwanza erinnerten den Staat in einem Kommuniqué zu Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit an seine Aufgabe, die Bürger vor Entführungen und Gewalttaten zu schützen.  


Citizen 29.04.; 07.,12.06.18; DN 11.,13.06.18; East African 31.03.; 04.04.; 09.,10.06.18; Guardian 08.,11.,13.06.18; Mwananchi 26.03.; 29.,30.04.18; Nipashe 12.06.18; Erklärung des ELCT-Bischofsrats auf deutsch bei [http://www.mission-einewelt.de/ www.mission-einewelt.de]; ''Weiteres aus Kirchen und Religionen in der nächsten Ausgabe der Tansania Information''
Die katholische Bischofskonferenz benannte in ihrem Fastenbrief deutlich Defizite der Magufuli-Regierung:
* Die Versammlungsfreiheit von Parteien und Bürgern sei bis zur nächsten Wahl aufgehoben, dies sei ein klarer Verfassungsbruch.
* Medien würden behindert und eingeschüchtert.
* Die Freiheit von Richtern und Abgeordneten werde eingeschränkt.
* Dies alles führe zu Spaltungen, Hass und Rachegelüsten in einem Ausmaß, das die Zukunft der Nation in Frage stelle. All dem müssten sich Christen entgegenstellen und zur Umkehr aufrufen.


[[Category:07/2018]]
Der diplomatische Vertreter der EU sagte, die Morde und das Verschwinden von Politikern und Menschenrechtsaktivisten seien beunruhigend. Sie bedrohten demokratische Werte und die Rechte der tansanischen Bürger in einem Land das für seine Stabilität, Friedlichkeit und Freiheiten respektiert wurde. Gemeinsam mit den Bürgern rufe die EU die Verantwortlichen auf, das Recht zu respektieren und Gewalttaten nicht straflos zu dulden. Die Botschafter Kanadas, Norwegens und der Schweiz schlossen sich der EU-Erklärung an. Die US-Botschaft zeigte sich beunruhigt über die Morde an Politikern und gewaltbetonte politische Konfrontationen.
[[Category:Religion - Staat und Religion]]
 
Der ACT-Wazalendo-Vorsitzende rief zu einem nationalen Dialog auf, um die tiefen Risse in der Gesellschaft zu überwinden. Regierungssprecher bestritten wiederholt, dass die Morde politisch motiviert sind.
 
Citizen 16.,22.,23.,25.,26.02.18; East African 22.,24.02.18; Mwanahalisi 16.02.18
 
[[Category:03/2018]]
[[Category:Innere Angelegenheiten - Innere Sicherheit]]

Aktuelle Version vom 6. Januar 2019, 20:21 Uhr

Gewalttaten mehren sich

Z. Kabwe, Vorsitzender der oppositionellen ACT-Wazaldendo, wurde in Morogoro bei einer Parteiversammlung verhaftet und zur Befragung festgehalten. Zwei führende Chadema-Politiker wurden in Mbeya zu fünf Monaten Haft wegen Beleidigung des Präsidenten verurteilt. Sie hatten an Attentate und Entführungen in jüngster Zeit erinnert.

Polizei umstellte und durchsuchte den Sitz der oppositionellen CUF auf Sansibar. Ein Parteisprecher beschuldigte die Beamten, sie wollten gefälschte Beweismittel deponieren, die man später gegen die Partei verwenden wollte.

In Kinondoni, DSM und Morogoro wurde je ein Chadema-Lokalpolitiker mit Macheten erschlagen. Chadema-Chef F. Mbove beschuldigte die regierende CCM, hinter den Angriffen zu stecken.

Im Muleba-Distrikt, Kagera-Region wurde ein Pfarrer, der für die Chadema kandidieren wollte, entführt und geschlagen. Er sollte TZS 12 Mill. annehmen und auf seine Kandidatur verzichten. Der Chadema-Generalsekretär beschuldigte die Polizei, nicht ernsthaft nach den Tätern zu fahnden.

