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===Vereinfachte Genehmigungen===
===Wasser- und Strommangel===


Tansania will durch weitere Entwicklung von Sonderwirtschaftszonen und Zollfreigebieten mehr ausländische Investoren für seinen Industriesektor anlocken. In Dar es Salaam besteht bereits ein Investitionszentrum, in dem bisher 8 Ministerien angesiedelt sind, um Investoren die Wege bei Antragstellungen zu ersparen. Sobald die ausstehenden 3 Ministerien ebenfalls integriert sind, soll jeder Antrag für Sonderwirtschaftszonen binnen 24 Stunden bearbeitet werden. Präsidentin Samia hat die Vereinfachung von Genehmigungen für Betriebsgründungen zu einer Priorität ihrer Wirtschaftspolitik erklärt.
Die große Trockenheit führte auch im November weiterhin zu Strom- und Wasserabschaltungen in Tansania. Das Land erzeugt einen Großteil seiner Elektrizität mit Wasserkraftwerken. Aufgrund des ausgebliebenen Regens sind aber die Staubecken fast leer. Dies hat laufend Abschaltungen zur Folge, die theoretisch nach einem festen Plan erfolgen sollen. Dieser wird aber weithin nicht eingehalten. Wie üblich, sehen Bewohner in der Nachbarschaft wichtiger Regierungsfunktionäre häufig mehr Licht als ihre Mitbürger in weniger wichtigen Gegenden. Der Wegfall eines Teils der Wasserkraft wird durch Reparaturen an Kraftwerken in Dar es Salaam verschärft, die sinnigerweise in die Monate außerhalb der Regenzeit gelegt wurden. Bis Ende des Jahres sollen neue Erdgasturbinen in Betrieb genommen werden.


Derzeit werden normale Betriebsgenehmigungen für ausländische Investoren binnen 14 Tagen bearbeitet, ab 1. Juli soll es nur noch eine Woche dauern. Auch hier werden dann in einem anscheinend getrennten Zentrum mehrere Behörden zusammenarbeiten, nämlich das Investitionszentrum (TIC), die Meldebehörde (Nida), das Finanzamt (TRA), die Agentur für Lizenzvergabe (Brela), sowie die Behörden für Einwanderung, Arbeit und Landfragen.
Der Wassermangel wirkte sich besonders in der Versorgung der größten Stadt Dar es Salaam aus. Aus mehreren Stadtteilen wurden Demonstrationen gemeldet, weil dort teilweise wochenlang kein Tropfen aus den Leitungen kam. Die Knappheit wirkte sich beim Wasser durch das Nichteinhalten der Notpläne deutlich stärker aus; durch Korruption wird immer wieder das kostbare Nass an Wasserhändler verkauft, die ihre Tankwagen füllen und damit Kunden und Weiterverkäufer beliefern. Ende November konnte die Regierung schließlich vermelden, dass die Rationierung für Dar es Salaam aufgehoben werden kann, weil durch Regenfälle an der Küste der Zulauf in den Flüssen wieder ausreichend ist. Aus der zweitgrößten Stadt Mwanza wurden demgegenüber weiterhin trockene Leitungen vermeldet, auch in Moshi kam es noch zu tageweise Abschaltungen der Wasserversorgung in mehreren Stadtvierteln.


Citizen 10. + 22. 03.2022
Jamiiforums November 2022, Mwananchi 14. + 25.11.2022  


===Investitionsförderung===
===Neue Bahnstrecke vor Eröffnung===


Das Industrieministerium gab an, dass im Jahr seit dem Amtsantritt von Präsidentin Samia 294 Investitionsprojekte registriert worden seien, die sich auf ein Kapital von $ 8.12 Mrd belaufen sollen. Das Ministerium erwartet davon die Schaffung von 62.000 Arbeitsplätzen. Die genannte Summe scheint überwiegend auf Absichtserklärungen zurückzugehen, die die Präsidentin unlängst auf der Messe in Dubai erhalten hat.
Die staatliche Eisenbahngesellschaft TRC hat für Februar 2023 die Aufnahme des regelmäßigen Zugverkehrs auf der Neubaustrecke Daressalam – Morogoro angekündigt. Hier wurde durch ein türkisch-portugiesisches Konsortium eine neue Linie mit der internationalen Spurweite von 1,41 m gebaut, auf der Elektroloks die Züge mit Tempo von bis zu 160 km/h ziehen sollen. Der Abschnitt bis Morogoro ist der erste Teil des neuen Bahnsystems, das bis nach Mwanza am Viktoriasee bereits im Bau ist und an die Stelle der derzeitigen Bahn aus der deutschen Kolonialzeit treten soll, die auf einer Spurweite von 1m betrieben wird. Diese benötigt für die 1200 km von Dar es Salaam nach Kigoma am Tanganjikasee derzeit planmäßig 62 Stunden, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 20 km/h entspricht.


