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===Schulreform===
===Kenia===


Die Regierung kündigte an, das Schulsystem zu reformieren. Bildungsminister Adolf Mkenda erklärte im Parlament, dass das jetzige System keine Abgänger hervorbringe, die in der Lage sind, nach der Schule auf eigenen Beinen zu stehen. Firmen würden sich darüber beschweren, dass Schulabgänger nicht den Anforderungen des Arbeitsmarktes genügen. Er forderte alle Beteiligten auf, sich in die laufende Diskussion über die nötigen Reformen wie Änderung der Lehrpläne, die Lehreraus- und Fortbildung, notwendige bauliche Veränderungen und Arbeitsmittel einzubringen. Es müsse jetzt der größte Umbau des Schulsystems in der Geschichte des Landes erfolgen. Er nannte dabei auch Vorschläge zur Ausdehnung der allgemeinen Schulbildung auf 10 Jahre von der jetzigen siebenjährigen Schulpflicht.  
Mit großer Aufmerksamkeit wurde in Tansania die Wahl in Kenia verfolgt. Der ehemalige Präsident Kikwete leitete die Wahlbeobachter der Afrikanischen Union. Kommentatoren in Druckmedien und in den sozialen Netzen lobten den offenen Wahlkampf ohne Behinderung von Kandidaten, die umgehende Veröffentlichung der Ergebnisse der einzelnen Wahllokale und die Freiheit der Wahlbeobachtung. Sehr bemerkt wurde auch, dass es zu keinen Abschaltungen oder Behinderungen des Internets kam, all dies im Unterschied zu tansanischen Wahlen. Die Begeisterung bekam einen Dämpfer, nachdem in Kenia die unterlegene Seite das Ergebnis der Präsidentschaftswahl anfocht. Auch hier wird bemerkt, dass in Tansania die Klage gegen ein Präsidentschaftswahlergebnis nicht möglich ist.  


Citizen 11.05.22
Citizen 25.08.2022


===Schülerinnenschwangerschaften in Shinyanga===
===Afrikanische Union, Kongo===


In den vergangenen 2 Jahren sind allein in der Region Shinyanga mehr als 300 Schülerinnen aus den Grund- und Sekundarschulen wegen Schwangerschaft ausgeschieden. 29 weitere schieden wegen Eheschließung aus. Dies wurde aus einer Regionaltagung des Nationalen Komitees zur Bekämpfung des Kindesmissbrauchs berichtet. Die Verwaltungschefin der Region Shinyanga würdigte die Arbeit des Komitees, die dazu beigetragen habe, Shinyanga von seinem unerfreulichen Spitzenplatz in der Statistik von Kinderheiraten und Teenagerschwangerschaften auf den 5. Platz zu bringen. Weiterhin seien aber traditionelle Sitten und Gebräuche ein Hindernis auf dem Wege zu weiterer Verbesserung.  
Präsidentin Samia nahm im August am Treffen der Staatsoberhäupter und Regierungschefs der Afrikanischen Union in der DR Kongo teil. Ihr Vorgänger Magufuli hatte überwiegend nur Vertreter geschickt. Samia hat in ihrem ersten Amtsjahr bereits mehr Länder besucht als Magufuli in seiner gesamten Amtszeit. Sie forderte in ihrer auf Kiswahili vorgetragenen Rede die Mitgliedsländer auf, mehr für die Nahrungsmittelproduktion zu tun. Sie betonte auch die Wichtigkeit der Genderparität und wies auf die vermehrte Einbeziehung von Frauen in Regierungsämter in Tansania hin.


