Aktuelles: Ambivalente Mineralexporte - 10/2017 und Aktuelles: Attentat / Sicherheit - 10/2017: Unterschied zwischen den Seiten

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==Attentat auf Oppositionsführer Lissu==
==Acacia-Krise==


Die Goldmine Bulyanhulu entließ 2.000 Mitarbeitende, nachdem sie seit März keine Mineralkonzentrate mehr ausführen darf. Der monatliche Verlust betrage $ 15 Mill. 150 Mitarbeiter halten einen Notbetrieb aufrecht. Das noch gewonnene Gold soll jetzt mit Cyanid raffiniert werden, was die Ausbeute etwa halbiert.
Am 7. Sept. wurde der Chadema-Fraktionschef und Präsident der Anwaltskammer (Tanganyika Law Society – TLS) Tundu Lissu nach einer Parlamentssitzung vor seinem Haus im Auto angeschossen und schwer verletzt. Lissus Fahrer hatte bemerkt, dass ihnen ein Fahrzeug folgte und den Abgeordneten vom Aussteigen abgehalten. Daraufhin eröffneten die Angreifer das Feuer auf die Beifahrertür des Wagens. 38 Geschosse trafen das Fahrzeug und acht den Abgeordneten selbst.  


ACT-Chef Z. Kabwe wies auf die Folge-Effekte der Massenentlassungen auf die lokale Landwirtschaft hin. Die TANESCO verliere ihren größten Abnehmer (TZS 3 Mrd./ Monat. Banken müssten große Kredite der nunmehr Arbeitslosen abschreiben. Sozialversicherung und Gewerkschaften verlören substantielle Beiträge. Der Msalala-Distrikt beziehe 75% seiner Einnahmen von Acacia und müsse beträchtliche Einbußen hinnehmen. Das Steueraufkommen von Acacia und seiner Belegschaft betrug bisher etwa € 200 Mill. und werde spürbar einbrechen. Seit März ist die Position des Bergbauministers vakant, nachdem mit S. Muhongo der vierte Inhaber des Postens wegen Korruptionsverdacht entlassen worden war.
Der 49-jährige T. Lissu ist der schärfste Kritiker der Magufuli-Regierung, hatte die Pfändung eines tansanischen Flugzeugs in Kanada aufgedeckt und Magufuli wiederholt Mittelvergeudung als Minister und diktatorische Tendenzen als Präsident vorgeworfen. Er war neun mal verhaftet und sein Haus wiederholt durchsucht worden.


Citizen 18.,19.09.17; Guardian 05.09.17
Familie und Partei Lissus fürchteten um seine Sicherheit und ließen ihn nach einer Notoperation in Dodoma zur Behandlung nach Nairobi, Kenia fliegen. Die Chadema hat von Sympathisanten im In- und Ausland $ 53.000 für Lissus weitere Behandlung, eventuell in Deutschland oder den USA, eingeworben. Die Regierung bot an, die Behandlungskosten zu übernehmen. Lissus Fahrer, ein Tatzeuge, blieb unverletzt, tauchte sofort unter und hält sich aus Sicherheitsgründen und zur psychologischen Betreuung in Kenia auf.


==Zwielichtige Diamanten==
Der Tansanische Christenrat (CCT) verurteilte das Attentat und rief zur Fürbitte auf. Der Vorfall schade dem Ansehen Tansanias, nur eine vollständige Aufklärung könne das Vertrauen in die Regierung und ihre Sicherheitsorgane wiederherstellen. Mehrere Kirchenführer, darunter ELCT-Bischof Dr. F. Shoo, verurteilten den Mordversuch und hielten Fürbittgottesdienste ab. Amnesty International äußerte „Besorgnis über die Sicherheit aller Dissidenten im Land, zu einer Zeit, wo der Raum für abweichende Meinungen immer weiter schwindet“. Drei britische Anwaltskammern äußerten in einem Brief an Dr. Magufuli schwere Besorgnis über die Angriffe auf Lissu und Anwaltsbüros, sowie Drohungen gegenüber der Anwaltskammer TLS. Sie erinnerten den Präsidenten an internationale Verträge, die Tansania zum Schutz der Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit verpflichten.