Beschleunigt wurde auch die Ausstellung von Arbeitsgenehmigungen. Ausländische Arbeitskräfte müssen nicht mehr ihre Ausbildungsnachweise durch tansanische Behörden anerkennen lassen.
Der Beginn des regelmäßigen Verkehrs bis Morogoro wurde in der Vergangenheit schon mehrfach angekündigt; die Verzögerung wird jetzt mit den Auswirkungen der Covidepidemie begründet.


1,6 Millionen Hektar wurden aus Regierungsland für die Ansiedlung von Betrieben bereitgestellt.
Die Ankündigung eines Betriebes mit Elektroloks erfolgte jetzt zu einem Zeitpunkt, zu dem regelmäßig der Strom abgeschaltet wird, da die Stauseen der Wasserkraftwerke leer sind. In den sozialen Medien hatte dies viel Skepsis in den entsprechenden Diskussionen zur Folge.  


Citizen 11.03.2022, DN 11.03.2022
Guardian 25.11.2022 Jamiiforums November 2022


===Arbeitskraft===
===Starlink in Tansania===


Die Zahl der arbeitsfähigen Bevölkerung in Tansania soll laut Regierung 25,9 Millionen Menschen im Alter von 18 – 60 Jahren betragen. 12,8 Millionen davon sind Männer und 13,1 Millionen sind Frauen. Laut Regierungsstatistik gehen 91% von ihnen einer Beschäftigung nach. Unter den als nicht beschäftigt registrierten Personen ist ein Drittel männlich und zwei Drittel weiblich.
Der US-amerikanische Satellitenbetreiber Starlink hat in Tansania eine Lizenz als Internetversorger beantragt. Starlink gehört zum Weltraumgeschäft des Multimilliardärs Elon Musk, der neben den seiner Marke Tesla (Elektroautos) mit Space-X auch ein erfolgreiches Weltraumunternehmen aufgebaut hat, das mit wiederverwendbaren Raketen Satelliten ins All bringt und mittlerweile auch die Internationale Raumstation versorgt. Starlink schickt hunderte von Satelliten auf Umlaufbahnen, um so schnelle Internetverbindungen in Gegenden zu ermöglichen, wo keine ausreichenden erdgebundenen Netzwerke vorhanden sind. Starlink war zuletzt international in den Nachrichten, als es kostenlos sein Internet für das Gebiet der Ukraine freischaltete, wo es unter anderem vom ukrainischen Militär benutzt wird.


Die Mehrzahl der Beschäftigten ist mit 63% in der Landwirtschaft tätig, 28 % im Bereich Dienstleistungen und 9% werden der Industrie zugerechnet.
In einigen Ländern wird der Dienst bisher für einen Monatspreis von $ 100 angeboten. Ein Nutzer muss dazu auch für $ 500 eine spezielle Empfangsantenne kaufen, die einer kleinen Satellitenschüssel ähnelt und einen Durchmesser von 50 cm hat. Ob es zu diesen Preisen in Tansania viele Kunden geben kann, wird man sehen.  


Der Bericht geht nicht darauf ein, wie die große Zahl der Menschen ohne Anstellung und im informellen Sektor erfasst und den Beschäftigungskategorien zugerechnet wurde.
Die kenianische Presse berichtete mit Verwunderung, dass Elon Musk Tansania Kenia vorgezogen habe, was nicht so recht zum dortigen Hinterwäldlerimage des südlichen Nachbarn passt.