Guardian 12.05.22
DN 18.08.2022, East African 17.08.2022


===Rückgang der Schülerinnenschwangerschaften im Süden===
===Ruanda===


Die Schulabbrüche wegen Schwangerschaft sind in den südtansanischen Regionen deutlich zurückgegangen. Während im Jahr 2019 noch 5.398 Schülerinnen der Sekundarstufe (Kl. 8-13) wegen Schwangerschaft ausschieden, waren es im Jahr 2020 nur noch 4.543, also 855 weniger.  
Ebenfalls im August war die Präsidentin für 2 Tage in Ruanda zu Besuch. Sie besichtigte dabei auch die Wirtschaftssonderzone bei Kigali, wo verschiedene Handytypen sowie 6 Automodelle der Firma VW montiert werden. Tansania führt solche Waren bisher nur als Fertigprodukte ein.  


Dies hat eine kontroverse Debatte über die Ursachen ausgelöst. Vertreterinnen von Organisationen, die sich für Mädchenrechte einsetzen, freuen sich, dass das Bewusstsein in der Gesellschaft für die Wichtigkeit von Mädchenbildung zunimmt und sehen im Rückgang der Schwangerschaften ein Anzeichen dafür. Regierungsvertreter sehen im Rückgang einen Erfolg des Bauprogramms für Schülerinnenwohnheime, das Mädchen in ländlichen Bereichen stundenlange Schulwege erspart, die nach landläufiger Meinung einen häufigen Anlass für Schwangerschaften darstellen.  
Tansania und Ruanda haben in den vergangenen Wochen die Regierungskontakte verstärkt. Die beiderseitigen Informationsminister sprachen sich über die Internetkabel ab, die vom um Afrika herum verlaufenden Seekabel durch Tansania hindurch Ruanda mit der Welt verbinden. Die Verteidigungsminister verständigten sich über die Zusammenarbeit in Nordmosambik, wo tansanische Soldaten an der Friedenstruppe der Entwicklungsgemeinschaft im Südlichen Afrika SADC beteiligt sind, während die ruandische Armee getrennt von der SADC eingreift. In Nordmosambik wird seit einigen Jahren zwischen der Regierung und islamistischen Milizen gekämpft, die mit terroristischen Mitteln gegen die Bevölkerung und Regierungsvertreter vorgehen und ihre Zugehörigkeit zum “Islamischen Staat” erklärt haben. Die ruandische Armee griff mit mehr als 1000 Soldaten auf Bitten der mosambikanischen Regierung ein und hat den Ruf, deutlich effektiver als die Truppen der Regierung und der SADC zu sein.  


Aus einer anderen Blickrichtung wird die Veränderung kritisch gesehen. Die Gesundheitsbehörde TMDA zeigt sich besorgt, dass Verhütungsmittel in großem Umfange illegal verkauft werden. Das Mittel Depo-Provera (ein Gestagenwirkstoff) wird weithin auf den Straßen gehandelt und intramuskulär gespritzt. Das Mittel ist 3 Monate wirksam. Ein Sprecher der TMDA in Südtansania deutete an, dass der Rückgang der Schulverweise wegen Schwangerschaft mit diesem Medikamentenmissbrauch zu tun haben könne.  
Ein Großprojekt für beide Länder ist die geplante Bahnstrecke zwischen Isaka (südlich von Mwanza) und der ruandischen Hauptstadt Kigali. Die 532 Kilometer sollen in Normalspur ausgeführt werden und $ 2,5 Mrd. kosten, die beide Länder zwischen sich teilen wollen, wobei die Finanzierung noch offen ist. Die Bahnanbindung Ruandas über Tansania ist wichtig für die Ausbaupläne der tansanischen Häfen, die sich im Wettbewerb mit den Nachbarhäfen in Kenia befinden.


Mwananchi 25.05.22
In der Vergangenheit hatte es immer wieder Spannungen zwischen Ruanda und Tansania gegeben, die mit der großen Zahl von Flüchtlingen aus Ruanda zusammenhängen, die in den letzten Jahrzehnten nach Tansania kamen.  


