Zum Heiler Mwasapile, auch Babu genannt, in Samunge (Sonjo) - 02/2012

Aus Tansania Information
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<Siehe Tans.-Inf. 5/11 S, 10>

Kommentar und Anmerkung

Babu <swah. Großvater> ist ein 76-jähriger Pfarrer der lutherischen Kirche. Sein Medikament, eine Tasse Tee der Wurzel des Mugariba-Busches, heile viele Krankheiten, hieß es. Für eine Tasse wurden 500/- TSh verlangt. Als bekannt wurde, Babus Tee habe viele vollständig geheilt, waren er und seine Tasse, Kikombe oder Cup, ein Magnet. Von Anfang bis Mitte 2011 strömten etwa 4 Mio. Menschen nach Samunge (Ngorongoro-Distrikt, Arusha-Region), einem ziemlich isolierten Ort im Land des Sonjo-Volkes, etwa 400 km von Arusha entfernt. Für die Heilung Suchenden, häufig schon in kritischem Zustand, und die sie begleitenden Verwandten war die extrem schlechte, verstopfte Straße ein Alptraum. Die Warteschlange aus Bussen, LKWs und PKWs erstreckte sich bisweilen über 20 km. Die Patienten mussten bis zu einer Woche ohne Unterkunft, bei schlimmen sanitären Verhältnissen, knapper Versorgung mit Wasser und Nahrung ausharren. Anfangs folgte Babu der in einem Traum von Gott empfangenen Anweisung, den Kranken die Kikombe selbst zu geben. Doch dann unterstützte ihn ein Dutzend Helfer, und beschleunigte die Verteilung.

Manche hielten ihn für einen Betrüger, der viele Mio. TSh verdiene.

Patienten boten ihm ein luxuriöses Haus und große Autos an. Anfangs lehnte er Geschenke ab, später kaufte er zwei Autos und ließ sein Haus ausbauen.

Von Anfang an sorgte die Regierung für Sicherheit. Eine Weile untersagte sie die Verteilung der Kikombe, bis wissenschaftlich erwiesen sei, dass das Medikament nicht schädlich ist.

In verschiedenen Orten tauchten Personen auf, es waren etwa 12, die auch von Gott beauftragt seien, und verteilten Tassen mit Mugariba-Tee.

Allmählich änderte sich das Bild. Patienten, die sich aus der Behandlung in einem Krankenhaus weggestohlen hatten und ihre Medikamente nicht mehr nahmen, starben. Diabetiker erholten sich, nachdem sie Babus Kikombe genommen hatten; dann tranken sie süße Limonade und wurden wieder krank...

Seit 2011 zu Ende geht, kommen nur noch einige Kranke nach Samunge.

Es gibt zwei Reaktionen auf den Rückgang des Interesses: Der Mugariga-Tee ist wirkungslos oder der Glaube der Patienten war nicht stark genug. (Citizen 31.12.11)

Ich bezweifle nicht, dass der Mugariga-Baum medizinisch wirkt. Das geben auch Wissenschaftler zu. Doch es gibt keine Berichte mehr von Heilungen. Sogar Abgeordnete und Regional Commissioner, alle die von den Dächern posaunten, sind nun still. Ein Kräuterheilkundiger fürchtet, es werde lange dauern, bis die Kranken wieder der Kräuterheilkunde vertrauen. (Citizen 17.7.11)

Einige Berichte, ab Juli '11

Die Patienten kommen auch aus Ruanda, Burundi, Uganda, Kenia und aus europäischen Ländern. Kenianische Tourismusorganisationen verwenden Mwasapile als Lockmittel. Er verhilft Kenia zu Touristen-Dollar. KKKT, Kunywa Kikombe Kimoja tu <Trinke nur eine Tasse> heißt der Slogan. Die KKKT, die ELCT <Lutherische Kirche in Tansania> möge das entschuldigen.