Mwananchi 13.02.2022
Citizen 19.011.2022, Tuko (Kenya) 23.11.2022


===Staatsverschuldung===
===Sauberes Kochen===


Im Zeitraum 2020-2021 stieg die Staatsverschuldung Tansanias um 13,7$ auf TSh 64,5 Tril. (€ 25,1 Mrd). Der Leiter des Rechnungshofs Charles Kichere bezeichnete den Betrag als vertretbar im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung des Landes.
Die tansanische Regierung will im kommenden Haushaltsjahr Mittel für die Verbreitung sauberer Kochenergien bereitstellen. Das erklärte Präsidentin Samia in ihrem Grußwort zur Konferenz für Sauberes Kochen in Dar es Salaam, die von der internationalen Clean Cooking Alliance in Zusammenarbeit mit der Regierung veranstaltet wurde. Ziel der Initiative ist, die Verwendung von Holz und Holzkohle im häuslichen Alltag zugunsten gesünderer und umweltfreundlicherer Kochenergien zu verringern. Samia führte aus, dass die große Mehrzahl der Tansanier immer noch Holz und Holzkohle verwendet, was zu einem alarmierenden Schwund von Waldflächen in den Regionen Küste, Lindi, Ruvuma, Morogoro und Iringa führt. Die Hälfte der in Tansania hergestellten Holzkohle wird in Dar es Salaam verbraucht. Samia verkündete, das die Regierung jetzt alle staatlichen Einrichtungen wie Internatsschulen, Krankenhäuser und Gefängnisse mit mehr als 300 Bewohnern angewiesen hat, von Holzkohle auf eine saubere Energie wie Elektrizität oder Gas umzusteigen. Sie kündigte auch die Bildung einer interministeriellen Arbeitsgruppe an, die gemeinsam mit Vertretern der Privatwirtschaft und ausländischen Entwicklungspartnern eine Planung für den Übergang zu sauberen Kochenergien vorlegen soll, die bis 2032 von 80 – 90% aller tansanischen Haushalte genutzt werden sollen.


Der Rechnungshof untersuchte 999 Behörden und staatseigene Unternehmen. Der Anteil der Prüfberichte ohne Beanstandungen stieg von 89% auf 97%. 19 Einrichtungen wiesen Beanstandungen auf, in 6 Fällen ergaben sich schwere Beanstandungen und in 4 Fällen konnte keine Prüfung abgeschlossen werden. Zu den beanstandeten Fällen gehört die Stadtverwaltung von Dar es Salaam, die nationale Hafenbehörde, eine Reihe von regionalen Wasserämtern. Die Prüfung der staatlichen Bahngesellschaft TRC konnte nicht abgeschlossen werden, was nicht weiter erläutert wurde.
Laut Energieminister Makamba geht es dabei nicht nur um den Schutz der Wälder, die auch für den Wasserhaushalt des Landes notwendig sind. Die herkömmliche Kochtechnik stelle auch eine großes Risiko für die Gesundheit dar. Holzkohle, Brennholz, Viehdung und Pflanzenreste seien zwar derzeit billig und würden von über 80% der tansanischen Haushalte genutzt, sie würden aber auch jährlich ca. 33.000 Todesfälle verursachen. Eine Stunde im Küchenraum mit dem Rauch eines Holzfeuers könne eine ähnliche Belastung darstellen wie der Konsum von mehreren hundert Zigaretten.  


Citizen 30.03.2022, Mwananchi 30.03.2022
Zu den angesprochenen Alternativen gehört vor allem der breitere Einsatz von Erdgas und Flüssiggas. Derzeit werden in Tansania durchschnittlich lediglich 4 kg Flüssiggas pro Kopf verbraucht, da für die große Mehrheit der Bevölkerung diese Energie bislang zu teuer ist. Es besteht die Ausssicht, dies mit der Ausbeutung der Gasfelder vor der Südküste des Landes und dem Bau einer Flüssiggasanlage bei Lindi zu ändern.  


===Ostafrikanische Währungsunion===
===Feuer am Kilimandscharo===


Die Zentralbanken der ostafrikanischen Staaten glauben nicht, dass die geplante Währungsunion bis zum Jahr 2024 durchführbar ist. Die Mitgliedsstaaten haben noch nicht alle dafür notwendigen und verabredeten Maßnahmen in Angriff genommen. Als ausstehend wurden vor allem Regelungen für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr genannt.
Die diesjährigen Großfeuer an den oberen Hängen des Kilimandscharo haben 2 Prozent der Fläche des Naturparks zerstört. Dabei verbrannten 34 Quadratkilometer in der Höhenlage um 3900 m. Feuer entstehen hier immer wieder durch Aktivitäten von Honigsammlern, die Bienennester ausräuchern, oder durch Holzsammler, selten aus natürlicher Ursache wie Blitzschlag.


East African 07.03.2022
Spiegel 26.11.2022


===Steuerverluste===
===Unfall am Diamantenbergwerk===


In Dar es Salaam stellte die Organisation Action Aid eine Untersuchung vor, wonach Tansania seit 2013 jährlich TSh 17,4 Tril (€ 6,8 Mrd) an Steuereinnahmen aufgrund von Schlupflöchern in der Steuergesetzgebung und Handhabung verloren haben soll. Die Untersuchung wurde in Zusammenarbeit mit verschiedenen Ministerien erstellt.
Am Williamson Diamantenbergwerk kam es zu einem Unfall, als der Damm eines Absetzbeckens für Klärschlamm barst und die entstehende Flutwelle 13 Häuser hangabwärts zerstörte. Bei diesem Unglück kam niemand ums Leben; allerdings haben Dammbrüche an ähnlichen Absetzbecken weltweit in den vergangenen Jahren Hunderte von Menschenleben gefordert. Das Bergwerk gehört zu 75% dem vor allem im südlichen Afrika tätigen Petrakonzern und zu 25% der Regierung. Die Bergwerksfirma war vor 2 Jahren beschuldigt worden, dass ihr Sicherheitspersonal Bewohner der benachbarten Dörfer misshandelt und schwer verletzt habe, die im Abraum des Werkes nach Diamanten suchten.


