Nach der Wahl ‐ 12/2025

Aus Tansania Information
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„Unser Tian‘anmen“

Kommentar von Zitto Kabwe, dem früheren Parteiführer von ACT-Wazalendo: Er sehe die Wahl als das „Massaker vom 29. Oktober“. Am 30. Oktober sei er in Ujiji, Kigoma gewesen und habe mit anderen gegen das Wahlergebnis demonstriert. Er sei später verhaftet und in der Polizeistation festgehalten worden. Erst im Nachhinein, als das Internet wieder zugänglich gewesen sei, habe er begriffen, dass die Wahl „Tansanias Tian’anmen“ gewesen sei.

TheChanzo, 13.11.2025

Untersuchungskommission

Als Reaktion auf die Gewalt während und nach der Wahl hat Präsidentin Hassan am 18. November eine „unabhängige Untersuchungskommission“ eingesetzt, deren Vorsitz Tansanias früherer Oberster Richter Mohamed Chande Othman hat. Außerdem gehören ihr mit Prof. Ibrahim Juma ein weiterer pensionierter Oberster Richter, der Ex-Chefsekretär Ombeni Sefue und die frühere Verteidigungsministerin Stergomena Tax an. Die übrigen vier Mitglieder sind gleichfalls pensionierte Spitzenbeamte. Sie sollen das Motive hinter den Protesten, Identitäten der Sachbeschädiger, Zahl der Getöteten und Schicksal der Verschwundenen klären. Für ihre Ermittlungen hat die Kommission drei Monate Zeit. Präsidentin Hassan: „Die Jugendlichen wurden bezahlt, um sich zu erheben. Welche äußeren Mächte waren die Zahlmeister?“

Die Oppositionsparteien Chadema, ACT-Wazalendo und Civic United Front verlangen eine internationale Untersuchungskommission mit Beteiligung von UN, EU und AU. Chademas John Heche vermutet, statt aufzuklären, werde die Kommission die Wahrheit verschleiern, Beweise vernichten und die Opfer noch weiter beschädigen.

EastAfrican, 22.11.2025, Guardian, 20.11.2025, Citizen,20./21.11.2025

Videos

Das der BBC vorliegende und verifizierte Filmmaterial der Proteste wurde erst nach dem Internet-Shutdown publik. Die Regierung drohte all jenen mit drakonischen Strafen, die Videos von den Protesten teilten. Erst nach dem 4. November tauchte Filmmaterial online auf, das Uniformierte zeigt, die in Menschenmengen schießen, Tote in den Straßen oder aufgestapelte Tote vor Krankenhäusern. In Dar es Salaam, Mwanza und Arusha war es zu den ersten Demonstrationen gekommen. Die meist jungen Männer waren von Anfang an mit schwerbewaffneter Polizei konfrontiert, die zunächst mit Tränengas und später scharf in die Menge schoss. Auf vielen Videos sind Verletzte mit Schussverletzungen und Tote auf den Straßen zu sehen. Nicht alle Personen mit Gewehren oder Pistolen tragen Uniformen, wer sie sind, bleibt unklar.

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte Volker Türk hat eine Untersuchung der Vorfälle gefordert und die sofortige Freilassung aller Verhafteten verlangt.

BBCverify, 17.11.2025

„Wirtschaftssabotage“

Bei einer Pressekonferenz in Dar es Salaam bezeichnet Premierminister Mwigulu Nchemba die Unruhen rund um die Wahl als „koordinierte Wirtschaftssabotage“, deren Anstifter teils aus dem Ausland agiert hätten. Das Chaos sei von Gruppen gewünscht, die die das Land destabilisieren und die Bevölkerung verunsichern wollten. Tansania werde sich und seine Ressourcen „mit allen Mitteln“ schützen. Die Zerstörung von 756 Regierungsbüros, 27 BRT-Stationen, 159 Polizeistationen, 976 Regierungsfahrzeugen, auch Ambulanzen, 1.642 Privatfahrzeugen, 2.268 Motorräder und 272 Häuser sowie der Angriff auf das Dawasa-Wasserwerk könne nicht das Werk Einzelner sein.

Bei Nachfragen weigerte sich der Premierminister, dem in- wie ausländischen Druck nachzugeben und die Zahl der Getöteten preiszugeben. In Afrika sei es tabu und unwürdig, Totenlisten zu erstellen und den Tod zu feiern. Jetzt komme es darauf an, die Einheit wiederherzustellen. Auf die Frage, wo alle die Toten seien, nach denen Familienangehörige überall im Land verzweifelt suchten, um sie würdig zu beerdigen, ging er nicht ein.

Guardian, 26.11.2025