Zur Planung einer Straße durch die Serengeti - 10/2010

Aus Tansania Information
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Pläne

Vor seiner Wahl 2005 sagte Kikwete, die Regierung plane eine 500 km lange Straße zu errichten. Sie soll von Mto-wa-Mbu (Arusha-Region) über das Gebiet des Natronsees, die Städte Loliondo und Mugumu nach Musoma am Viktoriasee (Mara-Region) führen.

Kikwete betonte, der Ngorongoro werde umgangen. In der Serengeti sei die Höchstgeschwindigkeit 60 km. "Die neue Straße bringe der Wirtschaft dieses abgeschnittenen Teils Tansanias große wirtschaftliche Vorteile", sagte ein Verantwortungsträger der Tanzania National Parks Au-thority.

Mit dem Bau soll 2012 begonnen werden. (DN 3.9.10; Guardian 13.7.10, Arusha Times 24.7.10)

Präsident Kikwete stauchte die Kritiker des Projektes zusammen. Die Regierung werde mit dem Plan fortfahren, gleichzeitig dem Schutz des Serengeti National Park (Senapa) die nötige Aufmerksamkeit schenken. Auch er sei ein Freund des Naturschutzes, betonte Kikwete. Aber die in diesem Gebiet lebenden Menschen verdienten bessere soziale Dienste. (Citizen 17.7.10, East African 16.8.10)

Im Ngorongoro-Distrikt berichtete ein traditioneller Verantwortungsträger, während seines Wahlkampfes vor fünf Jahren habe Kikwete den Bau einer Teerstraße versprochen, kürzlich bei seinem Besuch betont, sein Versprechen gelte noch. Die Ministerin für Naturschätze und Tou-rismus sagte, der Verlauf der Straße werde so gewählt, dass die Wanderung des Wildes nicht betroffen ist. (Citizen 27.7.10)

Auswirkungen

Viele Menschen strömen in das Gebiet, durch das die Straße führen soll. Sie bauen Häuser und legen Felder an, pflanzen Sisal und Bananen, in der Hoffnung auf Entschädigung, sollte die Straße dort gebaut werden. "Sie verschwenden ihre Zeit", sagte der dortige District Commissioner, "für nichts wird es Entschädigung geben." Die Durchführbarkeitsstudie sei bereits abgeschlossen. Auch einige Staatsbedienstete beteiligen sich an diesem schmutzigen Spiel. (DN 16.8.10)

Bedenken

Das Tourismusunternehmen Singita Grumeti Reserves erklärte, es sei gegen eine öffentliche Straße durch den Serengeti National Park, es sei denn sie werde der Tanzania National Parks Authority (TANAPA) unterstellt und ausschließlich für touristische Zwecke benützt. Seine Aufgabe sei, nachhaltigen Ökotourismus in der Serengeti zu unterstützen, der wenige Nebenwirkungen hat. Das sei die beste Möglichkeit, die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Einwohner des Serengeti-Distrikts zu fördern. Die Serengeti lockt jedes Jahr Hunderte von Touristen an. (Guardian 4.8.10; East African 16.8.10)

In Verhandlungen will Kenia Tansania vom Bau der Straße abbringen, betont dabei den Geist der East African Community (EAC) und die gute Nachbarschaft. Kenia verweist auf die Wanderroute der Gnus, die durch die Straße durchtrennt würde. Das schade Kenias Tourismus, denn die Straße verlaufe an der Grenze von Kenias Maasai Mara Game Reserve. (Citizen 10.9.10; Business Times (Nairobi) 9.9.10)

Einspruch aus dem Ausland

Naturfreunde der USA initiierten mit der Save the Serengeti Website eine Aktion gegen den Plan der Regierung. Bis Mitte Juli hatten 5.623 Personen weltweit die Petition unterzeichnet. Die Umweltschützer betonen, die Straße durchschneide die wichtige Wanderroute des Wildes, eines der zehn natürlichen Welt-Reise-Wunder.

Die Straße verstößt auch gegen UNESCO-Empfehlungen, keine Durchgangsstraße solle durch einen Nationalpark oder ein Welterbe-Gebiet führen.