Als Beispiele wurden illegale Finanzströme, schädliche Steuernachlässe, überzogene Forderungen nach Steuererstattung, nicht fertig bearbeitete Einsprüche gegen Steuerbescheide, mangelnde Eintreibung von Steuerforderungen und die informelle Schattenwirtschaft genannt.
alliancenews.com 11.11.2022,Citizen 13.11.2022,miningmx.com 07.11.2022


Guardian 26.03.2022
[[Kategorie:12/2022]]
 
[[Kategorie:Bau,_Energie,_Technik,_Wasser_-_Elektrizität]]
===Ägyptischer Großinvestor===
[[Kategorie:Bau,_Energie,_Technik,_Wasser_-_Wasserversorgung,_Abwasser]]
 
[[Kategorie:Kommunikation_-_Internet]]
Der ägyptische Konzern Elsewedy hat im Dar es Salaamer Stadtteil Kigamboni eine Fläche von 220 ha erworben, auf der jetzt der geplante Industriepark im Investitionswert von $ 3 Mrd entstehen soll. In der ersten Phase will die Firma $400 Mil. einsetzen. Elsewedy kam durch das Dammbauprojekt am Rufijifluss ins Land, das von ägyptischen Firmen durchgeführt wird. In Kigamboni soll eine “Egyptian Industrial City” entstehen mit Fabriken für Pharmazeutika, Elektrische Geräte, Fahrzeuge, landwirtschaftliche Geräte, Textilien und Nahrungsmittel.
[[Kategorie:Landwirtschaft_-_Wald,_Boden]]
 
[[Kategorie:Landwirtschaft_-_Ökologie]]
Mwananchi 10.03.21
[[Kategorie:Transportwesen_-_Eisenbahn]]
 
===Wiederbelebung einer Teefabrik===
 
Die Mponde Teefabrik in den Usambarabergen soll wiederbelebt werden. Die Fabrik wurde 1973 als staatseigener Betrieb gegründet und teilte das Schicksal der unrentablen tansanischen Staatsbetriebe. 1999 wurde die Fabrik privatisiert und von einer Genossenschaft der Teebauern in Usambara erworben. Diese nahm den Betrieb aber nicht wieder auf, und so ging die Anlage 2013 zurück an den Staat. Nach 10jährigem Stillstand gründeten der staatliche Pensionsfonds NSSF und die Arbeiterunfallversicherungsanstalt jetzt eine gemeinsame Firma, um die Fabrik wieder in Gang zu bringen,
 
Guardian 23.03.2022
 
===Düngerpreise===
 
In Tansania steigen die Düngerpreise. Die Behörde für Dünger warnte alle Händler vor Preiserhöhungen und drohte mit Entzug von Handelslizenzen und der Einführung von Richtpreisen. In Tansania führen Regierungsstellen Knappheit und steigende Preise gerne auf skrupellose Spekulanten zurück, denen man dann mit Strafen droht, was freilich nur sehr begrenzte Wirkung zeigt, wenn die Ursache eher in den wirtschaftlichen Bedingungen zu suchen ist. Derzeit steigen Düngerpreise weltweit infolge des Krieges in der Ukraine. Laut Regierung haben Händler keinen Anlass zu Preiserhöhungen, da sie alle im Moment noch Bestände verkaufen, die vor dem Krieg zu alten Preisen ins Land gekommen waren.
 
DN 13.03.2022
 
===Klage gegen Barrick Gold===
 
In London wurde ein Gerichtsverfahren gegen den Bergwerkskonzern Barrick Gold wegen der Menschenrechtsverletzungen am North Mara Goldbergwerk eröffnet. 10 Bürger Tansanias klagen durch eine Londoner Kanzlei gegen den Konzern. Sie werden unterstützt von den spezialisierten Menschenrechtsorganisationen RAID aus Großbritannien und Mining Watch Canada.
 
