Zum Fischfang - 11/2006

Aus Tansania Information
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Bedeutung und Probleme

Der Fischfang ist für Mio. von Tansaniern eine wichtige Einnahmequelle. Unter den Devisenbringern belegt er den dritten Platz. Allein in den Binnenseen, Viktoria-, Tanganyika- und Nyasa-See, werden pro Jahr 350.000-400.000 t Fisch gefangen. Im Nilbarsch-Exportgeschäft finden mehr als 5.000 Tansanier Arbeit. (The E. A. 29.8.06)

Fachleute beklagen, in Küstennähe sei die Fischmenge während der letzten 20 Jahre sehr zurück gegangen. 1986 hatten 12.619 Fischer 46.985 t Fisch gefangen, 2004 etwa 30.000 Fischer nur ca. 50.000 t. Ein Fischer fing '86 also im Durchschnitt 3.720 kg, '04 da-gegen nur 1.600 kg, obwohl die Fanggeräte jetzt besser sind. Eine dritte Bestandsaufnahme des Fischvorrats sei erforderlich, meinte das Tansanische Fischerei-Forschungsinstitut (TAFIRI). Anfang Oktober wurde sie gestartet; nach zwei Jahren soll sie abgeschlossen sein. Bei der letzten Bestandsaufnahme, von norwegischen Experten durchgefüht, schätzte man die Vorräte in einer Tiefe von 10-500 m auf 100.000-175.000 t. Fachleute fürchten, die Vorräte seien drastisch zurückgegangen. (DN 10.4.06; East African Bussiness Week 16.10.06)

Laut einer Studie sind die steigenden Steuern und die Abgaben, die mehrere Agenturen aufschlügen, schuld daran, dass die tansanischen Fischverarbeiter auf dem Weltmarkt nicht mehr mit den kenianischen konkurrieren können. (Guardian 9.10.06)

Darlehen

Die Weltbank rief die Fischer von Sansibar auf, ein Darlehen aufzunehmen und mit diesem Geld ihre Fischereiprojekte zu fördern. Der Fonds des Meeres, Küsten, Umwelt und Mangement-Programms (MACEMP) erlitte einen Rückschlag, wenn die Fischer dieses nicht annehmen. Die Bank habe den Fonds mit genügend Mitteln gefüllt. Das Hauptziel sei die Verringerung der Armut. (DN 10.10.06)

Dar-es-Salaam

Die Fischer Dar-es-Salaams äußerten sich besorgt über die zunehmende ökologische Belastung an der Küste des Indischen Ozeans. Schuld seien die zügellosen wirtschaftlichen Interessen. "Weil sie die 200/- TSh sparen wollen, weigern sich die Leute, die öffentlichen Toiletten zu benützen" und erleichterten sich am Strand. (Guardian 15.8.06)

Die Leitung des Fischmarktes an der Magomeni-Fähre (Dar-es-Salaam) lässt die Fische und Fischprodukte, die dort verkauft werden, sorgfältig überwachen. Immer öfter würden mit Hilfe von Dynamit bzw. Gift gefangene Fische angeboten, oft unter andere gemischt. Das Vergiften der Fische ist nicht verbreitet in Tansania, doch vor einiger Zeit führte es zum Verlust des Exportmarktes: Die EU nahm keinen Fisch vom Viktoriasee mehr ab und kam mit neuen Vorschriften. Der Stadtrat von Dar-es-Salaam will nun im Meer Schutzgebiete einrichten, damit die Qualität des Fisches aus der Region überwacht werden könne. Die illegalen Fischfangmethoden bedrohen das ökologische Gleichgewicht dieses Teils des Indischen Ozeans. (Guardian 1.6./2.8.06)


Jipe-See

Der Jipe-See trocknet aus. Er war früher die Heimat von Tausenden von Fischern. Jetzt bedeckt Rohrkolbenschilf, Typha domingensis, engl. Bulrush, 75 % des Sees. 4.000 der 5.000 Fischerfamilien mussten wegziehen. Sie fischen nun im 40 km entfernten Nyumba ya Mungu-Stausee, der nun Besorgnis erregend überfischt ist. Da der Pangani-Fluss im Jipe-See entspringt und sich das Rohrkolbenschilf rasch in seinem Becken ausbreitet, hat es bereits den Nyumba ya Mungu-Stausee erreicht. Dieses Schilf beschleunigt die Verlandung (anders als die Wasserhyazinthe, am Viktoriasee eine große Umweltgefahr). Früher versorgten die Fischer des Jipe-Sees die Nachbardörfer und exportierten den Überschuss nach Kenia, Malawi, Sambia und Uganda. Mehr als 14.000 Menschen sind wirtschaftlich betroffen. Wissenschaftler empfehlen, mit Flugzeugen zu sprühen oder die Pflanzen zu entfernen. (Guardian 15.8.06)

Die dortige Bevölkerung forderte, der Umwelt-Minister müsse aktiv werden, um das ökologische System zu retten. Sie hätten die leeren Versprechen der Regierung satt. Bei seinem Besuch sagten sie: "Ehrlich, wir sind skeptisch, ob Sie etwas ausrichten können." (Guardian 12.10.06)

