Zu Landkonflikten - 07/2009

Aus Tansania Information
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Farmland des Meru-Distrikts (Arusha-Region), 20 km östlich der Stadt Arusha gelegen, bis dahin Eigentum eines Griechen, wurde in den 60er Jahren von der Regierung übernommen. Später gab sie landlosen Dorfbewohnern ca. 10,5 ha, der Grieche bekam ca 10 ha zurück, 21 ha wurden an Aloyce Kimaro, den CCM-Abgeordneten des Vunjo-Distrikts (Kilimanjaro-Region), verkauft. Er plant, dort ein Fünfsterne-Hotel und ein Vergnügungszentrum zu errichten. In Marangu (Kiliman-jaro-Region) betreibt er ein Hotel.

Am 6. Juni drangen Hunderte von Bewohnern des Dorfes Sign'isi, unter ihnen auch Frauen und Kinder, in Kimaros Land ein. Sie waren mit Buschmessern und Keulen bewaffnet, verwüsteten Felder mit Mais und Bohnen, rissen Bananenstauden und Kaffeebäume aus, bemächtigten sich des Wellblechs einiger Häuser, steckten andere in Brand, demolierten drei Traktoren und plünderten Mobiliar. Sie blockierten die das Gebiet durchquerende Teerstraße von Arusha nach Moshi mit Steinen und Baumstämmen, um ein Eingreifen durch Sicherheitskräfte zu verhindern. Viele riefen, die korrupten Reichen und die Ausländer müssten von ihrem Land verschwinden. "Wir haben keinen Platz für Felder, aber es gibt Fremde, die Hunderte von ha horten, es brach liegen lassen, während Dorfbewohner Hungers sterben, weil es an Land fehlt", schrie einer. Ein anderer fragte: "Wie kann die Regierung so viel Land einem Einzelnen geben? Wohl weil er ein Abgeordneter ist?"

Die Polizei versuchte, die Menschen mit Tränengas zu vertreiben, doch anfangs wurde sie von der Menge überwältigt. Daraufhin forderte sie Verstärkung an und setzte scharfe Munition ein. Die Unruhen dauerten nahezu sechs Stunden.

Drei Einwohner Sing'isis wurden mit Schussverletzungen, acht Polizisten, durch Steinwürfe verwundet, ins Krankenhaus gebracht. Eine Dorfbewohnerin erlag ihren Verletzungen nach einigen Tagen.

Die Polizei nahm 71 Randalierer und 15 Randalierinnen fest. Die Polizei verhört sie, um die Namen der Rädelsführer herauszubekommen. Die Verhafteten müssen sich vor Gericht verantworten.

Kimaro vermutet, die Dorfbewohner seien aufgestachelt worden von Menschen, die ihn "von seinem Kurs abbringen wollten", die Korruption in großem Stil zu verfolgen. Er habe lediglich 21 ha erworben. In der Nähe gebe es Investoren, die Tausende von ha besitzen. "Ich denke, das ist politisch motiviert", sagte er.

Aus Angst vor weiterer Gewalt und Verhaftung durch die Polizei flohen nahezu 400 verängstigte Einwohner aus Sing'isi in die Wälder an den Hängen des Meruberges. Als die Polizei in das Dorf kam, um nach Rädelsführern zu suchen, fanden sie nur Frauen, Kinder und Alte. (DN 8./10.6.09; Guardian 8./9./11.3.09; Citizen 8./9.6.09; ThisDay 8.6.09; Arusha Times 13.6.09)

Ein Verantwortungsträger der Regierung sagte, der Arumeru-Distrikt locke z. Zt. viele Investoren aus dem In- und Ausland an. Deshalb vermute er, die Streitigkeiten um Land würden in diesem Distrikt, dem am dichtesten besiedelten der Arusha-Region, anhalten. (DN 10.6.09)

In Tansania geht es bei Landkonflikten, vor allem bei denen in den Regionen an der Küste, um Streit zwischen Dorfbewohnern und Investoren aus dem Ausland, die Land für den Anbau von Jatropha und Zuckerrohr für die Produktion von Agrartreibstoff suchen.

Von den Landkonflikten in den Regionen Kagera, Mwanza, Kilimanjaro und Arusha heißt es oft, sie seien Symptome der Auswirkungen der Regierungspolitik.

Landkonflikte mit Gewaltanwendung und erzwungene Evakuierung von Viehhaltern sind im Kilosa-Distrikt (Morogoro-Region) normal. Von Jan. bis Juni 09 starben dort sechs Menschen bei Kämpfen zwischen Hirten und Bauern <Siehe Tans.-Inf. 5/09 S. 2>. (Citizen 8.6.09)