Zu Erfolgen und Problemen der Produktion - 06/2007

Aus Tansania Information
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Lage

Die Arusha-Region war stolz auf viele Industriebetriebe mit Tausenden von Angestellten. Nun droht ein wirtschaftlicher Niedergang. 26 Fabriken (60 %) wurden geschlossen, 18 sind noch in Betrieb. Doch ihre Produktionsmenge liegt bei lediglich 15-60 %. Ursachen seien Kapitalmangel, Globalisierung und unterentwickelte Konkurrenzfähigkeit, heißt es in einem Bericht. Weiterhin in Betrieb sind die Textilwerke Sun-Flag Textile Mill Tz. Ltd. und die A-to-Z Textile Mill mit je zwei Produktionsstätten. (Arusha Times 11.11.06)

Vizepräsident Dr Ali Mohamed Shein sagte, um in Zeiten von Globalisierung und wachsender regionaler wirtschaftlicher Integration überleben zu können, müssten die Industriellen versuchen, im Ausland in Märkte einzudringen. (DN 7.5.07)

Autoreifen

Weil teurer Treibstoff und importierter Rohgummi die Produktionskosten in die Höhe treiben, hat die Reifenfabrik General Tyre East Africa (GTEA) in Arusha große Probleme. Sie schlägt nun vor, die Gummiplantagen in der Tanga- und der Morogoro-Region auf Vordermann zu bringen, damit die Firma in der Lage sei, die Produktion zu steigern. Im Augenblick deckten die Pflanzungen nur 15 % des Bedarfs. Farmen und GTEA müssten besser koordiniert werden, dann könnten beide überleben. Eigentümer der GTEA sind die Regierung (79 %) und die Continental AG Deutschlands. Sie wurde 1969 gegründet. (The East African 1.5.07)

Bier

Tansania zählt unter den Ländern Afrikas noch immer zu den Staaten, in denen sehr wenig Alkohol genossen wird, nämlich 6 l Lagerbier pro Jahr; in Kenia dagegen 12 l. Deshalb hätten die Brauereien nicht den Mut, mehr zu investieren, sagte der Vorsitzende der Tanzania Breweries Ltd. (TBL). Doch das ändere sich nun. Seine Firma plane, zu erweitern. TBL sei ein Musterbeispiel für Privatisierungserfolge.

In der Manyara-Region werden den Landwirten z. Zt. 12.000 t Gerste abgekauft. (Arusha Times 27.1.07)

Die TBL wird in Dar-es-Salaam für 11mrd/- TSh eine Entsalzungsanlage bauen und für ihr Bier Meerwasser verwenden. Sie benötigt pro Tag 4.000 m;, erhält von den Dar-es-Salaamer Wasserwerken jedoch nur knapp die Hälfte. 1.500 m; stammen aus Quellen. (DN 31.3.07)

Flachglas

Es gibt Pläne, die Mbagala-Fensterglasfabrik in Betrieb zu nehmen. Sie wurde in den 80er Jahren errichtet, doch nie ans Stromnetz angeschlossen. Kioo Ltd. hat das Werk teilweise gemietet. (DN 22.11.06)

Glasflaschen, Glasbehälter

Nachdem der Brennofen repariert wurde, kann die Kioo Ltd. wieder in Betrieb gehen. Für kleine und mittlere Obst und Gemüse verarbeitende Werke war der sechsmonatige Stillstand der Fabrik ein großes Problem. Betriebe, die Marmelade u. a. herstellen, Produkte aus Mangos verpa-cken, haben meist nicht genug Mittel, um Flaschen und Gläser zu importieren. (Guardian 23.4.07)

Glasperlen

Viele, die in Dar-es-Salaam an dem Glasperlen-Kurs der Organisation Wonder Welders teilnahmen, versprachen, sie würden das Gelernte verwenden, um ihren Lebensstandard halten zu können. Normalerweise stellen sie Metallspielzeug her. Einer der Ausbilder sagte, Anfangs sei es schwierig gewesen, die Bettler zur Ruhe zu bringen, doch sobald sie anfingen, etwas zu verdienen, hätten sie sich der Arbeit verschrieben und viele seien erfolgreich.

Wonder Welders sammelte vor einiger Zeit Bettler und lehrte sie für den Verkauf geeignetes Spielzeug herzustellen, für das man sie bezahlt. Die Glasperlen, die sie nun produzieren wollen, könnten die importierten verdrängen, meinte einer der Ausbilder. Sie werden für Vorhänge, Körbe, Sandalen u. a. verwendet.