Die Regierung beschlagnahmte zum Export bestimmte Rohdiamanten der Firma Petra Diamonds im Wert von € 28 Mill., die nur mit einem Wert von € 14 Mill. versteuert waren. Die betroffene Williamson-Mine in Mwadui, Shinyanga, erklärte, die Sendung sei von staatlichen Kontrolleuren evaluiert und entsprechend den Vorschriften der Kimberley-Herkunftssicherung mit einem Zertifikat des Bergbau-Ministeriums freigegeben worden. Der tansanische Staat besitzt 25% der Williamson-Diamantenmine. Die Mine unterbrach die Produktion und drohte, zu schließen, wenn sie keine Rohdiamanten mehr ausführen dürfe.  
Auch Parlamentspräsident Ndugai, Staatspräsident Magufuli und die CCM-Führung verurteilten den Überfall, ebenso die EU und weitere ausländische Botschaften.


Eine parlamentarische Untersuchungskommission fand, dass Petra seit 2007 kontinuierlich Verluste deklariert und noch nie Körperschaftssteuer entrichtet hat. Statistiken der Firma, des Bergbau-Ministeriums und der Mineralien-Kontrollbehörde widersprächen einander. Sensitive Bereiche der Mwadui-Mine seien tansanischen Kontrolleuren nicht zugänglich.
Die Chadema-Führung vermutet ein politisch motiviertes Attentat, da eine automatische Armeewaffe verwendet, 38 Schüsse auf Lissus Wagen abgegeben wurden und nichts geraubt wurde. Der Überfall fand am helllichten Tag in einem gut gesicherten Prominentenviertel Dodomas statt. Lissu hatte wiederholt der Polizei gemeldet, dass ihm ein Fahrzeug der Staatssicherheit mit stark getönten Fenstern folgte. Ex-Informationsminister Nnauye sagte, die Angreifer hätten genau dieses Auto benutzt, das im übrigen auch ihn selbst schon verfolgt habe.


Eine weitere Kommission untersuchte das Geschäft mit Tansanit. Es sei „durchtränkt von Raub, Betrug und Intransparenz“, sowohl bei den großen als auch bei den kleinen Mineuren. 80% des geförderten Tansanits würde unversteuert außer Landes geschmuggelt.  
Chadema-Generalsekretär Dr. Mashinji sieht den Fall Lissu im Zusammenhang mit acht weiteren Überfällen auf und Entführungen von Regierungskritikern und Journalisten durch „unbekannte Täter“. Es sei unverständlich, warum ein „Unbekannter“, der den damaligen Informationsminister Nnauye auf offener Straße mit einer Pistole bedroht hatte, nicht identifiziert werden könne. Ähnlich äußerte sich ein CCM-Abgeordneter und verlangte einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss. Mehrere Abgeordnete forderten Leibwächter für Parlamentsmitglieder.


Der Ausschuss empfahl die Wiederverstaatlichung der Edelstein-Industrie. Präsident Magufuli will die Diamanten- und Tansanit-Minen in staatliche Regie übernehmen, falls sich die ausländischen Investoren zurückziehen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass einheimische Betreiber ebenso korruptionsanfällig wie ausländische sind. Einzig Botswana scheint das Problem im Griff zu haben. Es verarbeitet die Rohdiamanten bis zum Fertigprodukt und deckt mit ihrem Export 75% seines Staatshaushalts.
Die Polizei bildete eine Sonderkommission und warnte vor Spekulationen und Verdächtigungen auf Internetforen. Diese seien strafbar und würden genauestens verfolgt.


Citizen 09.,11., 19.,20.09.17; Deutsche Welle 19.09.17; DN 10.,11.09.17; East African 09.09.; 12.,18.09.17; Guardian 10.,12.09.17
Citizen 07.,08.,09.,11.,19.,23,24..09.17; DN 08.09.17; East African 08.,09.09. 17; Guardian 08.,09.,11.,16.09.17;


==Konsequenzen==
==Angriff auf Anwalts-Büro==


Drei Minister bzw. Stellvertreter, die für Tansania nachteilige Bergbauverträge durchgewinkt hatten, traten zurück. Alle im Edelsteinbereich tätigen Beamten müssen die Herkunft ihres Vermögens offenlegen. Mitarbeiter der zuständigen Ministerien sollen im Ausland geschult werden, um kompetenter zu arbeiten. Die einschlägigen Gesetze und Verträge werden revidiert, um Betrug und Veruntreuung zu erschweren.  
Im Büro einer Anwaltsfirma mit bedeutenden Klienten in Upanga, Dar-Es-Salaam ereigneten sich zwei nächtliche Explosionen, die Sachschäden verursachten. Wertgegenstände blieben unberührt, Dokumente verschwanden. Zeugen sahen drei Landcruiser mit bewaffneten Personen vorfahren. Die Angreifer überwältigten die Wachleute und nahmen sie mit. Anschließend fanden die Explosionen statt. In der Nähe wurden gefüllte Benzinkanister gefunden.  


