Zur Lynchjustiz, Anmerkungen und Fälle der letzten Monate - 07/2008

Aus Tansania Information
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Beobachtungen

Über die Akzeptanz der Todesstrafe wird offiziell beraten. Aber ihr gilt im Augenblick nicht das Hauptinteresse, schließlich geschieht alle Augenblick Lynchjustiz, wenn jemand auf der Straße eine Handtasche, eine Uhr oder Schmuck gestohlen hat oder dessen verdächtigt wird. (The East African 2.6.08)

Zur Eindämmung

In der Mara Region wurden während der letzten 13 Monate 41 Personen wegen des Verdachts von Diebstahl durch Lynchjustiz getötet. Der Regional Commissioner sagte, die für Rechtsfragen Zuständigen müssten der Bevölkerung sagen, dass dieses Vorgehen illegal sei und unverzüglich unterbleiben müsse. Andernfalls verfestige sich die Meinung, es sei anerkannte Norm, Verdächtige auf der Stelle zu bestrafen. Das führe zur Auflösung der Ordnung. (Guardian 11.2.08)

Dem Regional Commissioner der Mwanza Region schlug während einer Versammlung im Kwimba Distrikt, bei der über die Notwendigkeit der Eindämmung der Lynchjustiz diskutiert werden sollte, eine Welle von Vorwürfen entgegen. Mitglieder des Verteidigungs und Sicherheitskomitees u. a. erklärten, auch weiterhin würden sie Menschen, die als Verbrecher gelten, lynchen, bis die regionale Verwaltung "einsieht, dass sie das Nötige tun muss". Schuld an den Tötungen sei die Polizei, die häufig verhaftete mutmaßliche Verbrecher frei lasse. Erzürnt vom negativen Ausgang des Gesprächs lehnte der RC die Einladung zum Mittagessen ab und verließ den Ort. (Guardian 7.3.08)

Vorfälle

In Dar es Salaam verprügelte eine Menschenmenge drei als Diebe verdächtigte, die sich in einem noch unfertigen Haus versteckten, und zündete sie an.

In Dar es Salaam erschlug eine Menschenmenge einen Mann, von dem behauptet wird, häufig bestehle er die Einwohner dieser Gegend.

In Sumbawanga wurde ein Gemeindeglied einer Pfingstkirche verdächtigt, den Sohn des Pfarrers durch Zauberei getötet zu haben. Er bekannte sich zu der Tat und behauptete, er könne den Schüler wiedererwecken. Man wollte ihn dazu zwingen. Weil es ihm nicht gelang, wurde er erschlagen, mit Holzkreuzen von Gräbern bedeckt und angezündet. Die Menge setzte sein Haus in Brand und tötete sein gesamtes Vieh.

In Dar es Salaam soll eine Gruppe von Schülern einen Unbekannten getötet haben, der in ihr Gelände eingedrungen sei und eine Blechkiste und ein Handy gestohlen habe.

In Dar es Salaam wurden drei Männer, die im Begriff waren, einen Laden zu plündern, von Nachbarn gestellt. Einer konnte fliehen, die beiden anderen wurden gelyncht.

In der Tabora Region hatte die Polizei zwei Frauen, die der Zauberei verdächtigt werden, in Schutzhaft genommen. Daraufhin belagerten Menschenmassen die Polizeistation. Sie drohten, die beiden Frauen zu töten, drangen ins Wohngebiet der Polizei ein und schlugen Fenster und Türen ein.

In Dar es Salaam rief eine Frau um Hilfe, als vier Männer aus ihrem Haus Fahrräder stehlen wollten. Nachbarn eilten herbei. Sie erschlugen einen, drei entkamen.

In Dar es Salaam verletzte eine aufgebrachte Menschenmenge einen Mann schwer, weil man vermutete, er habe ein 14 jähriges Mädchen vergewaltigt.

In der Kagera Region nahm die Polizei sieben Personen fest. Sie hatten ein Ehepaar aus unbekanntem Grund gefesselt, Bananenpflanzung, Eigentum und Haus verwüstet und die beiden dann zu Tode gesteinigt.

In Dar es Salaam erschlug eine aufgebrachten Menge eine Frau, die beobachtet worden war, als sie mit einer Tasche aus einem Haus kam und weglief.

In Arusha forderten vier Männer vom Kassierer eines Haushaltwarengeschäfts mit vorgehaltenem Gewehr, die Übergabe des gesamten Geldes. Als sie flohen, wurde einer von einer aufgebrachten Menge erschlagen.

In der Morogoro Region fiel eine wütende Menge über drei Männer her, die angeblich schuld sind an den in einer Sekundarschule beobachteten hysterischen Anfällen. Ihre Häuser wurden in Brand gesteckt.

Im Moshi Distrikt erschlugen erzürnte Menschen einen Mann, der ein Schulmädchen verfolgte. Er gehört angeblich zu einer Gruppe, die Menschen tötet, um Körperteile von ihnen für Zauberei zu verwenden. Mehrere Frauen und Mädchen seien aus diesem Grund umgebracht worden, heißt es.

In Dar es Salaam wurden zwei Männer beim Diebstahl eines Computers erwischt und von wütenden Menschen gelyncht.

In der Kilimanjaro Region wurde eine Frau verdächtigt, durch Zauberei ihren 18 monatigen Sohn getötet zu haben, weil sie Körperteile verkaufen wollte. Wegen Unruhen bei der Beerdigung nahm die Polizei die Mutter und zwei weitere Personen in Schutzhaft. Darauf stürmten etwa 500 Menschen die Polizeistation mit der Absicht, die Frau und zwei weitere Personen zu töten. Mit Tränengas und Warnschüssen zerstreute die Eingreiftruppe der Polizei die Menge.

Einer des Mordes Verdächtiger wurde von Mitbewohnern seines Dorfes festgenommen und der Polizei in Njombe übergeben. Mit sechs anderen gelang es ihm, durch einen von ihnen gegrabenen Tunnel zu entkommen. Als die Dorfbewohner davon erfuhren, erschlugen sie ihn.

In Tanga lynchte eine Menge einen bekannten Kriminellen. Er war im Besitz von 18 Sofakissen, zwei Eimern Mehl, einer Thermosflasche und sechs Töpfen.

In Arusha wurde ein Mann erschlagen, der, so wurde vermutet, einer Frau die Handtasche geklaut hatte. Ebenso in Dar.

In Sumbawanga wurde ein Haftentlassener gelyncht, weil er versucht haben soll, ein Fahrrad zu stehlen. Der Tote wurde verbrannt.

In der Shinyanga Region wurde ein Mann erschlagen, der im Begriff war, auf einem Feld Baumwolle zu stehlen. Damit staatliche Organe keine Beweismittel hätten, wurde der Tote verbrannt. (DN 11.2./21./22.3./1./7./16.4./5./19./20./29.5./4.6.08; Guardian 13./17./ 22.3./1./7./16./4./5./14./19./20./29.5./5./3.6.08; Nipahse 8.4.08; ThisDay 3.6.08)