Die Technik stammt aus Ghana und wurde von Ghanesen gelehrt. Sponsoren des Kurses waren die Tanzania Cigarette Company (TCC) und die niederländische Botschaft. (Guardian 17.3.07)

Kaffee

Die Kaffeefabrik Soochack im Mbinga-Distrikt (Ruvuma-Region), 1998 gegründet, ist für die lokale Bevölkerung nun enorm wichtig. Sie will in diesem Jahr 1.500 t Kaffee kaufen und verarbeiten. Zum Aussortieren der Kaffeebohnen wurden 400 Frauen eingestellt, unter ihnen einige behinderte. Sie verdienen pro Tag 900/- bis 2.700/- TSh. Die als Lader tätigen Mitarbeiter erhalten pro Monat 135.000/- TSh. (Guardian 4.11.06)

Kokosöl

Die Dar-es-Salaamer Frauengruppe Das Kaptial des Armen ist seine eigene Kraft stellt seit 1987 Kokosöl her, das für Kosmetika und Waschmittel verwendet wird. Doch weil es ihr an Vermarktungsgeschick und Geschäftstüchtigkeit fehlt, war sie nie erfolgreich. "Die betreffenden Produzenten wissen nichts von uns", klagte eine Frau. Sie seien auf Mittelsmänner angewiesen, die ihr begrenz-tes Wissen ausnützten. "Das Geld, das wir einnehmen, reicht gerade für Miete, Schulgeld der Kinder und Essen." Für 20 l Öl braucht man 600 Kokosnüsse. Geboten werden dafür 25.000/- bis 28.000/- TSh. (Guardian 10.4.07)

Kunstdünger

Um die Versorgung der Region zu verbessern, plant Mbeya, eine Kunstdünger-Fabrik zu errichten. NPK-Dünger ist dort und andernorts sehr gefragt. Die Mbeya-Region ist eine der 'Großen Vier', was die Produktion von Getreide für Verzehr und Export angeht. (DN 14.5.07)

Medikamente

Die in Dar-es-Salaam ansässige Firma Shelys Pharmaceuticals (T) Ltd. nahm die Produktion von PedZinc auf. Tansania ist damit das erste afrikanische Land, das Zinktabletten herstellt. Man verabreicht sie Säuglingen bei akutem Durchfall, einer der häufigsten Todesursachen bei ganz jungen Kindern. Zinkmangel ist in Entwicklungsländern, incl. Tansania, sehr verbreitet. Einer der Shelys Pharmaceuticals-Leiter sagte, man werde den Fachleuten, den Apothekern, Ärzten, Krankenschwestern und Medikamentenhändlern, in Workshops die beste Art der Verabreichung erklären. Seine Firma wolle dafür sorgen, dass das neue Medikament in Stadt und Land zu einem erschwinglichen Preis zu bekommen ist. WHO, Unicef und USAID billigten das neue Medikament. (Observer 15.4.07; New Vision <Kampala> 30.4.07)

Der auf dem lokalen Markt angebotene gefälschte Hustensaft Mist Expectorant Sedative (MES) stammt wahrscheinlich aus einer nicht zugelassenen Hinterhof-Fabrik. Hergestellt wurde er einen Tag nachdem den Afya Laboratories Ltd., deren Seriennummer auf dem Medikament erscheint, im Febr. 2006 wegen Produktionsmängeln die Lizenz entzogen worden war. Die Fabrik hatte man damals abgeschlossen, alle Maschinen stillgelegt. Das gefälschte MES ist dunkelblau, das echte war braun. Alle Apotheken sollen den Händlern den Hustensaft zurückgeben und die Distrikt- oder Regions-Gesundheitsbeamten benachrichtigen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Durchfall und Leibschmerzen. (Guardian 16.5.07)

Papier

Die Mufindi-Paper Mill (MPM) (Iringa-Region), Tansanias einzige Papierfabrik, stand wegen Instandsetzungsarbeiten vier Tage still. Mehr als 200 m der Hochspannungsleitung waren gestohlen worden. Der Verlust der Firma wird auf 315m/- TSh geschätzt. Die Reparatur kostete 10m/- TSh. Nun müssen Wachgruppen aufgestellt werden, die weiteren Vandalismus verhindern können. Die MPM stellt 130.000 t Packpapier her, 110.000 t werden exportiert, 20.000 t auf dem lokalen Markt abgesetzt. (Guardian 21.11.06)

Sonnenblumenöl

Gewerkschaftler der Singida-Region drängten die Eigentümer von Sonnenblumenölpressen, die Produktion wieder aufzunehmen, um für die Jugend mehr Arbeitsplätze zu schaffen und für die Sonnenblumen anbauenden Landwirte Absatzmöglichkeit. Die meisten Ölpressen hatten geschlossen, weil die Maschinen defekt waren. Die Regierung wurde um Unterstützung der Öl-Produzenten gebeten. (Guardian 3.5.07)