Der Präsident befahl dem Nationalen Arbeitsdienst, eine Umfassungsmauer um die 13 (andere Quelle: 82) km² große Tansanit-Fundstätte in Mirerani, Simanjiro zu bauen. Das Schürfgebiet soll dann mit einem Elektrozaun gesichert und nur einen, streng überwachten, Zugang haben. Auch die Eigentümer von Kleinbergwerken müssen dann ihre Tansanit-Funde innerhalb dieses Sperrbereichs verkaufen und versteuern.
Die Anwälte-Vereinigung Tanganyika Law Society (TLS) teilte mit, Personen in Polizei-Uniformen hätten den Überfall begangen. Die TLS kündigte einen zweitägigen Streik der Anwälte an, konnte ihn aber nicht durchsetzen. Auch in ein weiteres Anwaltsbüro in DSM wurde eingebrochen und Dokumente entwendet.  


Citizen 06.,08.,20.09.17; DN 07.,21.09.17
Historisch profilierte sich die TLS als Befürworterin des Mehrparteien-Staates gegen die Interessen der Einheitspartei CCM. In jüngerer Zeit traten TLS-Mitglieder für eine Verfassungsreform ein und prangerten behördliche Übergriffe an. Der Innenminister sah darin einseitige Parteipolitik und versuchte vergeblich, die Wahl T. Lissus zum TLS-Vorsitzenden zu verhindern. Präsident Magufuli drohte, unbotmäßige TLS-Mitglieder niemals zu Richtern zu ernennen.
 
Citizen 27.08.; 03.,22.09.17; DN 30.08.17; Guardian 28.08.; 13.09.17
 
==Überfälle / Entführungen==
 
Ein 18-Jähriger entführte in Arusha sechs Kinder, um Lösegeld zu erpressen. Vier der Entführten wurden freigelassen, zwei ermordet. Der Entführer wurde „bei einem Fluchtversuch“ erschossen, als er die Polizei zu seinen Komplizen führen sollte. Diese Darstellung wurde mit Skepsis aufgenommen, da der mit Handschellen Gefesselte leicht einzuholen gewesen wäre. Er hatte die Taten mit seinem Bruder, einem Polizisten, verübt.
 
Weitere Gewaltverbrechen:
 
Ein Geschäftsmann in Lupatingatinga, Chunya wurde getötet und beraubt.
 
Ein pensionierter General wurde von seinem eigenen Leibwächter beschossen und beraubt.
 
Ein in mehrere Raubüberfälle und Morde in DSM und dem Kibiti-Distrikt verwickelter Bandit wurde bei einem Fluchtversuch erschossen.
 
Erstmals wurde eine Gruppe von 32 Personen gemeinsam angeklagt, die in Tabora fünf Frauen wegen „Hexerei“ erschlagen und verbrannt hatten. Im ersten Halbjahr 2017 wurden laut Menschenrechtszentrum in Tansania beinahe 500 Menschen durch Mob-Selbstjustiz getötet, besonders Viele in Dar-Es-Salaam und dem Südlichen Hochland.
 
Citizen 07.,19.09.17; DN 30.08.; 05.,14.09.17; Guardian 30.08., 08.09.17; Thomson-Reuters 24.08.17
 
==Reaktionen auf Sicherheitsprobleme==
 
Die Koalition der Menschenrechtsverteidiger und die Katholische Bischofskonferenz äußerten sich besorgt über die Gewalttaten mit Schusswaffen. Die Regierung setzte auf Verlangen des Parlaments eine Untersuchungskommission mit Vertretern aller Sicherheitsdienste und der Armee ein, um die Herkunft der bei den Überfällen verwendeten Schusswaffen und die Motive der Täter zu klären. Der Oppositionspolitiker Z. Kabwe (ACT-Wazalendo) vermutete, das Hauptziel des Attentats auf T. Lissu sei, Regierungskritiker einzuschüchtern. Er forderte, ein unabhängiges, ausländisches Team müsse die Gewalttaten untersuchen. Die Regierung lehnte dies ab.
 
