Zu Auswirkungen der globalen Wirtschaftskrise - 03/2009

Aus Tansania Information
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Unterschiedliche Anmerkungen, Berichte

Bei einer Arbeitstagung für Abgeordnete zum Thema 'Auswirkungen der internationalen Finanzkrise auf Tansania' sagten Prof. Ndulu, Direktor der Bank of Tanzania (BoT), und Mustafa Nkulo, Minister für Finanzen und Wirtschaft, man spüre bereits die Wirkungen der internationalen Finanzkrise. Der Staatshaushalt hänge zu einem Drittel von Gebern ab. Er gerate nun durcheinander, denn die Geberländer reduzierten wahrscheinlich ihre Zuwendungen, weil ihre eigene Wirtschaft unter der globalen Finanzkrise leide.

Auch Direktinvestitionen und Unterstützung der Länder des Westens schrumpften voraussichtlich. Bald würden der Export in Industrieländer, die Einnahmen aus dem Tourismus und die Überweisungen der im Ausland lebenden Tansanier zurückgehen, ebenso die Einkommen. Alle würden weniger ausgeben.

Doch kurzfristig werde Tansanias Wirtschaft insgesamt nicht negativ beeinflusst, weil sie nicht "signifikant verbunden" sei mit den reichen Ländern, betonte Finanzminister Nkulo. Ermutigend sei, dass China versicherte, seine Hilfe für die Entwicklungsländer, incl. Tansania, werde nicht gekürzt. BoT-Direktor Prof. Ndulu berichtete, laut IWF werde das Wirtschaftswachstum der Länder südlich der Sahara von 5,4 % im Jahr 2008 auf 3,5 % sinken.

Bis Dez. 08 hatte Tansania von den Gebern 559,3mrd/- TSh erhalten, 69 % der für den Haushalt 08/09 zugesagten Unterstützung, Ende Febr. 09 bereits 93 %; man erwartet, der Rest werde demnächst eingehen.

Die Auszahlung war wegen Differenzen in Bezug auf Regierungsführung und Korruption verzögert worden. Als die Regierung versprach, man werde frontal gegen Korruption angehen, verschwanden die Zweifel der Geber.

Fachleute meinen, weil die Industrieländer für die Entwicklungsländer weniger als 0,03 % ihres Bruttosozialprodukts zur Verfügung stellen, könne die Unterstützung nicht von der Rezession beeinträchtigt werden.

Finanzminister Nkulo sagte: "Ich hoffe, Dank der Beziehung, die wir zu den Gebern haben, wird die Hilfe nicht massiv gekürzt." (Guardian 6.2.09; Citizen 6./16.2.09)

Präsident Kikwete sagte bei einer CCM-Kundgebung, die Folgen des wirtschaftlichen Niedergangs, der Tausende von Meilen entfernt begann, sei bereits in den Dörfern zu spüren. 138.000 t aufbereitete Baumwolle fänden keine Käufer. Die Tansanier sollten ihre Energie der Landwirtschaft zuwenden, um den Lebensmittelbedarf Tansanias zu decken, riet er. Auch der Tourismus werde sehr leiden. Er habe ein Team beauftragt, die Wirtschaftslage Tansanias zu untersuchen und Vorschläge zu machen. (Observer 8.2.09)

Export und Tourismus schrumpfen

Weil die Nachfrage sinkt, kämpfen Produzenten und Exporteure von Gartenbauprodukten um das Überleben. Hart ist der Wettstreit mit den Nachbarländern um den schwindenden Markt. Der Weltmarktpreis für Blumen und Gemüse sank im Lauf des letzten Jahres um 30-50 %. Interveniert die Regierung nicht bald, breche dieser Industriezweig mit seinen 30.000 Angestellten zusammen, fürchtet man.

Die Nachfrage nach Häuten und Fellen ging sehr zurück, der Weltmarkspreis sank in einem Jahr von 1,30 US$ auf -,45 US$. Die Händler suchen verzweifelt nach heimischen Abnehmern.

Auf dem Flughafen Sansibars landeten während der letzten Monate nur noch sechs statt bisher zwölf Charterflugzeuge mit Touristen. Kein einziges Kreuzfahrtschiff legte im Hafen von Sansibar an.

Die Regierung beauftragte ein Team, die Tourismusindustrie zu evaluieren. Sie ging um 15% zurück, denn 80 % der Touristen kommen aus Europa und den USA, wo die Finanzkrise besonders stark zu spüren ist. (DN 18.2.09; Guardian 19.1.09 Citizen 4.2.09, Arusha Times 14./23.2.09)

Einschätzung

Laut International Financial Corporation (IFC), einem Organ der Weltbank, ist Tansania noch sicher vor Auswirkungen der Finanzkrise. Verglichen mit anderen Ländern gehe es ihm "relativ gut", weil es nicht an das globale Finanzsystem angeschlossen sei.

Medienberichte dagegen malen ein düsteres Bild. Mehrere private Unternehmen dächten an massenweise Entlassungen, weil sie vom Export in die USA und nach Europa abhängen. Um Firmen und Mio. Arbeitsplätze zu retten, wollen führende Unternehmer demnächst mit der Regierung über mögliche Hilfs-Pakete verhandeln. (Citizen 20.2.09

Zu den Lebenshaltungskosten

Abgeordnete sagten, die steigenden Lebenshaltungskosten erfüllten sie mit Sorgen. Die Berichte über Stabilisierung der Wirtschaft entsprächen der Realität absolut nicht. Die Inflationsrate sei sehr hoch, der globale Niedergang keine Entschuldigung. Die Regierung sollte etwas tun, um eine Katastrophe abzuwenden. "Lasst uns die Richtung ändern und sehen, was die Chinesen tun", sagte ein Abgeordneter. "Den Ländern des Westens gelang es nicht, die Lage zu normalisieren." (Guardian 9.2.09)