Eine 21-jährige Studentin wurde erschossen, als sie im Bus an einer Auseinandersetzung zwischen Polizei und Demonstranten vorbeifuhr. Parteien und Bürger forderten den Innenminister und den Polizeipräsidenten auf, wegen der exzessiven Gewaltanwendung der Ordnungskräfte zurückzutreten. Studienkollegen zeigten sich empört wegen der zynischen Bemerkung des DSM-Regionschefs, jeder müsse mal sterben. Ihre Plakate sagten „Die Mörder können sich nicht selbst überführen“. Dr. Magufuli ordnete eine Untersuchung an.

Citizen 08.,19.,23.02.18; Guardian 19.,23.,27.02.18; East African 24.02.18; Mwanahalisi 22.02.18

Proteste, Verurteilungen

Das Tanzania Centre for Democracy (www.tcd.or.tz), ein Forum der im Parlament vertretenen Parteien, strebt eine Audienz beim Präsidenten an, um seine Besorgnisse zu diskutieren und für eine neue Verfassung zu werben. Die aktuellen Probleme resultierten aus dem Fehlen von starken Institutionen zur Sicherung der Rechtsstaatlichkeit.

Der Vorsitzende der islamischen Gemeinschaften Scheich M. Kundecha sagte, das Land befinde sich in einem Zustand der Angst. Der Vorsitzende des Christenrates CCT Bischof Dr. A. Cheyo erklärte, der Staat respektiere nicht das Recht auf Leben und freie Meinungsäußerung. Er müsse die Sicherheit der Bürger garantieren.

105 zivilgesellschaftliche Organisationen prangerten in einer gemeinsamen Erklärung die „vielfachen und beispiellosen Verletzungen von Menschen- und Demokratie-Rechten“ unter der Magufuli-Regierung an. Menschenrechtler, Journalisten, Politiker und Bürger seien angegriffen, gefoltert oder entführt worden. Die Vorfälle müssten von unabhängigen Vertretern ziviler und religiöser Gruppen aufgeklärt werden. Es sei ein schwerer Fehler, damit die Polizei zu betrauen, die in die Übergriffe verwickelt sei.

Verantwortliche christlicher und islamischer Gruppen in Mwanza erinnerten den Staat in einem Kommuniqué zu Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit an seine Aufgabe, die Bürger vor Entführungen und Gewalttaten zu schützen.

Die katholische Bischofskonferenz benannte in ihrem Fastenbrief deutlich Defizite der Magufuli-Regierung:

  • Die Versammlungsfreiheit von Parteien und Bürgern sei bis zur nächsten Wahl aufgehoben, dies sei ein klarer Verfassungsbruch.
  • Medien würden behindert und eingeschüchtert.
  • Die Freiheit von Richtern und Abgeordneten werde eingeschränkt.
  • Dies alles führe zu Spaltungen, Hass und Rachegelüsten in einem Ausmaß, das die Zukunft der Nation in Frage stelle. All dem müssten sich Christen entgegenstellen und zur Umkehr aufrufen.

Der diplomatische Vertreter der EU sagte, die Morde und das Verschwinden von Politikern und Menschenrechtsaktivisten seien beunruhigend. Sie bedrohten demokratische Werte und die Rechte der tansanischen Bürger in einem Land das für seine Stabilität, Friedlichkeit und Freiheiten respektiert wurde. Gemeinsam mit den Bürgern rufe die EU die Verantwortlichen auf, das Recht zu respektieren und Gewalttaten nicht straflos zu dulden. Die Botschafter Kanadas, Norwegens und der Schweiz schlossen sich der EU-Erklärung an. Die US-Botschaft zeigte sich beunruhigt über die Morde an Politikern und gewaltbetonte politische Konfrontationen.

Der ACT-Wazalendo-Vorsitzende rief zu einem nationalen Dialog auf, um die tiefen Risse in der Gesellschaft zu überwinden. Regierungssprecher bestritten wiederholt, dass die Morde politisch motiviert sind.

Citizen 16.,22.,23.,25.,26.02.18; East African 22.,24.02.18; Mwanahalisi 16.02.18