===Regionalsprachen in der Schule?===
East African 02.08.2022


In einer gemeinsamen Studie des Dar es Salaamer Linguistikprofessors Gastor Mapunda mit Kollegen von der Universität Essex vergleichen die Autoren die Sprachenpolitik in Tansania, Sambia und Botswana. Sie kritisieren die Vernachlässigung der ca. 150 Regionalsprachen in Tansania. Die Sprachenpolitik des Landes ist in verschiedenen Erlassen und Positionspapieren festgelegt. Die meisten dieser Stellungnahmen ignorieren vollständig die Existenz der Regionalsprachen. In der Praxis werden darüber hinaus diese Sprachen aus allen Bereichen offizieller Kommunikation ausgeschlossen. Die Autoren verweisen auf ein Verbot der Staatlichen Rundfunkaufsicht, regionale Sprachen im Radio zu benutzen, da man dies für gefährlich hält. Im Schulen werden die regionalen Sprachen gar nicht verwandt.
===Iran===


Aus der Sicht der Autoren ist diese Politik eine Ursache für die schlechten Resultate im Bildungswesen des Landes. In vielen ländlichen Gebieten sind nach wie vor die Regionalsprachen im Alltag vorherrschend. Hier begegnen Kinder dem Swahili erstmals in der Schule. Die Autoren werteten die landesweiten Prüfungen nach Klasse 4 und 7 in der Region Tabora aus, wo Sukuma und Nyamwezi die vorherrschenden Sprachen sind. Im Distrikt Nzega trafen sie eine Schule an, wo die Hälfte der Schülerinnen und Schüler die 4. Klasse wiederholen musste.
Der iranische Außenminister Amirabdollahian besuchte im Rahmen einer Afrikareise Tansania und wurde von Außenministerin Mulamula empfangen. Er brachte eine Einladung an Präsidentin Samia für einen Besuch in Teheran mit. Über den Besuch wurde in iranischen Medien vielfach berichtet, von den tansanischen Zeitungen aber ignoriert. Der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses der Bunge, Vita Kawawa, sagte der Deutschen Welle, dass Tansania als blockfreies Land nicht an westliche Sanktionen gebunden sei, sich aber vorsichtig bewege. Ansonsten habe Tansania aufgrund der ugandischen Ölpipeline zum Hafen Tanga eine wirtschaftliche Verbindung zum ugandischen Erdölprojekt, an dem Iran auch beteiligt sei.  


Gerade in ländlichen Gebieten weisen laut Studien viele Schülerinnen und Schüler am Ende der Schulpflicht in der 7. Klasse noch die Lese- und Ausdrucksfähigkeiten von Zweitklässlern auf und könnten auch einfache Fragen nicht beantworten. Ihnen habe offenkundig das Lernen ausschließlich in Swahili nicht weiterhelfen können. In einer Reihe von afrikanischen Ländern werden in den ersten Schuljahren überwiegend die Regionalsprachen verwandt, um Grundlagen von Lesen, Schreiben und Rechnen zu legen. Dabei scheinen die Lernerfolge deutlich besser als in den genannten tansanischen Beispielen zu sein.  
DW 25.08.2022, Tasnim (Iran) 25.08.2022


Die UNESCO befürwortet seit Jahren die überwiegende Verwendung der Muttersprache in der Primar- und mit geringerem Anteil auch in der Sekundarschulbildung.
===Indien===


Global Voices 11.02.22
Die tansanische Verteidigungsministerin Stergomena Tax besuchte Ende August Indien. Im Zentrum ihres Besuches standen Gespräche mit ihrem indischen Kollegen Rajnath Singh über die weitere militärische Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern. Ministerin Tax besuchte auch mehrere indische Rüstungsunternehmen. Angesichts der Bemühungen Chinas, seine Rolle im Indischen Ozean und in Afrika zu stärken, bleibt zu beobachten, wie sich Tansania zu den beiden asiatischen Rivalen aufstellt.