Im Kern geht es darum, dass Bewohner der angrenzenden Dörfer immer wieder das Bergwerksgelände betreten und dann in Konflikte mit dem Wachpersonal geraten. Meistens geht es darum, dass sie auf den großen Halden nach erkennbarem Gold suchen. Im Gelände des heutigen Bergwerks hatten früher Menschen aus der Umgebung Gold gesucht. Als dann der ausländische Bergwerkskonzern von der Regierung die Lizenz erwarb, hatte er die wenigen Schürfer mit eigenen Lizenzen vertraglich abgefunden, die meisten traditionellen Goldsucher hatten aber nie eine Lizenz erworben und wurden nun einfach verjagt. Natürlich kamen sie wieder und gerieten in Konflikt mit dem Wachpersonal. Es gibt auch Berichte, dass selbst Holzsammler oder Hirten auf Werksgelände von Wachleuten bzw. Polizei attackiert wurden.
 
Einer Untersuchungskommission der tansanischen Regierung wurde im Jahr 2016 berichtet, dass seit 2006 65 Personen getötet und 270 verletzt worden waren. Die schwerwiegenden Gewalthandlungen werden überwiegend von tansanischen Polizisten durchgeführt, die zur Bewachung des Bergwerks abgestellt sind und vom Betreiber entlohnt, verpflegt und untergebracht werden. Dorfbewohner berichteten, dass sie manchmal durch Bestechung der Polizisten zum Goldsuchen auf das Gelände gelassen, aber meist gehindert wurden, wobei die Polizei auch Schusswaffen einsetzte.
 
Die Betreiberfirma versucht, die Verantwortung für die Gewaltanwendung auf die Polizei abzuwälzen, für die sie nicht verantwortlich sei. Im Jahr 2015 war die damalige Betreiberfirma Acacia bereits einmal in London von 12 Geschädigten verklagt worden und hatte seinerzeit die Klage mit einer außergerichtlichen Einigung beigelegt.
 
Zu den jetzigen Klägern gehört ein Vater, dessen 8jährige Tochter vor 4 Jahren von einem Fahrzeug des Bergwerks Überfahren und getötet wurde; mehrere Frauen, die sich um den Körper des Kindes versammelten, wurden von Sicherheitskräften ohne Vorwarnung beschossen und verletzt. Zu den weiteren Klägern gehört ein junger Mann, der von als Sicherheitspersonal des Geländes eingesetzten Polizisten in den Rücken geschossen und dann geschlagen wurde, und ein weiterer Mann, der auf dem Minengelände von der bewachenden Polizei verletzt wurde. Die Vorfälle beziehen sich auf den Zeitraum vor dem Jahr 2019, als die Barrick-Tochterfirma Acacia das Bergwerk betrieb. Seither hat die Mutterfirma Barrick selbst den Betrieb übernommen, sich von Missständen des vorherigen Managements distanziert und auch eine Verständigung mit der tansanischen Regierung über Steuerforderungen und erhöhte Lizenzgebühren herbeigeführt.
 
Die Londoner Organisation RAID hat aber seit der Übernahme durch Barrick Kenntnis von 4 weiteren Fälle von Tötungen durch die Polizei und 7 Schwerverletzten und bestreitet deshalb, dass das neue Management grundlegende Veränderungen herbeigeführt hat.
 
Africareport / Reuters 17.03.2022 , raid-uk.org 14.03.2022
 
===Wasserverluste===
 
In Tansania geht nach wie vor fast die Hälfte des Leitungswassers zwischen Wasserwerk und Kunden verloren. Dies ergibt sich aus einem Bericht der nationalen Energie- und Wasserbehörde EWURA, der jetzt vorgelegt wurde. Insgesamt gibt es im Lande 1,2 Millionen Anschlüsse in Privathaushalten, Firmen und Einrichtungen. Im Rechnungsjahr 2020/21 wurden für sie 550 Millionen Kubikmeter Wasser in die Leitungen gepumpt.
 
Aus den Abrechnungen der Wasserämter auf Distriktebene geht ein Verlust von 40% der Wassermenge hervor, auf regionaler Ebene liegt dieser bei 38%. Die Verluste sind auf Schäden im Leitungsnetz sowie auf illegale Ableitungen zurückzuführen.
 
Citizen 24.03.2022
 
===Brücke entfackelt===
 
Nach ihrer Inbetriebnahme am 1. Februar erfuhr die neue Tanzanitebrücke über die Oysterbay vor Dar es Salaam im März noch eine offizielle Einweihung durch die Präsidentin. Bei der Gelegenheit ordnete Samia die Entfernung des großen Fackelsymbols über der Brücke und seine Ersetzung durch ein Abbild des Edelsteins Tanzanite an. Sie habe zahlreiche Anfragen aus der Bevölkerung erhalten, warum die Brücke “Tanzanite” heiße, aber mit der Freiheitsfackel geschmückt sei. Die Freiheitsfackel gilt als eines der nationalen Symbole Tansanias, ist allerdings auch eng mit der Regierungspartei CCM verbunden.
 
