Umweltgefährdung und Umweltschutz - 08/2012

Aus Tansania Information
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Steigender Meeresspiegel

Hunderte von Einwohnern der Küste des Pangani-Distrikts (Tanga-Region) mussten ihre Häuser verlassen, weil die Wellen des Indischen Ozeans die Siedlungen an der Küste Ostafrikas immer stärker bedrohen. In einem nur einen Steinwurf von der Küste entfernten Dorf verließen viele Familien ihre Höfe und suchten bei Freunden und Verwandten Unterschlupf. Mehrere Städte und Dörfer leiden unter Überschwemmungen und dem Eindringen von Salzwasser.

Wissenschaftler machen die Klimaerwärmung verantwortlich, aber auch die maroden Wälle. Regierungsleute drängen die Bevölkerung, in höher gelegene Gebiete zu ziehen, und versprechen, die Wälle zu reparieren.

Auch der Tourismus ist gefährdet, wenn das Meer steigt und immer stärkere Stürme die Küsten und ihre Infrastruktur zerstören.

Für die Überflutungen wird aber auch das Abholzen der Mangrovenwälder verantwortlich gemacht. Sie sind ein natürlicher Schutz vor den Meereswellen.

Vizepräsident Bilal erklärte bei einer Kundgebung, die Regierung werde die verwüsteten Wälle wieder aufbauen, um die Erosion am Küstenstreifen zu stoppen.

In Pangani ist wohl eine der größten Gefahren der Mangel an Trinkwasser und das Eindringen des Meerwassers in die Häuser. Das Salzwasser fließt 8 km weit in den Pangani-Fluss; deshalb muss man Süßwasser in die Stadt Pangani pumpen.

Außerdem führen viele kleine Flüsse nur noch in der Regenzeit Wasser, andere trocknen ganz aus. Immer mehr Tiefbrunnen enthalten Salzwasser, denn der steigende Meeresspiegel verschont sie nicht. (AlertNet 23.3.12)

Obwohl Sansibar ein halbautonomer Teil Tansanias ist, beantragte es Mitgliedschaft in der Indian Ocean Commission (IOC), einer regionalen Kooperationsorganisation. Zu ihr gehören im Augenblick die Komoren, Mauritius, die Seychellen, Madagaskar und Reunion.

Befürworter des Beitritts Sansibars sagen, die Mitgliedschaft in der IOC helfe Sansibar, wirklungsvoller mit Umweltgefahren umzugehen. Teile der Inseln leiden unter Erosion der Küsten und starker Versalzung des ohnehin knappen Ackerlandes.

2010 begann Sansibar, ohne Tansania-Festland einen National Adaption Plan of Action zu entwickeln, weil es betonen will, wie unverzichtbar für die kleinen Inseln eine für sie passende Reaktion auf die Klimaveränderung ist. (Guardian 18.5.12; Alert Net 18.5.12)

Sanierung und Schutz der Strände

Die meisten Strandgebiete Sansibars wurden vernachlässigt, sie dienten als Müllhalden; die Wälle aus der Kolonialzeit überließ man dem Verfall.

Im vergangenen Jahr startete der Jumuia ya Imarisha Zanzibar (JIMZ) <Bund für Stärkung Sansibars> ein Projekt, das die vernachlässigten Küstengebiete Sansibars verändert. Sein erstes bewundernswertes Unternehmen war die Entwicklung des Küstenstreifens neben Mnazi Mmoja, dem wichtigsten Krankenhaus Sansibars. Die Rekonvaleszenten benötigen einen angenehmen Ort, um sich zu entspannen, sagte ein JIMZ-Verantwortlicher. "Wir pflanzen Bäume und säubern den Strand." Er war früher ein Platz für Müll und für Drogenkonsumenten. Auch Plant for the Planet aus Deutschland half bei der JIMZ-Gründung. (DN 2.5.12)

Um die Mangroven und die Zuflüsse des Indischen Ozeans zu retten, ließen die Umweltabteilung des Ministeriums für Naturschätze und Tourismus, der National Environment Council (NEMC) und die Verwaltung des Dar-es-Salaamer Stadtteils Kinondoni am Mbezi Beach und im Gebiet von Mndumbwe 15 Häuser und acht Mauern um Anwesen einreißen. Drei Jahre vorher waren die Personen, die dort ihre Häuser errichteten, informiert worden, dass sie wegziehen müssen. Aber sie hatten sich geweigert - zum Schaden der Mangroven und der Zuflüsse. Polizisten der Eingreiftruppe, mit Handgranaten, Maschinengewehren und Wasserwerfern bis an die Zähne bewaffnet, überwachten die Aktion. Als sie begann, versuchten Eigentümer der Häuser so viel wie möglich zu retten, Betten, Fernseher, Küchengeräte....

Ein Pfarrer nannte das Vorgehen unmenschlich. Verantwortliche hätten ihnen versichert, das Gebiet sei nicht für Umweltschutzmaßnahmen ausersehen. Andere lobten, es sei höchste Zeit, dass das Land dem Gesetz gemäß regiert wird.

Einer sagte: "Diese Aktion der Regierung macht mich glücklich, weil die meisten eingerissenen Häuser 'Großkopferten' gehören." Es handelt sich vor allem um Regierungsleute und Geschäftsleute mit politischen Verbindungen.

