Zur Gesundheitsversorgung - 08/2006

Aus Tansania Information
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Zur Kostenbeteiligung

Der Stellvertretende Minister für Gesundheit und Soziales be-tonte im Parlament, weiterhin trage die Regierung die Kosten für alle Medikamente, auch die für Familienplanung, und für die Impfungen aller Kinder bis zum fünften Lebensjahr. Er betonte, es sei den Mitarbeitern der staatlichen Einrichtungen verboten, von Frauen, die zur Entbindung kommen, zu verlangen, dass sie die benötigten Dinge selbst besorgen. Zuwiderhandelnde würden streng bestraft. Eine Abgeordnete hatte berichtet, in vielen Krankenhäusern müssten die Frauen Dinge wie Rasiermesser, Handschuhe, Watte mitbringen; andernfalls würden sie nicht versorgt. (Nipashe 4.7.06)

Zur Gesundheitspolitik Sansibars

Seit kurzem gibt es in Sansibar ein Programm zur Kostenbeteiligung bei staatlicher Gesundheitsversorgung. Die Opposition ist strikt dagegen, denn die Lebensbedingungen der Mehrheit der Bevölkerung würden beeinträchtigt. Sie lebe in Armut. Die Regierung solle dem Gesundheitssektor mehr Mittel zukommen lassen als anderen Sektoren wie Sicherheit und Verteidigung. Seit der Revolution 1964 war die Gesundheitsversorgung kostenfrei. (Guardian 8.6.06)

Im Zug der Gehaltserhöhung für Ärzte entdeckte die Regierung 251 Schein-Mitarbeiter. Ein vierköpfiger Ausschuss wurde beauftragt, diesen Skandal genauer zu untersuchen. Das Gesundheitsmi-nisterium von Sansibar hat im Augenblick 3.736 Angestellte; u. U. sind noch weitere Schein-Angestellte unter ihnen. Auch 2002 war die Situation ähnlich. (Guardian 16.2.06)

Zur Lebenserwartung

In Tansania-Festland insgesamt liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei 51 Jahren, auf dem Festland bei 50, in Sansibar bei 57. Sie ist in den Regionen unterschiedlich: Arusha-Region: 68; Kilimanjaro-Region: 67, Manyara-Region: 60. In der Lindi- und der Mtwara-Region ist die Sterberate der Kinder bis zum 5. Lebensjahr am höchsten: Bei 1.000 Lebendgeburten: Lindi-Region: 217, Mtwara-Region: 212. (Guardian 9.2.06)

Zu Entbindung, Empfängnisverhütung, Tod im Kindbett

Laut einer Studie, die Journalisten in der Manyara-Region durchführten, erhöht in den abgelegenen Dörfern unkontrollierter Einsatz von traditionellen Heilkräutern bei Frauen und Kindern die Gefährdung von Leben und Gesundheit. Wegen weiter Wege zu den Gesundheitseinrichtungen verwendeten die Frauen Heilkräuter und suchten traditionelle Hebammen auf. "Erst wenn es Komplikationen gibt, bringt man die werdenden Mütter eilends ins Krankenhaus", sagte eine Pflegerin des Babati-Distrikt-Krankenhauses. Auch die unsachgemäße Verwendung von Mitteln zur Empfängnisverhütung gefährde das Leben der Frauen. (Guardian 15.3.06)

Ein Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums berichtete: 74 % der verheirateten Frauen Tansanias verwenden keine Empfängnisverhütungsmittel. Nur 46 % bekommen bei Entbindungen professionelle Hilfe. Deshalb steigt die Sterblichkeit im Kindbett: 1996: 529 bei 100.000 Geburten, 2004: 578. Auf dem Land ist vor allem Geldmangel der Grund dafür, dass die Frauen nicht ins Krankenhaus gehen. Die Zahl der Schwangeren, die professionelle Hilfe bekommen, ist in den Regionen sehr unterschiedlich: Dar-es-Salaam: 91 %; Ruvuma-Region: 79 %; Sansibar-Stadt: 76 %; Iringa-und Kilimanjaro-Region: 71 %; Tabora-Region: 52 %. Die Regierung erarbeitete einen Plan, der zu einem Rückgang der Sterblichkeitsrate bei Kindern und Schwangeren führen soll. Außerdem gibt es Strategien für den Kampf gegen die Verstümmelung der weiblichen Geschlechtsorgane (FGM) und andere traditionelle Praktiken. (DN 2.6.06)

