Über das Leben der Straßenkinder - 06/2012

Aus Tansania Information
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Straßenkinder

Die wachsende Armut ist die Hauptursache dafür, dass viele aus den Dörfern in die Städte abwandern. Das führt dazu, dass die afrikanischen traditionellen Familienstrukturen verloren gehen, die Kinder nicht mehr unterstützt werden. Viele kommen auf der Suche nach einem besseren Leben in die städtischen Zentren. (East African Bisiness Week 7.5.12)

Laut einer in 95 Distrikten durchgeführten Untersuchung wächst die Zahl gefährdeter und auf der Straße lebender Kinder ständig, vor allem in den größeren Städten. Der Minister für Gesundheit und Soziales berichtete, es gebe 33.945 Straßenkinder. (DN 21.4.12)

Untersuchung der NRO Railway Children Africa

In der Untersuchung mit dem Titel 'Überlebenskampf: Kinder, die allein auf den Straßen Tansanias und Kenias leben', werden die Regierungen ersucht, einzugreifen, damit auch diese Kinder zu ihrem Recht kommen. Alle beteiligten Kinder hatten mindestens vier Wochen auf der Straße gelebt, andere mehrere Jahre. Armut und Konflikte mit den Eltern vertreiben die Kinder; wegen Gewaltanwendung durch Lehrkräfte und Eltern laufen sie weg, um ihr Leben zu retten.

Die Stellvertretende Ministerin für Entwicklung der Gesellschaft, Frauen und Kinder berichtete, 50 % der Straßenkinder liefen wegen Missbrauchs weg, 35 % wegen Armut, 11 % wegen Mangels an Liebe und elterlicher Fürsorge; nahezu 3 von 10 Kindern hätten vor Vollendung des 18. Lebensjahres sexuelle Gewalt erlebt

Merkwürdigerweise werden viele Straßenkinder wie Kriminelle behandelt, manchmal zusammen mit Erwachsenen in eine Zelle gesperrt, wo sie sexuell missbraucht und ausgebeutet werden. Weil sie traumatisiert sind, werden die meisten abhängig von Cannabis, Kokain, Alkohol und dem Schnüffeln von Klebstoff und Benzin.

Ein Junge erzählte, er werde von anderen Straßenkindern sexuell belästigt.

Ein junger Mann aus Old Moshi berichtete, seine Stiefmutter habe ihn wie einen Sklaven arbeiten lassen. "Wenn ich müde war, schlug sie mich, gab mir nichts zu essen und zwang mich im Freien zu schlafen". Er sei weggelaufen, habe auf Müllbergen allerlei Dinge gesucht, um sie zu verkaufen. "Aber oft musste ich stehlen." Er wurde eingesperrt und von der Polizei verprügelt. "Eines Tages erzählte mir jemand von der Nichtregierungsorganisation Mkombozi. Sie verhalf mir zu einer Unterkunft, zu Nahrung, Kleidung und Schulbildung, bis ich die Sekundarschule nach Form IV abschloss. Mkombozi <swah. Erlöser> ist mein wichtigster Befreier", sagt er. (DN 18.3.12; Guardian 2./5.3.12)

Dogodogo Centre for Street Children

Am Internationalen Tag der Straßenkinder forderte der Projektkoordinator des Dogodogo Centre for Street Children, die Polizei solle die Straßenkinder nicht mehr misshandeln mit der Behauptung, sie bekämpfe Kriminalität. Die Polizisten müssten kapieren, was die Kinder auf die Straße treibt. Einige würden von den Eltern zum Betteln geschickt, andere hätten ihre Eltern verloren. Ihre Wiedereingliederung sei nicht leicht, räumte er ein.

Ein 12-jähriger Junge aus der Stadt Mtwara, der seinen Vater nicht kennt, erzählte, seine Mutter sei einfach verschwunden. Verzweifelt habe er nach ihr gesucht. Dann sei er mit zwei Jungen nach Dar-es-Salaam gezogen; dort sei das Leben gut, hatten sie erfahren. Nun putzt er Schuhe und träumt davon, wieder in die Schule zu gehen. Andere waschen die Windschutzscheiben der Autos, viele betteln oder werden zu Taschendieben. Manche sammeln auf gefährlichen Plätzen Altmetall; dafür gibt man ihnen Peanuts.

In Dar-es-Salaam unterstützt das Dogodogo Centre for Street Children seit 20 Jahren Straßenkinder. Es geht um Gesundheit und Bildung, und darum, die Rückkehr in die Familie zu ermöglichen.

Mobile Bildungsprojekte in drei größeren Zentren Dar-es-Salaams bot 164 Kindern Schulbildung an, außerdem Beratung bezüglich Wiedereingliederung. Geld erreiche das nicht, sagte ein Mitarbeiter; es verkompliziere das Problem. Die Hauptsache sei eine tolerante schrittweise Annäherung. (DN 11./16.4.12)

Street Children for Rugby

Heimatlose Kinder, die auf den Straßen der Städte Arusha und Moshi leben, werden nun als Rugby-Spieler trainiert. Man will diesen unterprivilegierten Kindern durch Sport eine Chance geben. Bei einer Spendenaktion des in Arusha beheimateten Rhino Rugby Football Club im New Mount Meru Hotel gingen 2,5m/- TSh ein. Auch die Firma Hughes Motors (Tanzania) Ltd. ist ein Sponsor der Initiative Street Children for Rugby. "Alles, was man braucht, ist eine Wiese oder ein leerer Platz. Wer keine Rugby-Bälle hat, nimmt Kokosnüsse", sagte der Coach des Rugby National Teams. (DN 2.4.12)

Street Child World Cup

Erstmalig in der Geschichte wird das in Mwanza beheimatete Under 20 Streetchildren Footballteam am Street Child World Cup in Brasilien teilnehmen. Es ist für 2014 geplant. Der Gründer und Leiter des Tanzania Street Children Sports Academy Project (TSC) berichtete, ab 2013 werde der TSC eine landesweite Kampagne für Straßenkinder starten. (DN 23.4.12)

Dar-es-Salaamer Kinder sprechen über das Problem der Straßenkinder

Abdalah (12): Mir tun sie Leid. weil sie auf ihre Grundrechte, Bildung und elterliche Liebe, verzichten müssen. Ich denke, die Regierung müsste sich um sie kümmern.

Dorelees (13): Ich denke, die Armut ist schuld daran, dass viele Kinder vom Betteln auf der Straße leben müssen. Manche schließen sich den schlechten Gruppen nur an.

Gifted (10): Ich wünschte, es gäbe keine Straßenkinder, denn sie leiden darunter, dass sie betteln müssen. Ich habe Mitleid mit ihnen.

Gadna (11): Ich weiß nicht, warum es jeden Tag mehr Kinder gibt, die in schwierigen Verhältnissen leben. Im Fernsehen sah ich, dass manchen von Freunden erzählt wird, in Dar-es-Salaam gebe es alles, was sie brauchen.

Mtondwa (10): Viele Kinder sind sehr arm, weil ihre Eltern wegen HIV/AIDS gestorben sind. Das habe ich in der Schule gelernt.

Faraja (11): Ich hörte, dass viele Kinder in schwierigen Verhältnissen leben, weil sie nach dem Tod ihrer Eltern bei den Großeltern gelassen werden.

Saada (10): Viele Kinder leben in schwierigen Verhältnissen, weil sich ihre Eltern getrennt haben. (Guardian 18.10.11)