Citizen 24.03.2022
 
===Unter tansanischer Flagge===
 
Der tansanische Minister für Viehhaltung und Fischerei Rashid Tamatamah feierte die Einflaggung des ersten kommerziellen Fischereischiffs, das in Tansania registriert ist. Die Pacific Star ist 4164 BRT groß und 107 m lang. Es handelt sich somit um ein kleineres Fabrikschiff. Sie gehört der spanischen Firma Albacora. Diese unterhält auf den Weltmeeren eine Flotte von 18 Schiffen, die per Ringwadennetzen auf Thunfischfang gehen. Die Pacific Star lief 1990 vom Stapel und war bisher in Curacao registriert. Laut Bericht rechnet Tansania mit jährlichen Lizenzgebühren von $ 400.000 und einer Fangbeteiligung von 300t Thunfisch sowie 100t Beifang jährlich. Die Firma Albacora stellte den Bau einer Fischverarbeitungsfabrik im Lande sowie die Ausbildung von Tansaniern in Aussicht. Laut dem Minister gibt es in Tansania bisher keine Seeleute, die für den kommerziellen Fischfang qualifiziert sind.
 
Organisationen wie der WWF (Worldwide Fund for Nature) und die Internationale Transportarbeiter Gewerkschaft ITF sehen Umflaggungen kritisch, wenn der Eigentümer nicht im Flaggenland ansässig ist. Der Anreiz für die Unternehmen besteht darin, dass sie im Flaggenland geringere Steuern zahlen und weniger strenge Sozial-, Sicherheits- und Umweltauflagen befolgen müssen. Gerade im Fischereibereich gehen internationale Unternehmen gezielt in Billigflaggenländer, da sie hier mit weniger Kontrollen über Methoden und Mengen des Fischfanges rechnen können. Albacora stellt sich selbst als Vorreiter in der Befolgung ethischer Maßstäbe dar.
 
Tansania verfügt über 2 getrennte Schifffahrtsregister für das Festland und Sansibar. Bis zum Jahr 2018 konnten in Sansibar auch Ausländer Schiffe unter geringen Auflagen registrieren. Nachdem Schiffe unter tansanischer Flagge sich durch Schmuggelaktivitäten, Unterlaufen der Sanktionen gegen Nordkorea und Verstoß gegen Sicherheitsbestimmungen einen international zweifelhaften Ruf erarbeitet hatte, ließ die Magufuliregierung im Jahr 2018 die offene Registrierung auf Sansibar aussetzen. ''(Ob sich seither die Praxis geändert hat, konnte nicht festgestellt werden. In der “Flag State Performance Table” von 2021 der Internationalen Schifffahrtskammer ICS ist Tansania als Flaggenstaat nach wie vor schlecht bewertet. Die International Transport Workers' Federation nahm Tansania-Sansibar 2021 in ihre Liste der Billigflaggenländer auf. Red.)''
 
Tansania arbeitet indes auch in der FISH-i-Africa Initiative von 8 ostafrikanischen Länder (Komoren, Kenia, Madagaskar, Mauritius, Mosambik, Seychellen, Somalia und Tansania) mit, die sich die Bekämpfung der illegalen Fischerei vorgenommen haben. In diesem Netzwerk wirken Fischereibehörden der 8 Länder zusammen, tauschen Daten und andere Informationen aus und wirken auf Maßnahmen gegen Gesetzesbrecher hin. Laut FISH-i-Africa gingen dadurch auch tansanische Behörden mehrfach gegen Unternehmen und Schiffe vor, die an illegalen Fischereipraktiken beteiligt waren.
 