Mbinga-Distrikt

Um die Fischindustrie zu beleben und Wirtschaftswachstum zu fördern, plant die Regierung den Fischern des Mbinga-Distrikts (Ruvu-Region) praktische Ausbildung anzubieten. Den Fischern wird geraten, Kreditgruppen mit je 30 Mitgliedern zu bilden, was die Anschaffung von modernen Geräten ermögliche. Das Ausbildungsprogramm soll auch bewirken, dass die ökologische Verschmutzung des Nyasa-Sees und des Ruhuhu-Flusses zurückgeht. (Guardian 8.3.06)

Nyumba ya Mungu

Um den durch zu intensiven Fang gefährdeten Fisch des Nyumba ya Mungu-Stausees (Mwanga-Distrikt, Kilimanjaro-Region) zu retten, stellte das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) für einen Umlauffonds 40m/- TSh bereit. Mit diesem Geld sollen Spar- und Kreditbanken (SACCOS) eingerichtet werden, mit deren Hilfe die Fischer andere gewinnabwerfende Projekte starten können. "Früher ging es beim Fischen um Leben oder Tod", sagte der District Commissioner. "Aber jetzt gibt es keine Ausreden mehr." (Guardian 20.4.06)

Viktoriasee

Bei einer 2005 vom Viktoriasee-Umwelt-management-Projekt in Kooperation mit dem WWF und der Bergwerksgesellschaft Placer Dome durchgeführten Untersuchung wurde bestätigt, dass es keine durch Bergwerke verursachten Probleme gebe. "Deshalb stellten wir den Export von Nilbarsch in die EU nie von uns aus ein, obwohl man dort sehr qualitätsbewusst ist", sagte Staatsminister Mwandosya, der im Amt des Vizepräsidenten für Ökologie zuständig ist.

Auch neue Untersuchungen des Global Mercury Project zerstreuten die Angst, Fisch aus dem Viktoriasee könne für menschlichen Verzehr ungeeignet sein. Die Fische im Viktoriasee seien frei von Blei, hieß es, im Gegensatz zu denen, die in Sümpfen und Bächen in Bergwerksnähe leben. Man forderte die in kleinem Stil schürfenden Bergleute auf, kein Blei mehr zu verwenden.

Weil weiterhin behauptet wurde, Viktoriasee und Mara-Fluss seien zu stark belastet, untersuchte man beide Gewässer erneut und stellte fest, dass beide gesund sind. (Guardian 27.5./15.8.06)

Ein Fisch-Inspektions-Team der EU wird in einem Labor in Mwanza routinemäßig die hygienischen Bedingungen prüfen, unter denen das Filet des Nilbarsches aus dem Viktoriasee in ihre Heimatländer exportiert wird. Das Team will die Fischfabriken inspizieren, prüfen, ob die Händler eine Lizenz haben, gesund sind, ob die Boote sauber genug sind, für die Frischhaltung entsprechende Vorrichtung zur Verfügung stehen, ob Fischer u. a. beim Be- und Entladen der Fahrzeuge spezielle Schutzkleidung tragen, ob es Toiletten gibt und diese richtig und hygienisch benützt werden, ob die Fischfabriken die Abwasser angemessen entsorgen. Die Gesundheitskontrollen beim Export sollen intensiviert, die Produktionsbedingungen in Tansania verbessert werden. Das Team muss sicherstellen, dass sich die lokalen Behörden strikt an die Bestimmungen der EU halten. Nach Tansania besucht das Team Uganda. Weil vermutet wurde, der Fisch sei vergiftet, verbot die EU 1999 den Import von Fisch aus dem Viktoriasee. Die drei angrenzenden Länder, vor allem Tansania und Uganda erlitten dadurch starke Einbußen. (Guardian 9.9.06; The East African 29.8.06)

Der Leiter des Einwanderungsamtes der Mwanza-Region sagte, auch andere Sicherheitsorgane müssten vorgehen gegen Leute aus Burundi, Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo, die von Inseln des Viktoriasees Fisch in ihre Heimat schmuggelten. Früher hätten sie ihnen Fisch abgekauft, klagten Einheimische, jetzt fischten sie selbst. (DN 28.9.06)

Laut Bericht der East African Legislative Assembly ging der Wassersspiegel des Viktoriasees von 1999 bis 2005 um 1,68 m zurück; seit mehr als zwei Jahren sei die Entwicklung Besorgnis erregend: Fähren gingen weit entfernt vom Landeplatz auf Grund, Fischerboote blieben im Schlamm stecken, in den Städten sei das Wasser knapp, Häfen drohten zu schließen. Es heißt, zu 45 % sei das der Dürre zuzuschreiben, zu 55 % Staudämmen mit Wasserkraftwerken in Uganda.

Tansania hat am Viktoriasee einen Anteil von ca. 48 %, Uganda von 46 %, Kenia von 6 %. (DN 24.10.06)