Zur Ausbildung

Das Tanzania Training Centre for International Health (TTCIH) in Ifakara (Morogoro-Region), 1949 für die Ausbildung von Krankenhausmitarbeitern ge-gründet, wurde nun von Prof. David Msuya, dem Minister für Gesundheit und Soziales, neu eingeweiht. Es soll in Zweijahreskursen Assistant Medical Officer ausbilden und durch Kurzkurse helfen, den globalen Bedarf an internationalen Gesundheitsexperten zu decken. Seine Tore stehen auch anderen Einrichtungen offen, die hier ihre Kurse halten wollen. Msuya sagte, in Tansania herrsche in öffentlichen Einrichtungen akuter Mangel an medizinischen Mitarbeitern. Er dankte allen Partnern, die zum Aufbau und zur Entwicklung des Zentrums beigetragen hatten, unter ih-nen das Schweizer Tropische Institut. Es verlegt nun drei seiner Kurse von Basel ans TTCIH. Das soll die finanzielle Lage der Zentrums verbessern und es unabhänger von Unterstützern machen. Für die Zweijahreskurse will man nun jedes Jahr 40 Studierende aufnehmen, die Kapazität allmählich erweitern. (Guardian 14.4.06)

Zum Überweisungskrankenhaus in Mbeya

Im Überweisungskrankenhaus in Mbeya (Mbeya-Region) fehlen 105 Ärzte und 133 Pflegekräfte. Die Angestellten müssen deshalb Schichtdienst machen, was wegen Übermüdung nicht als Dauerlösung gestattet ist. Die Zahl der ambulanten Patienten stieg seit 2003 von 86.278 auf 99.300; stationär wurden 26.064 Patienten behandelt. Problematisch ist, dass viele Patienten, die man auch in einem der Distrikt-Krankenhäuser behandeln könnte, hierher kommen. Die Bettenzahl beträgt 458. Das Rehabilitationszentrum für psychisch Kranke in Uyole ist eine Unterabteilung. Das Überweisungskrankenhaus in Mbeya ist das für das Südliche Hochland zuständige Überwei-sungskrankenhaus, außerdem Ausbildungsstätte für medizinische Mitarbeiter und mit Forschungsaufgaben betraut. (Guardian 22.4.06)

Zur Behandlung von Herzleiden

In Zusammenarbeit mit 30 Chirurgen des KCMC operierten 14 Chirurgen aus den USA am Christian Medical Centre (KCMC) in Moshi 25 Patienten am offenen Herzen. In Tansania wurden 2004 erstmalig solche Eingriffe vorgenommen, sieben Patienten behandelt, später weitere 33. (Guardian 17.5.06)

Zwei Herzzentren für Kinder sind im Bau, eines in Dar in Kooperation mit dem Gesundheitsministerium, das andere in Arusha in Kooperation mit der Rodney Mutie Mengi Stiftung und dem Lions Club. Am Muhimbili Medical Centre in Dar warten 7.000 Kinder mit angeborenem Herzfehler und Erwachsene mit rheumatischen Herzproblemen auf eine Operation.(Guardian 6.6.06)

In Moshi entsteht das Rodney Mutie Mengi Heart Institute of Excellence. Wenn es in zwei Jahren fertig ist, können hier jedes Jahr mehr als 600 Patienten behandelt werden. Vorsitzender dieser Einrichtung ist Reginald Mengi, IPP-Exekutiv-Vorsitzender. Weil sein Sohn, Rodney Mutie, in London operiert wurde, habe ein Arzt vom KCMC zu diesem gesagt, "du hast das Glück, aus einer wohlhabenden Familie zu stammen, die sich eine Behandlung in London leisten kann. Abertausende Tansanier haben nicht die Mittel", sagte Mengi. Seit dem Tod seines Sohnes habe er den Wunsch, für Menschen, die von weniger als 1 $ pro Tag leben müssen, eine Klinik zu bauen. Der Vorsitzende einer in den USA beheimateten gemeinnützigen Stiftung sagte, man werde die Klinik mit modernen Geräten ausstatten und mit einem Spezia-listenteam. Er habe beschlossen, Mengi zu helfen bei der Erfüllung seiner Mission, eine Herzklinik für die Armen zu bauen. (Guardian 12.6.06)

Zu Blutbank und Blutspenden

Das Gesundheitsministerium hat nun in Dar-es-Salaam in neues Gebäude für das Blutübertragungszentrum Osttansanias und den landesweiten Blutübertragungsdienst. (Guardian 9.6.06)

Die Ursache dafür, dass trotz anhaltender Blutspenden Blutkonserven stets knapp sind, ist die Malaria. "Etwa 75% alles gespendeten Blutes wird für die Behandlung von Kindern unter fünf Jahren verwendet, von denen die meisten an Malaria erkrankt sind", sagte der Koordinator des Blutspende-Projektes. (Guardian 12.6.06)