Citizen 09.,11.,13.,14.,22.09.17; Guardian 14.,15.09.17


[[Category:10/2017]]
[[Category:10/2017]]
[[Category:Wirtschaft - Bodenschätze]]


[[Kategorie:10/2017]]
[[Kategorie:Innere_Angelegenheiten_-_Innere_Sicherheit]]

Aktuelle Version vom 6. Januar 2019, 20:21 Uhr

Attentat auf Oppositionsführer Lissu

Am 7. Sept. wurde der Chadema-Fraktionschef und Präsident der Anwaltskammer (Tanganyika Law Society – TLS) Tundu Lissu nach einer Parlamentssitzung vor seinem Haus im Auto angeschossen und schwer verletzt. Lissus Fahrer hatte bemerkt, dass ihnen ein Fahrzeug folgte und den Abgeordneten vom Aussteigen abgehalten. Daraufhin eröffneten die Angreifer das Feuer auf die Beifahrertür des Wagens. 38 Geschosse trafen das Fahrzeug und acht den Abgeordneten selbst.

Der 49-jährige T. Lissu ist der schärfste Kritiker der Magufuli-Regierung, hatte die Pfändung eines tansanischen Flugzeugs in Kanada aufgedeckt und Magufuli wiederholt Mittelvergeudung als Minister und diktatorische Tendenzen als Präsident vorgeworfen. Er war neun mal verhaftet und sein Haus wiederholt durchsucht worden.

Familie und Partei Lissus fürchteten um seine Sicherheit und ließen ihn nach einer Notoperation in Dodoma zur Behandlung nach Nairobi, Kenia fliegen. Die Chadema hat von Sympathisanten im In- und Ausland $ 53.000 für Lissus weitere Behandlung, eventuell in Deutschland oder den USA, eingeworben. Die Regierung bot an, die Behandlungskosten zu übernehmen. Lissus Fahrer, ein Tatzeuge, blieb unverletzt, tauchte sofort unter und hält sich aus Sicherheitsgründen und zur psychologischen Betreuung in Kenia auf.

Der Tansanische Christenrat (CCT) verurteilte das Attentat und rief zur Fürbitte auf. Der Vorfall schade dem Ansehen Tansanias, nur eine vollständige Aufklärung könne das Vertrauen in die Regierung und ihre Sicherheitsorgane wiederherstellen. Mehrere Kirchenführer, darunter ELCT-Bischof Dr. F. Shoo, verurteilten den Mordversuch und hielten Fürbittgottesdienste ab. Amnesty International äußerte „Besorgnis über die Sicherheit aller Dissidenten im Land, zu einer Zeit, wo der Raum für abweichende Meinungen immer weiter schwindet“. Drei britische Anwaltskammern äußerten in einem Brief an Dr. Magufuli schwere Besorgnis über die Angriffe auf Lissu und Anwaltsbüros, sowie Drohungen gegenüber der Anwaltskammer TLS. Sie erinnerten den Präsidenten an internationale Verträge, die Tansania zum Schutz der Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit verpflichten.

Auch Parlamentspräsident Ndugai, Staatspräsident Magufuli und die CCM-Führung verurteilten den Überfall, ebenso die EU und weitere ausländische Botschaften.

Die Chadema-Führung vermutet ein politisch motiviertes Attentat, da eine automatische Armeewaffe verwendet, 38 Schüsse auf Lissus Wagen abgegeben wurden und nichts geraubt wurde. Der Überfall fand am helllichten Tag in einem gut gesicherten Prominentenviertel Dodomas statt. Lissu hatte wiederholt der Polizei gemeldet, dass ihm ein Fahrzeug der Staatssicherheit mit stark getönten Fenstern folgte. Ex-Informationsminister Nnauye sagte, die Angreifer hätten genau dieses Auto benutzt, das im übrigen auch ihn selbst schon verfolgt habe.

Chadema-Generalsekretär Dr. Mashinji sieht den Fall Lissu im Zusammenhang mit acht weiteren Überfällen auf und Entführungen von Regierungskritikern und Journalisten durch „unbekannte Täter“. Es sei unverständlich, warum ein „Unbekannter“, der den damaligen Informationsminister Nnauye auf offener Straße mit einer Pistole bedroht hatte, nicht identifiziert werden könne. Ähnlich äußerte sich ein CCM-Abgeordneter und verlangte einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss. Mehrere Abgeordnete forderten Leibwächter für Parlamentsmitglieder.