===Andrang auf die Oberstufe===
ANI 25.08.2022


Das staatliche Schulsystem kann nicht alle Schüler aufnehmen, die sich nach den derzeit geltenden Regeln für die Aufnahme in die Oberstufe qualifiziert haben. Laut Minister Bashungwa betrifft dies 14.254 Schülerinnen und Schüler, die nach ihren Abschlüssen in der Form IV (11. Schuljahr) eigentlich in der Oberstufe (A-Level, Schuljahre 12+13), Pädagogischen Hochschulen oder Berufsschulen weiterlernen dürften. Für 14.254 war dies aus Mangel an Plätzen im staatlichen System nicht möglich, während 153.219 weiterkamen.
[[Category:09/2022]]


Rund 90.000 von ihnen wurden in die Form V an 499 Sekundarschulen aufgenommen. 1.880 erhielten einen Studienplatz in technischen Fachschulen, 2.294 machen eine Ausbildung im Gesundheitssektor, ca. 9.000 beginnen eine Ausbildung an pädagogischen Hochschulen (in Tansania steht dieser Bildungsweg Absolventen der Klasse 11 offen) und 49.000 machen eine berufspraktisch-technische Ausbildung. Guardian 13.05.22
[[Kategorie:Auslandsbeziehungen_-_Afrikanische_Länder]]
 
[[Kategorie:Auslandsbeziehungen_-_Außerafrikanische_Länder]]
===Rückkehr der jungen Mütter===
[[Kategorie:Auslandsbeziehungen_-_Kenia]]
 
Im vergangenen Jahr kehrten 3.333 junge Mütter wieder in eine Sekundarschulbildung zurück, die sie wegen einer Schwangerschaft hatten verlassen müssen. Der verstorbene Präsident Magufuli hatte 2017 angeordnet, dass schwanger gewordene Schülerinnen auf Dauer aus den Schulen auszuschließen sind. Dies hatte internationalen Druck auf Tansania zur Folge, wobei vor allem die Weltbank mit der Blockade eines vorhergesehenen Darlehens für den Bildungssektor die Regierung zu Verhandlungen bewegen konnte. Präsidentin Samia änderte einige Monate nach ihrer Amtsübernahme die Regeln. Nunmehr dürfen die jungen Mütter innerhalb von 2 Jahren nach ihrem Ausscheiden an eine Sekundarschule zurückkehren. Alternativ besteht die Möglichkeit, im Rahmen der Erwachsenenbildung die Prüfungen für Form I-IV innerhalb von 2 Jahren abzulegen. Die Regierung verpflichtete sich auch dazu, die bisherigen Pflichttests auf Schwangerschaft an Mädchenschulen nicht mehr einzusetzen.
 
Die Weltbank gab ein zweckbestimmtes Darlehen von $ 500 Mil. frei. Mithilfe dieser Mittel wurden 14 Einrichtungen der Erwachsenenbildung für die Zielgruppe der jungen Mütter teils neu gebaut, teils renoviert.
 
Guardian 11.05.22
 
===Lehrer und Leistung===
 
Leistungszulagen für Lehrer werden von diesen befürwortet und wirken sich positiv auf den Unterrichtserfolg aus. Die Twaweza Stiftung stellte Ergebnisse eines Unterrichtsprojektes vor, in dem Lehrer zusätzliche Zahlungen erhielten, wenn sie Schüler erfolgreich durch Prüfungen in der Grundschule brachten. Das Projekt heißt KiuFunza, eine Kurzform für “Kiuu cha Kujifunza” (Lerndurst). Es wurde begonnen, nachdem mehrere Untersuchungen des Bildungssystems niederschmetternde Ergebnisse erbracht hatten. Aus einer Studie der Weltbank im Jahr 2011 ging hervor, dass damals nur 3% der Grundschulen mit sauberem Wasser und Elektrizität versorgt waren, die Klassengrößen in den ersten Schuljahren um die 100 Schüler waren, viele Lehrer abwesend waren und auch von den anwesenden Lehrern nur die Hälfte tatsächlich im Klassenzimmer war, sodass Kinder effektiv nur an 2 Stunden pro Tag Unterricht vom Lehrer hatten. Untersuchungen der Twawezastiftung ergaben in jüngerer Zeit, dass weniger als ein Drittel der Drittklässler einen Text des Niveaus der 2. Klasse verstehen oder das Rechenniveau der 2. Klasse beherrschen.
 