Ein Verantwortungsträger der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft sagte, Wirtschaftsstraßen hätten sich in Schutzgebieten auf der ganzen Erde als katastrophal erwiesen. Der Verkehr werde in den kommenden Jahren sehr zunehmen. Man müsse Zäune errichten, um von Tieren verursachte Unfälle zu verhüten. Das Wild habe keine Chance mehr, zum Mara-Fluss zu kommen, ihrer einzigen Wasserstelle in der Trockenzeit. (Guardian 13.7.10; Citizen 10.9.10)

Der Botschafter der USA schlug vor, eine alternative Route zu finden. Er werde mit den Verantwortungsträgern der East African Community (EAC) über die wirtschaftliche Bedeutung dieses Projektes sprechen, sagte er. (Citizen 17.7.10; Arusha Times 24.7.10)

In der Zeitschrift Natur vom 16. Sept. weisen 26 Wissenschaftler warnend auf ökologische und ökonomische Folgen dieser Straße hin. Die Einnahmen aus dem Tourismus würden einbrechen. Sie erinnern an die Erfahrungen, die man in anderen Ökosystemen, die unterbrochenen wurden, machen musste. Die Straße solle südlich des Parks verlaufen, raten sie. (Arusha Times 11.9.10)

In einem verzweifelten Versuch, das Welterbe-Gebiet vor dem Verlust seines herausragenden universalen Wertes zu bewahren, forderten die Direktoren der International Union for Conservation of Nature (IUCN), des ältesten globalen Umwelt-Netzwerks, Präsident Kikwete auf, seinen Beschluss bezüglich der Straße zu überprüfen. Ein anderer Appell kam von der UNES-CO, ein weiterer vom World Wide Fund for Nature (WWF). Tansania schade seinem internationalen Ruf. Der WWF schlägt drei Alternativen vor, eine Verbindung von Waso über Mto-wa-Mbu, oder eine Straße, die Mugumu mit dem Straßennetz westlich des Serengeti Nationalparks verbindet, oder eine, die südlich des gesamten Komplexes Serengeti- und Ngorongoro-Schutzgebiet verläuft. Der WWF bietet technische Hilfe an, wenn Tansania nachhaltige Alternativen entwickelt. (Citizen 16.9.10)

Das World Heritage Centre (WHC) in Paris wies die Regierung warnend darauf hin, sie riskiere, dass man die Serengeti zu den Welterbegebieten, die in Gefahr sind, zähle. Ihr Wert sinke dann beträchtlich, was den Tourismus mit hinunterziehe.

Ein Verantwortungsträger des Ministeriums für Naturschätze und Tourismus versichterte, man werde eine neue Umweltverträglichkeitprüfung veranlassen. Daraufhin schob das WHC die angedrohte Maßnahme auf. (Citizen 17.8.10)

Reaktion der Regierung

Die Regierung setzte eine Arbeitsgruppe ein, die den Präsidenten angesichts der Welle von Sorgen, die Umweltaktivisten des In- und Auslandes äußerten, beraten soll.

Präsident Kikwete verteidigte das Projekt. Die für den Umweltschutz notwendigen Vorsichtsmaßnahmen würden getroffen, erklärte er. Das 50 km lange Stück der Straße, das durch die Serengeti führt, werde als Schotterstraße gebaut, genau wie die anderen durch Nationalparks führenden Straßen. "Die Serengeti wird nicht sterben", betonte er. (DN 24./25.9.10)

Die geplante Straße im Wahlkampf

Die Straße durch die Serengeti wird nun sogar in den Wahlkampf der Stadt Arusha gezogen. Die dortige Kandidatin der CCM drohte, sie werde juristisch vorgehen gegen alle, die behaupten, sie sei die Archtiketin dieses Projektes. Manche verwendeten das als Waffe gegen sie.

Doch der Chadema Kandidat der Stadt Mbulu verteidigte die CCM-Kandidatin, betonte, sie habe nichts tun mit dieser Angelegenheit (DN 3./ 7.9.10)