Zum Betrieb der Zentraleisenbahn - 07/2010

Aus Tansania Information
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Die Zentraleisenbahn mit einer Länge von 2.600 km war für den Transport landwirtschaftlicher Produkte aus dem Hinterland Tansanias zu den Häfen von Dar-es-Salaam und Tanga die Lebensader; ebenso für die Binnenländer Uganda, Ruanda, Burundi, den östlichen Teil der Demokratischen Republik Kongo (DRC), Sambia und Malawi. Viele Exportgüter dieser Länder wurden von der Zentraleisenbahn befördert, auch Kupfer, Kunstdünger, Maschinen, Lebensmittel und Verbrauchsgüter. (East African Business Week 9.3.10)

Zu Problemen mit RITES

<Vergl. Tans.-Inf. 2/09 S, 3; 10/09 S. 4; 2/10 S. 3>

Seit das indische Konsortium Rail India and Economic Services (RITES) vor vier Jahren den Betrieb der Tanzania Railways Ltd. (TRL) übernahm, erlebte diese Chaos und Streiks. Anfang Febr. 2010 forderten die erzürnten Angestellten von der Regierung, dass sie den Beschluss, den Vertrag mit der indischen Firma zu beenden, endlich verwirkliche. Die zweifelhafte Ehe zwischen den beiden schade ihnen und der Nation mehr als dass sie nütze. (Guardian 27.2.10)

Mitte Februar übernahm die Regierung die Zahlung der Gehälter der Angestellten für drei Monate, weil sie nicht wolle, dass diese leiden, sagte Kawambwa, Minister für Entwicklung der Infrastruktur. Die TRL sei nicht in der Lage, die Löhne zu zahlen, weil der Betrieb wegen Überschwemmungen eingestellt wurde, was nicht deren Schuld sei. (DN 19.2.10)

Zur Übernahme der TRL durch die Regierung

Am 12.3.10 genehmigte das Kabinett die Übernahme der glücklosen TRL und die Beendigung der problematischen Beziehungen mit dem Konzessionsinhaber. Die Regierung plant, alle TRL-Aktien zu übernehmen.

Das Gemeinschaftsunternehmen mit RITES zeitigte keinerlei Erfolg bei der Verbesserung des Bahnbetriebs. Es schlitterte von Krise zu Krise. In einer Erklärung heißt es, demnächst starte die Regierung neue Strategien, um die finanziell prekäre Gesellschaft wieder aufzumöbeln und sie für eine zweite Privatisierung mit anderen Partnern vorzubereiten. (Guardian 18.3.10; Citizen 13.3.10)

Kommentar. Das ist ein Schritt, den viele Tansanier während der letzten drei Jahre ständig gefordert hatten. Von Anfang an war TRL ein Flop. RITES hatte bei der Übernahme die Bedingung, für Investitionen 121 Mio. US$ auszugeben, akzeptiert. Statt dessen forderte die Firma für das Leasen von 25 Lokomotiven und 23 altgedienten Waggons aus Indien 10.42 Mio. US$. Während Chaos und Unsicherheit andauerten, zögerte die Regierung mit der Übernahme der TRL. Doch wer zahlt für den ungeheuren Schaden, den diese Partnerschaft der Nation gebracht hat?

Ein Abgeordneter sagte, der Beschluss der Regierung, den Vertrag zu verletzen, war gut; doch er kam sehr spät. Ein anderer betonte, RITES müsse für das Nichterfüllen des Vertrags bezahlen. (Guardian 16./19.3.10)

TRL in Regierungshand

Die Regierung setzte ein Interims-Leitungsteam ein. Es hat den Auftrag, die Züge laufen zu lassen.

Laut informierter Quellen wird die Regierung entscheiden, ob sie das Unternehmen selbst leiten oder einen zuverlässigeren und ernsthafteren Investor suchen wird, mit dem sie eine neue Partnerschaft beginnen und den Betrieb der kränkelnden Eisenbahn aufmöbeln kann. Vor allem soll der Betrieb in von RITES aufgegebene Orte wieder aufgenommen werden.

Minister Kawambwa sagte bei einer Pressekonferenz: "Wenn wir in der Lage waren, Straßen, Brücken und Eisenbahnlinien zu bauen, können wir beim Betrieb der Eisenbahngesellschaft nicht scheitern." Ende Mai erklärte er, die Regierung werde keinen anderen Investor für die TRL suchen. Sie sei in der Lage, das Unternehmen zu leiten. (DN 26.5./7./9.6.10; Guardian 14.6.10)

Die Tanzania Railway Association of Workers Union (TRAWU) ist gegen die Suche nach einem neuen Investor. Der TRAWU-Generalsekretär sagte, die Regierung solle die Gesellschaft nicht privatisieren, denn sie spiele für die Wirtschaft des Landes eine wichtige Rolle. (Guardian 18.3.10)

Zu den Verhandlungen mit RITES

Die Gespräche mit RITES begannen am 24.5.10. Sie dauern voraussichtlich einige Wochen. Man verhandelt über die Art und Weise der Übernahme aller Aktien durch die Regierung, Es ist nicht bekannt, ob die Regierung im Fall der Beendigung des Vertrags Kompensation zahlt oder nicht. RITES fordert unumwunden 86 Mio. US$.

Falls Tansania die von RITES importierten Lokomotiven und Waggons kauft, werden diese von der Surface and Marine Transport Regulatory Authority (Sumatra) gründlich geprüft und eingeschätzt.

Der TRAWU-Generalsekretär sagte, will die Regierung die Leistung der TRL wirklich verbessern, sollte sie versuchen, neue Lokomotiven zu kaufen, oder genug Kapital zur Verfügung stellen, um Initiativen, die alte überholen wollen, zu unterstützen. Die Angestellten seien nicht willens, weiterhin mit alten, maroden Lokomotiven zu arbeiten. (DN 7./9.6.10; Guardian 14.6.10)

Riskantes Unternehmen

Berichten zufolge machen sich TRL-Angestellte die kaputte Brücke über den Malagarasi zu Nutzen. Mit den für die Mitarbeiter bestimmten Loren befördern sie jeweils 30-40 Passagiere und Waren im Pendelverkehr, was verboten und lebensgefährlich ist. Pro Fahrt verlangen bis zu 6.000/- TSH. Die Busunternehmen sind erzürnt, weil sie ihres Geschäftes beraubt werden. (Citizen 27.4.10)