In der Morogoro-Region erhielt das Rote Kreuz im Rahmen einer Sonderaktion freiwilliger Blutspende 2.044 l Blut. Es wurde den Regionskrankenhäusern und dem Muhimbili National Hospital in Dar-es-Salaam zur Verfügung gestellt. (Guardian 24.6.06)

Zu alternativen Medikamenten

Die Regierung untersagte Einfuhr und Verteilung chinesischer Kräutermedikamente, die nicht vom Gesundheitsministerium empfohlen wurden. Sie warnte die Öffentlichkeit vor der Anwendung von Medikamenten, die nicht von einem Arzt verschrieben wurden. Viele meinen, Mittel in Plastiktüten, die an Bushaltestellen, Bars oder auf der Straße angeboten werden, seien Medikamente aus China. Ein Abgeordneter forderte, solche Medikamente ganz zu verbieten, egal woher sie kommen. Die Regierung wies die Regional Commissioner an, die Ausgabestellen landesweit regelmäßig zu überprüfen, um nichtregistrierte Medikamente von chinesischen zu trennen. Seit dem Vorgehen der Regierung fürchten die Besitzer der re-gistrierten chinesischen Krankenhäuser um ihre Zukunft. Eine Chinese Traditional Clinic in Dar-es-Salaam blieb geschlossen. Ihre Ärzte verbrachten viele Stunden beim Gesundheitsministerium. "Anscheinend sind einige Politiker Apothekenbesitzer, die besorgt sind wegen der wachsenden Konkurrenz durch alternative Medikamente", sagte einer der Angestellten dieses Krankenhauses. (Guardian 21./23.6.06)

Zu Mangel an Mitarbeitern u. a.

Das Distrikt-Krankenhaus von Mtwara leidet unter akutem Wassermangel. Jede medizinische Arbeit, die Wasser benötigt, müsse seit vier Tagen unterbleiben, sagte ein Arzt. Ein Patient erzählte, seit fünf Tagen warte er darauf, dass seine verwundete Zehe behandelt werde. Sie sei geröntgt, aber wegen Wassermangels nicht verbunden worden. Ein anderer sagte, man habe ihn ohne Behandlung heim geschickt, denn das verschriebene Medikament müsse mit Wasser gemischt werden. (Guardian 23.3.06)

Im Mawenzi-Regionskrankenhaus in Moshi (Kilimanjaro-Region) fehlt es an Pflegepersonal. Zwei Pflegerinnen sind für 80-90 Patienten zuständig; eigentlich sollten es 8-10 sein. (DN 19.5.06)

Wegen knapper Finanzmittel fehlt es in einigen Distrikt-Krankenhäusern Dar-es-Salaams stets an Medikamenten und Mitarbeitern. In einem kümmern sich auf der Entbindungsstation drei Pflegerinnen um 50 stationäre Patientinnen. Auf einer Station für 28 Patienten werden 70 untergebracht. Oft müssen drei Kranke ein Bett teilen, viele auf dem Fußboden liegen. "Die Umstände zwingen uns, gegen unser Gewissen zu handeln. Man kann einen Schwerkranken nicht abweisen, nur weil kein Bett frei ist", sagte ein Arzt. "Manche Patienten bekommen keine Medikamente, weil wir diese für Notfälle aufheben müssen", klagte ein anderer. Das Krankenhaus hat Platz für 180 stationäre Patienten, ist aber gezwungen, 230, oder gar 250 aufzunehmen. Die Patienten haben sich angewöhnt, nur in der ersten Woche des Monats zu kommen, weil sie zu diesem Zeitpunkt noch mit einer Behandlung rechnen können. - Ein Amtsarzt versicherte, sobald das in Bau befindliche moderne Krankenhaus fertig sei, werde in diesem Distrikt die Versorgung in der Entbindungsstation sehr viel besser. (Guardian 19.6./20.7.06; Observer 16.7.06)

Zu mangelhaften privaten Einrichtungen

Weil manche private Kliniken und Gesundheitsstationen den Anforderungen nicht genügten, schloss die Regierung in Dar-es-Salaam 42 von ihnen. Bei Kontrollen stellte sie fest, dass die Instrumente ungenügend, die Bedingungen unhygienisch, die meisten Mitarbeiter nicht ausgebildet sind. Nun plant die Regierung, landesweit ähnlich vorzugehen. Sie wird damit medizinisches Personal beauftragen, in Kooperation mit der Polizei, um sicherzustellen, dass man sich ans Gesetz hält, die Hygienebestimmungen befolgt werden. Zuwiderhandelnde zahlen 250.000/- TSh Strafe oder werden zwei Jahre inhaftiert. Ungenügende Einrichtungen werden geschlossen oder angewiesen, die Bedingungen zu verbessern. (Guardian 3.7.06)