Die Polizei bildete eine Sonderkommission und warnte vor Spekulationen und Verdächtigungen auf Internetforen. Diese seien strafbar und würden genauestens verfolgt.

Citizen 07.,08.,09.,11.,19.,23,24..09.17; DN 08.09.17; East African 08.,09.09. 17; Guardian 08.,09.,11.,16.09.17;

Angriff auf Anwalts-Büro

Im Büro einer Anwaltsfirma mit bedeutenden Klienten in Upanga, Dar-Es-Salaam ereigneten sich zwei nächtliche Explosionen, die Sachschäden verursachten. Wertgegenstände blieben unberührt, Dokumente verschwanden. Zeugen sahen drei Landcruiser mit bewaffneten Personen vorfahren. Die Angreifer überwältigten die Wachleute und nahmen sie mit. Anschließend fanden die Explosionen statt. In der Nähe wurden gefüllte Benzinkanister gefunden.

Die Anwälte-Vereinigung Tanganyika Law Society (TLS) teilte mit, Personen in Polizei-Uniformen hätten den Überfall begangen. Die TLS kündigte einen zweitägigen Streik der Anwälte an, konnte ihn aber nicht durchsetzen. Auch in ein weiteres Anwaltsbüro in DSM wurde eingebrochen und Dokumente entwendet.

Historisch profilierte sich die TLS als Befürworterin des Mehrparteien-Staates gegen die Interessen der Einheitspartei CCM. In jüngerer Zeit traten TLS-Mitglieder für eine Verfassungsreform ein und prangerten behördliche Übergriffe an. Der Innenminister sah darin einseitige Parteipolitik und versuchte vergeblich, die Wahl T. Lissus zum TLS-Vorsitzenden zu verhindern. Präsident Magufuli drohte, unbotmäßige TLS-Mitglieder niemals zu Richtern zu ernennen.

Citizen 27.08.; 03.,22.09.17; DN 30.08.17; Guardian 28.08.; 13.09.17

Überfälle / Entführungen

Ein 18-Jähriger entführte in Arusha sechs Kinder, um Lösegeld zu erpressen. Vier der Entführten wurden freigelassen, zwei ermordet. Der Entführer wurde „bei einem Fluchtversuch“ erschossen, als er die Polizei zu seinen Komplizen führen sollte. Diese Darstellung wurde mit Skepsis aufgenommen, da der mit Handschellen Gefesselte leicht einzuholen gewesen wäre. Er hatte die Taten mit seinem Bruder, einem Polizisten, verübt.

Weitere Gewaltverbrechen:

Ein Geschäftsmann in Lupatingatinga, Chunya wurde getötet und beraubt.

Ein pensionierter General wurde von seinem eigenen Leibwächter beschossen und beraubt.

Ein in mehrere Raubüberfälle und Morde in DSM und dem Kibiti-Distrikt verwickelter Bandit wurde bei einem Fluchtversuch erschossen.

Erstmals wurde eine Gruppe von 32 Personen gemeinsam angeklagt, die in Tabora fünf Frauen wegen „Hexerei“ erschlagen und verbrannt hatten. Im ersten Halbjahr 2017 wurden laut Menschenrechtszentrum in Tansania beinahe 500 Menschen durch Mob-Selbstjustiz getötet, besonders Viele in Dar-Es-Salaam und dem Südlichen Hochland.

Citizen 07.,19.09.17; DN 30.08.; 05.,14.09.17; Guardian 30.08., 08.09.17; Thomson-Reuters 24.08.17

Reaktionen auf Sicherheitsprobleme

Die Koalition der Menschenrechtsverteidiger und die Katholische Bischofskonferenz äußerten sich besorgt über die Gewalttaten mit Schusswaffen. Die Regierung setzte auf Verlangen des Parlaments eine Untersuchungskommission mit Vertretern aller Sicherheitsdienste und der Armee ein, um die Herkunft der bei den Überfällen verwendeten Schusswaffen und die Motive der Täter zu klären. Der Oppositionspolitiker Z. Kabwe (ACT-Wazalendo) vermutete, das Hauptziel des Attentats auf T. Lissu sei, Regierungskritiker einzuschüchtern. Er forderte, ein unabhängiges, ausländisches Team müsse die Gewalttaten untersuchen. Die Regierung lehnte dies ab.

Citizen 09.,11.,13.,14.,22.09.17; Guardian 14.,15.09.17