Aktuelles: Coronakrise in Tansania - 04/2020

Aus Tansania Information
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Allgemein

Bei Redaktionsschluss waren in Tanzania 19 Fälle von Covid-19-Infektionen bekannt. 14 davon waren laut Gesundheitsministerin U. Mwalimu im Ausland erfolgt und mit Reisenden ins Land gekommen. Eine Person habe sich in Tansania bei einem Reisenden angesteckt. Alle seien in ärztlicher Behandlung, ihre Kontaktpersonen isoliert. Die erste Patientin sei bereits wieder genesen und virusfrei.

In den sozialen Netzwerken wurde intensiv diskutiert, ob die offiziell genannten Fälle wirklich alle Erkrankungen seien, ob es eine Dunkelziffer und somit bereits eine laufende Ansteckungswelle im Lande gebe. Aus Krankenhäusern war bis dato nichts über gestiegene Zahlen schwerer Lungenerkrankungen bekannt. itv.co.tz    26.03.20

Chronik

Die Nachrichten über die Ausbreitung des Coronavirus wurden seit Februar auch in Tansania zunehmend aufmerksam verfolgt. Ende Februar gab die islamische Organisation BAKWATA die Aussetzung der diesjährigen Pilgerfahrt nach Mekka bekannt. Seit Anfang März forderten Politiker die Bevölkerung zu häufigem Händewaschen und Abstandhalten auf. Ein Photo vom Besuch des Oppositionspolitikers Seif Hamad bei Präsident Magufuli am 4. März, wobei beide sich durch Berühren der Füße grüßten, wurde über die sozialen Netze geteilt und trug zur Bekanntheit des Coronathemas bei.

Gesundheitsministerin Ummy Mwalimu stimmte auf einem Seminar eine Gruppe von religiösen Führer auf Maßnahmen wie Abstandhalten und Unterlassen von körperlichen Kontakten ein. Der Fußballverband wies Schiedsrichter und Mannschaften an, auf das Händeschütteln zu verzichten. Die chinesische Botschaft dankte am 6. März für die Angebote tansanischer Ärzte, in China auszuhelfen.

Am 07. März untersagte Sansibar die Einreise aus Italien und stoppte die Flüge von dort. Am 13. März wurde die erste Covid-19-Infektion aus dem Nachbarland Kenia bekannt. Magufuli rief umgehend die Medien auf, laufende Hinweise über die Vermeidung von körperlichen Kontakten und Händewaschen in ihre Sendungen aufzunehmen. Die Regierung wies alle Distrikte an, Isolierräume für Infizierte auszuweisen. Am 15. März schloss Kenia seine Außengrenzen.

Die erste an Covid-19 erkrankte Person war eine Tansanierin, die nach ihrer Rückkehr aus Belgien, am 16.03. positiv getestet und isoliert wurde wurde. Am folgenden Tag wurden alle Schulen und Kindergärten für 30 Tage geschlossen. Am 18.03. wurden ein US-Amerikaner in Dar es Salaam und ein Deutscher in Sansibar positiv getestet. Alle Sportveranstaltungen und der Freiheits-Fackellauf wurden ausgesetzt.

Alle Geschäfte und öffentlichen Einrichtungen müssen Waschgelegenheiten vorhalten, wo Besucher sich vor dem Betreten die Hände mit Wasser und Seife oder Desinfektionsmitteln reinigen sollen. Bei zahlreichen Straßenhändlern war dies bisher nicht durchzuführen. Die Gefängnisverwaltung untersagte alle Besuche bei Gefangenen.

Am 22.03. nahm Präsident Magufuli an einer Messfeier in Dodoma teil. Er rief in einer improvisierten Ansprache die Teilnehmer dazu auf, Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten und keine Angst zu verbreiten. Gottesdienste würden weiter stattfinden, das Virus könne im Leib Christi keinen Bestand haben und würde verbrennen. Am Nachmittag teilte er auf einer Pressekonferenz mit, die Zahl der Covid-19-Fälle sei bei 12 angelangt. 11 von ihnen hätten sich im Ausland angesteckt, einer im Lande. Ab sofort seien alle Einreisenden verpflichtet, sich in eine 14-tägige Selbstisolierung auf eigene Kosten zu begeben. Nachrichten zur Epidemie dürften nur die Gesundheitsministerin, der Premier oder er selbst bekannt geben.