DN 22.03.2022; Maritime Executive 22-01.2018, Netzseiten der ICS, ITF, WWF; Albacora; fish-i-network.org
 
[[Kategorie:04/2022]]
[[Kategorie:Wirtschaft_-_Allgemein]]
[[Kategorie:Wirtschaft_-_Bodenschätze]]

Aktuelle Version vom 12. Dezember 2022, 12:18 Uhr

Wasser- und Strommangel

Die große Trockenheit führte auch im November weiterhin zu Strom- und Wasserabschaltungen in Tansania. Das Land erzeugt einen Großteil seiner Elektrizität mit Wasserkraftwerken. Aufgrund des ausgebliebenen Regens sind aber die Staubecken fast leer. Dies hat laufend Abschaltungen zur Folge, die theoretisch nach einem festen Plan erfolgen sollen. Dieser wird aber weithin nicht eingehalten. Wie üblich, sehen Bewohner in der Nachbarschaft wichtiger Regierungsfunktionäre häufig mehr Licht als ihre Mitbürger in weniger wichtigen Gegenden. Der Wegfall eines Teils der Wasserkraft wird durch Reparaturen an Kraftwerken in Dar es Salaam verschärft, die sinnigerweise in die Monate außerhalb der Regenzeit gelegt wurden. Bis Ende des Jahres sollen neue Erdgasturbinen in Betrieb genommen werden.

Der Wassermangel wirkte sich besonders in der Versorgung der größten Stadt Dar es Salaam aus. Aus mehreren Stadtteilen wurden Demonstrationen gemeldet, weil dort teilweise wochenlang kein Tropfen aus den Leitungen kam. Die Knappheit wirkte sich beim Wasser durch das Nichteinhalten der Notpläne deutlich stärker aus; durch Korruption wird immer wieder das kostbare Nass an Wasserhändler verkauft, die ihre Tankwagen füllen und damit Kunden und Weiterverkäufer beliefern. Ende November konnte die Regierung schließlich vermelden, dass die Rationierung für Dar es Salaam aufgehoben werden kann, weil durch Regenfälle an der Küste der Zulauf in den Flüssen wieder ausreichend ist. Aus der zweitgrößten Stadt Mwanza wurden demgegenüber weiterhin trockene Leitungen vermeldet, auch in Moshi kam es noch zu tageweise Abschaltungen der Wasserversorgung in mehreren Stadtvierteln.

Jamiiforums November 2022, Mwananchi 14. + 25.11.2022

Neue Bahnstrecke vor Eröffnung

Die staatliche Eisenbahngesellschaft TRC hat für Februar 2023 die Aufnahme des regelmäßigen Zugverkehrs auf der Neubaustrecke Daressalam – Morogoro angekündigt. Hier wurde durch ein türkisch-portugiesisches Konsortium eine neue Linie mit der internationalen Spurweite von 1,41 m gebaut, auf der Elektroloks die Züge mit Tempo von bis zu 160 km/h ziehen sollen. Der Abschnitt bis Morogoro ist der erste Teil des neuen Bahnsystems, das bis nach Mwanza am Viktoriasee bereits im Bau ist und an die Stelle der derzeitigen Bahn aus der deutschen Kolonialzeit treten soll, die auf einer Spurweite von 1m betrieben wird. Diese benötigt für die 1200 km von Dar es Salaam nach Kigoma am Tanganjikasee derzeit planmäßig 62 Stunden, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 20 km/h entspricht.

Der Beginn des regelmäßigen Verkehrs bis Morogoro wurde in der Vergangenheit schon mehrfach angekündigt; die Verzögerung wird jetzt mit den Auswirkungen der Covidepidemie begründet.

Die Ankündigung eines Betriebes mit Elektroloks erfolgte jetzt zu einem Zeitpunkt, zu dem regelmäßig der Strom abgeschaltet wird, da die Stauseen der Wasserkraftwerke leer sind. In den sozialen Medien hatte dies viel Skepsis in den entsprechenden Diskussionen zur Folge.

Guardian 25.11.2022 Jamiiforums November 2022

Starlink in Tansania

Der US-amerikanische Satellitenbetreiber Starlink hat in Tansania eine Lizenz als Internetversorger beantragt. Starlink gehört zum Weltraumgeschäft des Multimilliardärs Elon Musk, der neben den seiner Marke Tesla (Elektroautos) mit Space-X auch ein erfolgreiches Weltraumunternehmen aufgebaut hat, das mit wiederverwendbaren Raketen Satelliten ins All bringt und mittlerweile auch die Internationale Raumstation versorgt. Starlink schickt hunderte von Satelliten auf Umlaufbahnen, um so schnelle Internetverbindungen in Gegenden zu ermöglichen, wo keine ausreichenden erdgebundenen Netzwerke vorhanden sind. Starlink war zuletzt international in den Nachrichten, als es kostenlos sein Internet für das Gebiet der Ukraine freischaltete, wo es unter anderem vom ukrainischen Militär benutzt wird.

In einigen Ländern wird der Dienst bisher für einen Monatspreis von $ 100 angeboten. Ein Nutzer muss dazu auch für $ 500 eine spezielle Empfangsantenne kaufen, die einer kleinen Satellitenschüssel ähnelt und einen Durchmesser von 50 cm hat. Ob es zu diesen Preisen in Tansania viele Kunden geben kann, wird man sehen.