Textilien

Der Sunflag Textile Mill (T) wurde untersagt, Moskitonetze mit gefährlichen Chemikalien zu behandeln. Zwölf Arbeiterinnen waren beim Verpacken der frisch imprägnierten Netze ohnmächtig geworden. Sie wurden ins Krankenhaus gebracht. Bei sechs Frauen war der Zustand sehr ernst, sechs konnten bald entlassen werden. "Normalerweise stellen wir Schutzkleidung zur Verfügung", sagte einer der Verantwortungsträger. "Wenn sie diese nicht tragen, was können wir tun?" Es gebe bis-weilen solche Zwischenfälle gab er zu. Aber sie seien selten. Nachforschungen zeigten, dass die Angestellten, es sind vor allem Frauen, in überfüllten, dunklen Lagerhallen, meistens ohne Fenster, mit winzigen Ventilatoren bei mindestens 35° C arbeiten müssen (Guardian 14.5.07; This Day 15.5.07)

Der Parlamentarische Ausschuss für Entwicklung der Gesellschaft riet der Leitung des Textilwerkes Urafiki bei einem Besuch, die Angestellten regelmäßig medizinisch untersuchen zu lassen. Das steigere Produktivität und Effizienz. Einige Angestellte arbeiteten ohne Schutz. Arbeitskleidung, Handschuhe, Mundschutz fehlten. Der Ausschussvorsitzende forderte die Angestellten auf, die Produktivität zu steigern. "Das Werk stand viele Jahre still. Aber jetzt entwickelt es sich", lobte er. (DN 30.5.07)

Zement

An den steigenden Zementpreisen sind vor allem die relativ hohe Mehrwertsteuer (20 %, Kenia: 15 %; Uganda: 14 %) und vielerlei Abgaben für importiertes Erdöl schuld. In den Regionen am Viktoriasee treibt auch der unzuverlässige Bahntransport den Preis in die Höhe. Dort verdrängt Zement aus Kenia und Uganda weithin den in Tanga produzierten. (Guardian 9.5.07)

Die Regierung sucht Investoren, die willens sind, im Gebiet des Viktoriasees ein Zement-Werk zu errichten, damit die dortige Bevölkerung Zement zu einem günstigeren Preis bekommen kann. Die wichtigsten Rohstoffe sind dort reichlich vorhanden. (DN 11.5.07)

Zigaretten

Die Leistung der Tanzania Cigarette Company (TCC) war 2006 trotz schwieriger Bedingungen stabil, heißt es in einem Bericht. Weiterhin habe die Firma in die wichtigsten Sektoren des Geschäftes massiv investiert, vor allem in die Anlage und die Maschinen, um Produktionskapazität, Effizienz und Produktqualität zu steigern. Das 2005 begonnene 36mrd/- TSh teure Renovierungsprogramm wird voraussichtlich 2009 abgeschlossen. (DN 12.3.07; Guardian 12.3.07)

Zucker

Wegen der Dürre konnte 2006 nicht genug Zucker produziert werden. Es fehlen mehr als 15.000 t. Deshalb muss man Zucker importieren.

Die Zuckerfabriken sind nun nicht in der Lage, ihre Schulden zurückzuzahlen. Das könnte die Banken veranlassen, keine weiteren Darlehen zu gewähren, fürchtet der Vorsitzende des Verbandes der Zuckerrohranbauer. (Guardian 15./ 19.2.07)

Innerhalb von zwei Wochen wurden zweimal Zuckerrohrfelder der im Moshi-Distrikt (Kilimanjaro-Region) ansässigen Zuckerfabrik Tanganyika Plantation Company (TPC) in Brand gesteckt, dadurch 15-20 ha Zuckerrohr vernichtet. Außerdem wurde ein Zuckerrohrlader demoliert. Weil die firmeneigene Feuerwehr den Brand nicht löschen konnte, musste man von der Feuerwehr der Stadt Moshi Hilfe erbitten. "Das ist reine Sabotage", sagte ein leitender TPC-Mitarbeiter. "Ich bitte die Regierungsstellen, einzuschreiten, ehe die Sache aus dem Ruder läuft."

Wenige Tage vorher waren einige TPC-Arbeiter, die man einige Wochen vorher wegen der Teilnahme an 'illegalen' Streiks entlassen hatte, aus den Häusern der TPC vertrieben worden, denn sie hatten sich geweigert, diese freiwillig zu räumen. (Arusha Times 7.4.07)

Seit die Zuckerindustrie vor sechs Jahren privatisiert wurde, stieg die Jahresproduktion von 120.000 t auf 223.839 t. 2005 erreichte sie 263.000 t. Doch die Dürre machte die Hoffnung auf ein ähnlich gutes Ergebnis 2006 zunichte.

Es gibt vier Zuckerfabriken: Kilombero (Hauptaktionär: Illovo, Südafrika), TPC (Eigentümer ist Sukari Investment Ltd., Mauretanien), Mtibwa und Kagera (beide im Besitz von Tansaniern). (The East African 23.4.07)