Von Leuten aus Kenia verlangt Babu 1.500/- TSh, von Tansaniern weiterhin nur 500/- TSh. (Guardian 14.7.11; Citizen 17.7.11; Arusha Times 2./9./23.7.11)

Im April kostete eine Busfahrt von Arusha nach Samunge bis zu 200.000/- TSh, im Juli nur noch 30.000/- bis 40.000/- TSh. Viele Busse fahren mit mehr leeren als besetzten Plätzen. "Ich denke, in Arusha haben alle die magische Tasse genommen", sagte einer. "Und die Regel ist ja, dass man die Tasse nur einmal im Leben nehmen muss." Deshalb halte es niemand für nötig, ein zweites Mal hin zu gehen. (Arusha Times 23.7.11)

Seit 1925 untersucht das Tanzania Forestry Research Institute den Mugariba, Carissa Adulis oder Carissa Spinarum. Er gedeiht in nahezu allen Regionen Tansanias und wird von vielen Volksgruppen bei mehreren Krankheiten eingesetzt.

Von Mwasapile werden nur 30 % der Wurzeln verwendet, so dass der Baum weiter wachsen kann. (DN 18.7.11)

Mindestens 78 % der Menschen, die den Heiltee getrunken haben, behaupten, sie seien gesund geworden; 7 % sagen, sie seien nicht geheilt worden, 15 % wissen es nicht. 24 % derer, die Heilung suchten, hatten hohen Blutdruck, 22 % lebten mit HIV/AIDS; 13 % hatten Krebs, 7 % Geschwüre, 5 % Asthma. (Guardian 14.8.11; Citizen 4.8.11)

Die Ärzte sind besorgt, weil viele Patienten ihre konventionellen Medikamente wegen Babus Wunder-Tasse nicht mehr nehmen. Nach einiger Zeit ging er dazu über, seinen Patienten zur weiteren Einnahme ihrer Medikamente zu raten.

In den HIV/AIDS Care and Treatment Clinics (CTC) der Arusha-Region ging die Zahl der Besucher sehr zurück. 10 % weniger Patienten mit chronischen Krankheiten besuchten die normalen Gesundheitszentren. (DN 14.12.11; Citizen 5.9.11)

Reaktionen von Regierung und Abgeordneten

Im Parlament berichtete der Gesundheitsminister, WHO, Commission for Science and Technology (COSTEC) und tansanische Regierung untersuchten gemeinsam die Effektivität einer Wunderheilung. Die Regierung habe erklärt, dass das Mittel unschädlich sei, ob es heilen kann, müsse erst im Labor bestätigt werden. Mindestens 200 Personen unterzögen sich einem Test. So etwas sei kostspielig, doch man sei im Begriff, ein entsprechendes Zentrum zu errichten.

Ein Abgeordneter fragte, warum die Regierung nicht mehrere Minister und Abgeordnete, die die Wundertasse genommen hatten, befrage und diese Informationen als Nachweis für die Wirksamkeit oder Wirkungslosigkeit verwende. Der Minister erwiderte, die Regierung verlasse sich mehr auf wissenschaftliche Ergebnisse als auf Zeugenaussagen.

Einige Abgeordnete forderten, die Regierung solle Babus Ausgabe des Wundermittels stoppen; es sei zu vielen Todesfällen gekommen. Die Stellvertretende Gesundheitsministerin antwortete, das sei unmöglich, denn zu Babus Arbeit gehöre der Glaube. (DN 1.7./12.11.11; Guardian 12.11.11)

Neue Therapie

Mwasapile forderte die Patienten, die einmal eine Tasse seines Heilmittels getrunken hatten, auf, sich eine zweite Tasse, eine mit stärkerem Tee, geben zu lassen.

Bei einem Interview in 'Super Mix', einer morgendlichen Sendung des East Africa Radio sagte er, Gott habe ihm gesagt, dass er demnächst neue Wunder wirken werde, indem er ein Kräutermedikament verwende, das sehr viel stärker sei als die 'Babu-Tasse'.

Die Frage, ob noch immer führende Leute der Regierung kommen, beantwortete er nicht. Er wandte sich gegen die Behauptung, er habe ein feudales Haus im Wert von 200m/- TSh errichtet; sein neues Wohnhaus sei nicht einmal 10m/- TSh wert, betonte er und berichtete, er besitze einen PKW und einen Lastwagen, mit dem die Heilpflanzen aus dem Wald geholt werden. (Guardian 27.1.12)