Twaweza hatte 350 staatliche Grundschulen in 10 Distrikten ausgesucht. In 210 Schulen wurde mit Geldanreizen gearbeitet, 140 weitere Schulen wurden zum Vergleich nur beobachtet. Bei den Schulen wurde mit drei verschiedenen Anreizen gearbeitet: Eine Gruppe von Schulen erhielt einen Zuschuss von TSh 10.000 pro Schüler, der für Schulbedarf ausgegeben werden konnte (Bücher, Lehrmaterial wie Kreide und Tafeln, Kopien, Kleinreparaturen). Bei einer weiteren Gruppe wurde mit individuellen Zuschüssen für Lehrer gearbeitet. In ihren Klassen 1-3 waren für sie Tests in den Fächern Rechnen, Englisch und Swahili vorbereitet worden, die sich an den Lernzielen des offiziellen Lehrplans orientierten. Für jeden Schüler, der einen Test bestand, erhielt der Lehrer einen als “bakshishi” bezeichneten Bonus von TSh 5.000 (ca. € 2). Wenn er mehrere Fächer unterrichtete, konnte er also pro Schüler TSh 15.000 erhalten. Um die Schulleiter kooperativ zu stimmen, erhielt auch jeder Schulleiter einen Betrag von TSh 1.000 pro bestandenem Test. In einer dritten Gruppe von Schulen wurden der Grundzuschuss an die Schule mit den individuellen Boni kombiniert.
 
Die Pauschalzuschüsse an Schulen bewirkten keine Verbesserung der Testergebnisse. Anders war es mit den Boni, die nach den Testergebnissen gezahlt wurden. Hier ergab die Auswertung, dass die Schüler der getesteten Klassen im Schnitt um 3 Monate weiter im Lernerfolg waren. Die teilnehmenden Lehrer befürworteten das Bonussystem mit großer Mehrheit.
 
Chanzo 05.05.22, Twaweza.org
 
[[Kategorie:06/2022]]
[[Kategorie:Erziehungswesen_-_Allgemein]]
[[Kategorie:Erziehungswesen_-_Schulen_allgemein]]

Aktuelle Version vom 21. September 2022, 16:06 Uhr

Kenia

Mit großer Aufmerksamkeit wurde in Tansania die Wahl in Kenia verfolgt. Der ehemalige Präsident Kikwete leitete die Wahlbeobachter der Afrikanischen Union. Kommentatoren in Druckmedien und in den sozialen Netzen lobten den offenen Wahlkampf ohne Behinderung von Kandidaten, die umgehende Veröffentlichung der Ergebnisse der einzelnen Wahllokale und die Freiheit der Wahlbeobachtung. Sehr bemerkt wurde auch, dass es zu keinen Abschaltungen oder Behinderungen des Internets kam, all dies im Unterschied zu tansanischen Wahlen. Die Begeisterung bekam einen Dämpfer, nachdem in Kenia die unterlegene Seite das Ergebnis der Präsidentschaftswahl anfocht. Auch hier wird bemerkt, dass in Tansania die Klage gegen ein Präsidentschaftswahlergebnis nicht möglich ist.

Citizen 25.08.2022

Afrikanische Union, Kongo

Präsidentin Samia nahm im August am Treffen der Staatsoberhäupter und Regierungschefs der Afrikanischen Union in der DR Kongo teil. Ihr Vorgänger Magufuli hatte überwiegend nur Vertreter geschickt. Samia hat in ihrem ersten Amtsjahr bereits mehr Länder besucht als Magufuli in seiner gesamten Amtszeit. Sie forderte in ihrer auf Kiswahili vorgetragenen Rede die Mitgliedsländer auf, mehr für die Nahrungsmittelproduktion zu tun. Sie betonte auch die Wichtigkeit der Genderparität und wies auf die vermehrte Einbeziehung von Frauen in Regierungsämter in Tansania hin.