Die kenianische Presse berichtete mit Verwunderung, dass Elon Musk Tansania Kenia vorgezogen habe, was nicht so recht zum dortigen Hinterwäldlerimage des südlichen Nachbarn passt.

Citizen 19.011.2022, Tuko (Kenya) 23.11.2022

Sauberes Kochen

Die tansanische Regierung will im kommenden Haushaltsjahr Mittel für die Verbreitung sauberer Kochenergien bereitstellen. Das erklärte Präsidentin Samia in ihrem Grußwort zur Konferenz für Sauberes Kochen in Dar es Salaam, die von der internationalen Clean Cooking Alliance in Zusammenarbeit mit der Regierung veranstaltet wurde. Ziel der Initiative ist, die Verwendung von Holz und Holzkohle im häuslichen Alltag zugunsten gesünderer und umweltfreundlicherer Kochenergien zu verringern. Samia führte aus, dass die große Mehrzahl der Tansanier immer noch Holz und Holzkohle verwendet, was zu einem alarmierenden Schwund von Waldflächen in den Regionen Küste, Lindi, Ruvuma, Morogoro und Iringa führt. Die Hälfte der in Tansania hergestellten Holzkohle wird in Dar es Salaam verbraucht. Samia verkündete, das die Regierung jetzt alle staatlichen Einrichtungen wie Internatsschulen, Krankenhäuser und Gefängnisse mit mehr als 300 Bewohnern angewiesen hat, von Holzkohle auf eine saubere Energie wie Elektrizität oder Gas umzusteigen. Sie kündigte auch die Bildung einer interministeriellen Arbeitsgruppe an, die gemeinsam mit Vertretern der Privatwirtschaft und ausländischen Entwicklungspartnern eine Planung für den Übergang zu sauberen Kochenergien vorlegen soll, die bis 2032 von 80 – 90% aller tansanischen Haushalte genutzt werden sollen.

Laut Energieminister Makamba geht es dabei nicht nur um den Schutz der Wälder, die auch für den Wasserhaushalt des Landes notwendig sind. Die herkömmliche Kochtechnik stelle auch eine großes Risiko für die Gesundheit dar. Holzkohle, Brennholz, Viehdung und Pflanzenreste seien zwar derzeit billig und würden von über 80% der tansanischen Haushalte genutzt, sie würden aber auch jährlich ca. 33.000 Todesfälle verursachen. Eine Stunde im Küchenraum mit dem Rauch eines Holzfeuers könne eine ähnliche Belastung darstellen wie der Konsum von mehreren hundert Zigaretten.

Zu den angesprochenen Alternativen gehört vor allem der breitere Einsatz von Erdgas und Flüssiggas. Derzeit werden in Tansania durchschnittlich lediglich 4 kg Flüssiggas pro Kopf verbraucht, da für die große Mehrheit der Bevölkerung diese Energie bislang zu teuer ist. Es besteht die Ausssicht, dies mit der Ausbeutung der Gasfelder vor der Südküste des Landes und dem Bau einer Flüssiggasanlage bei Lindi zu ändern.

Feuer am Kilimandscharo

Die diesjährigen Großfeuer an den oberen Hängen des Kilimandscharo haben 2 Prozent der Fläche des Naturparks zerstört. Dabei verbrannten 34 Quadratkilometer in der Höhenlage um 3900 m. Feuer entstehen hier immer wieder durch Aktivitäten von Honigsammlern, die Bienennester ausräuchern, oder durch Holzsammler, selten aus natürlicher Ursache wie Blitzschlag.

Spiegel 26.11.2022

Unfall am Diamantenbergwerk

Am Williamson Diamantenbergwerk kam es zu einem Unfall, als der Damm eines Absetzbeckens für Klärschlamm barst und die entstehende Flutwelle 13 Häuser hangabwärts zerstörte. Bei diesem Unglück kam niemand ums Leben; allerdings haben Dammbrüche an ähnlichen Absetzbecken weltweit in den vergangenen Jahren Hunderte von Menschenleben gefordert. Das Bergwerk gehört zu 75% dem vor allem im südlichen Afrika tätigen Petrakonzern und zu 25% der Regierung. Die Bergwerksfirma war vor 2 Jahren beschuldigt worden, dass ihr Sicherheitspersonal Bewohner der benachbarten Dörfer misshandelt und schwer verletzt habe, die im Abraum des Werkes nach Diamanten suchten.

alliancenews.com 11.11.2022,Citizen 13.11.2022,miningmx.com 07.11.2022