In der folgenden Woche stellten zahlreiche Fluggesellschaften den Verkehr mit Tansania ein. Bei Redaktionsschluss bot Ethiopian Air die einzige regelmäßige Verbindung nach Europa an. Deutschland organisierte einen Evakuierungsflug für Touristen auf Sansibar.

Die Presse berichtete über Probleme bei der Selbstisolierung; Passagiere würden in Hotels gebracht, die auf die Aufnahme dieser Gäste nicht vorbereitet seien, und viele Reisende könnten die von der Regierung ausgewählten Hotels nicht bezahlen. Die Auswirkungen der Krise auf Hotels und Touristik-Unternehmen zeichnen sich ab. Für Städte wie Arusha werden gravierende Folgen befürchtet. Dort hängen 40% der Arbeitsplätze und 70% der Umsätze vom Tourismus ab. Die vielen internationalen Agenturen in der Stadt reduzierten Personal und Dienstreisen. Auf Sansibar sind bereits 95% wegen ausbleibender Gäste geschlossen. Die Lodges in den Nationalparks stellen den Betrieb zunächst bis Mitte Juni ein.

Die 500 tansanischen Studenten in China sollen weiterhin gesund und sicher sein.

Infolge der Covid-19 Pandemie wurden in Tansania alle politischen Versammlungen untersagt. Die Oppositionspartei CHADEMA hatte zunächst angekündigt, dieses Verbot nicht beachten zu wollen, lenkte aber später ein. P. Makonda, Regionalkommissar von Dar es Salaam, erklärte dazu, der Sohn des CHADEMA Führers Mbowe sei an COVID-19 erkrankt, nur deshalb sei die Partei zur Einsicht gekommen. Sie verlangte eine Schließung der Außengrenzen. Die Regierung erklärte, Tansania werde seine Grenzen offenhalten.

Citizen 01.,05.,08.,14.,17.,18.,19.,25.03.20; DN 05.,06.,07., 20.,29.,30.03.20; Guardian 19.,25.03.20; Mtanzania 29.03.20.; Mwananchi 22.03.20; Standard,Kenia 23.03.20

Reaktionen

Premier K. Majaliwa eröffnete einen Hilfsfonds zur Covid-19-Bekämpfung. Banken, Firmen und Garköchinnen spendeten Geld und Sachmittel im Wert von TZS 1,2 Mrd. Für Spenden aus dem Ausland wurde ein Konto eingerichtet (National Relief Fund Electronic Account No 9921159801).

Die Regierung schuf 610 neue Stellen für Ärzte und Zahnärzte. Mittelfristig sollen 2.700 neue Ärzte, vor allem auf dem Land, wo 352 neue Gesundheitszentren entstanden sind, eingestellt werden.

Industrieminister Bashungwa erhielt von der Kilombero-Zuckerfabrik 30.000 Liter Alkohol für Desinfektionszwecke. Die Fabrik stellte 100.000 l aus Molasse her und senkte den Literpreis für Hersteller von Desinfektionsmitteln auf TZS 1.000. Bisher produzieren in Tansania drei Firmen zur Desinfektion geeignetes Ethanol. Sie können pro Tag etwa 5.000 Liter bereitstellen, wenn die Stromversorgung funktioniert.

Der East African Business Council schlug vor, Steuern zu reduzieren und Hafen- und Transport-Gebühren zu erlassen, um wirtschaftliche Schäden nach Bekämpfungsmaßnahmen auszugleichen.

Einschneidend wirkt sich die Coronakrise auf die oft sehr aufwendig und umfangreich geplanten Hochzeitsfeiern aus. Geladene Gäste müssen absagen, bereits gezahlte Kostenbeiträge zurückgezahlt werden. Die in mehreren afrikanischen Ländern konstatierte Massenflucht aus den Großstädten aufs Land wurde in Tansania noch nicht beobachtet.

Die katholische Bischofskonferenz TEC entband die Gläubigen von der Pflicht zum sonntäglichen Messbesuch. Die Feiern zur Karwoche und Ostern könnten zwar nicht verschoben werden, jedoch sollten Gottesdienste nur unter Vorsichtsmaßnahmen oder, wenn nötig, auch ohne Gemeinde stattfinden. Fußwaschung und Küssen des Kreuzes müssten entfallen. Der Bischof von Moshi rief dazu auf, Corona-Witze in den sozialen Medien zu unterlassen und für die Erkrankten und ihre Familien zu beten.

BBC 25.03.20; Citizen 11.,29.03.20; DN 29.,30.03.20; Guardian 21.,24.,27.,29.03.20; Mwananchi 20.03.20