DN 18.08.2022, East African 17.08.2022

Ruanda

Ebenfalls im August war die Präsidentin für 2 Tage in Ruanda zu Besuch. Sie besichtigte dabei auch die Wirtschaftssonderzone bei Kigali, wo verschiedene Handytypen sowie 6 Automodelle der Firma VW montiert werden. Tansania führt solche Waren bisher nur als Fertigprodukte ein.

Tansania und Ruanda haben in den vergangenen Wochen die Regierungskontakte verstärkt. Die beiderseitigen Informationsminister sprachen sich über die Internetkabel ab, die vom um Afrika herum verlaufenden Seekabel durch Tansania hindurch Ruanda mit der Welt verbinden. Die Verteidigungsminister verständigten sich über die Zusammenarbeit in Nordmosambik, wo tansanische Soldaten an der Friedenstruppe der Entwicklungsgemeinschaft im Südlichen Afrika SADC beteiligt sind, während die ruandische Armee getrennt von der SADC eingreift. In Nordmosambik wird seit einigen Jahren zwischen der Regierung und islamistischen Milizen gekämpft, die mit terroristischen Mitteln gegen die Bevölkerung und Regierungsvertreter vorgehen und ihre Zugehörigkeit zum “Islamischen Staat” erklärt haben. Die ruandische Armee griff mit mehr als 1000 Soldaten auf Bitten der mosambikanischen Regierung ein und hat den Ruf, deutlich effektiver als die Truppen der Regierung und der SADC zu sein.

Ein Großprojekt für beide Länder ist die geplante Bahnstrecke zwischen Isaka (südlich von Mwanza) und der ruandischen Hauptstadt Kigali. Die 532 Kilometer sollen in Normalspur ausgeführt werden und $ 2,5 Mrd. kosten, die beide Länder zwischen sich teilen wollen, wobei die Finanzierung noch offen ist. Die Bahnanbindung Ruandas über Tansania ist wichtig für die Ausbaupläne der tansanischen Häfen, die sich im Wettbewerb mit den Nachbarhäfen in Kenia befinden.

In der Vergangenheit hatte es immer wieder Spannungen zwischen Ruanda und Tansania gegeben, die mit der großen Zahl von Flüchtlingen aus Ruanda zusammenhängen, die in den letzten Jahrzehnten nach Tansania kamen.

East African 02.08.2022

Iran

Der iranische Außenminister Amirabdollahian besuchte im Rahmen einer Afrikareise Tansania und wurde von Außenministerin Mulamula empfangen. Er brachte eine Einladung an Präsidentin Samia für einen Besuch in Teheran mit. Über den Besuch wurde in iranischen Medien vielfach berichtet, von den tansanischen Zeitungen aber ignoriert. Der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses der Bunge, Vita Kawawa, sagte der Deutschen Welle, dass Tansania als blockfreies Land nicht an westliche Sanktionen gebunden sei, sich aber vorsichtig bewege. Ansonsten habe Tansania aufgrund der ugandischen Ölpipeline zum Hafen Tanga eine wirtschaftliche Verbindung zum ugandischen Erdölprojekt, an dem Iran auch beteiligt sei.

DW 25.08.2022, Tasnim (Iran) 25.08.2022

Indien

Die tansanische Verteidigungsministerin Stergomena Tax besuchte Ende August Indien. Im Zentrum ihres Besuches standen Gespräche mit ihrem indischen Kollegen Rajnath Singh über die weitere militärische Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern. Ministerin Tax besuchte auch mehrere indische Rüstungsunternehmen. Angesichts der Bemühungen Chinas, seine Rolle im Indischen Ozean und in Afrika zu stärken, bleibt zu beobachten, wie sich Tansania zu den beiden asiatischen Rivalen aufstellt.

ANI 25.08.2022