Die Eigentümer der eingerissenen Häuser erwägen, zu klagen. (Guardian 11.7.12; Citizen 10./12./16.7.12)

Die Regierung betonte, alle Eigentümer von Häusern und Gebäuden an der Küste, auf Land, das für Wälder bestimmt ist und in Gebieten nahe bei Gewässern, wie Seen, Flüssen, Stauseen, müssten mit Umweltschutz-Aktionen rechnen. "Wer die Anweisungen nicht befolgt, hat mit juristischen Schritten zu rechnen, incl. Abriss und Inrechnungstellung der dabei anfallenden Kosten", sagte der für Umweltfragen zuständige Staatsminister. "Diese Anweisung gilt auch für Landwirte und Viehhalter, die nahe bei Gewässern Felder anlegen und Vieh weiden. Die Küsten und Flussufer müssen offen bleiben, damit das Regenwasser abfließen kann und es nicht wieder zu Überflutungen komme, wie im Dezember 2011, als in Dar-es-Salaam mehrere Menschen ertranken. weil einige Personen am Msimbazi-Fluss Häuser errichtet hatten." (Guardian 17.7.12)

Probleme des Viktoriasees

Fachleute berichten, im Viktoriasee führten Umweltzerstörung, Verschmutzung und Überfischen dazu, dass während der letzten 40 Jahre viele Fischarten ausstarben; Nilbarsch, Tilapia und Sardinen seien noch vorhanden. In den kommenden Jahren würden weitere Arten verschwinden. Die Brutgebiete leiden unter Verschmutzung.

Mehr als 50 % der 56.000 Fischer, die vom See abhängen, verloren ihre Arbeit.

Oft verursachten auch illegale Methoden beim Fischfang, dass bestimmte Arten fast ausstarben; häufig verwenden skrupellose Fischer Gift. Der vergiftete Fisch wird in Mwanza, Dar-es-Salaam, Songea und Arusha verkauft, anderer in Nachbarländer exportiert. (DN 6.4.12)

1997 bedeckte die Wasserhyazinthe viele ha des Viktoriasees. Es gelang - eventuell durch den Einsatz eines Käfers - sie im Lauf von neun Jahren um 80 % zurückzudrängen. Seither breitet sie sich durch den Zulauf des Kagera-Flusses und aufgrund des Gehalts an Nährstoffen wieder aus.

Die Wasserhyazinthe verstopft Bewässerungskanäle und Wasserleitungen in an der Küste liegenden Städten und Dörfern. Sie entzieht dem Wasser Sauerstoff, so dass unter ihr eine 'Todeszone' entsteht, in der weder Pflanzen noch Tiere leben können. Die Wasserhyazinthe kann bis zu 60 cm dick werden. Sie beherbergt Insekten und Schlangen. (DN 5.7.12)

Verseuchung des Wassers

In der Stadt Moshi (Kilimanjaro-Region) wächst die Gefahr, dass Grundwasser und andere Wasserquellen durch Latrinen und Überschwemmungen verschmutzt werden. Durch unkontrollierte Müllentsorgung werden Flussläufe, Brunnen und traditionelle Wassergräben verseucht. "Waschen der Autos, Feldbestellung, Weiden des Viehs, Fällen von Bäumen, Abbau von Sand und Kies schaden den von Erosion bedrohten Flussläufen", berichtete ein Verantwortlicher des Stadtrats. (DN 8.7.12)

Gefährdung der Wälder, Pflanzen von Bäumen

Der Stellvertretende Minister für Naturschätze und Tourismus sagte im Parlament, auch weiterhin werde sich die Regierung um den Schutz des Kilimanjaro und anderer Landesteile mühen. Klimaerwärmung und Verschmutzung schadeten dem Kilimanjaro, das Eis schmelze. Berichten zufolge gingen die Gletscher im 20. Jahrhundert um 80 % zurück.

Im Mai seien in der Kilimanjaro-Region 30 ha Wald niedergebrannt, berichtete der Minister.

Man gehe dagegen vor, dass die Bevölkerung immer größere Gebiete des Berges bearbeitet. Die Regierung werde für nachhaltige Nutzung der Waldprodukte sorgen und die Bevölkerung anhalten, viele Bäume zu pflanzen. Im vergangenen Jahr seien in der Kilimanjaro-Region 7 Mio. Bäume gepflanzt worden; heuer würden 8,2 Mio. gesetzt. Der Verlust der Wälder sei eine nationale Katastrophe, sagte er. (DN 21.6.12; Guardian 21.6.12)

Durch die Einführung des Payment for Ecosystem Services Schemes (PES) will Tansania Aktivitäten, die zu Umweltzerstörung führen, in den Griff bekommen. Die Landwirte werden entlohnt, wenn sie Wälder und Quellen schützen. (Citizen 16.5.12)

Das Baumpflanzprojekt der Tanga Cement Company Ltd. soll die CO2-Emissionen ihrer Fabrik absorbieren. Auf einem Gebiet von 25 ha wurden 3.600 Teak- und 10.000 Eukalyptusbäume gepflanzt. Außerdem will die Firma das Holz als alternativen Energielieferanten statt Kohle und Öl verwenden. Sie benötigt pro Tag 235 t Kohle und 5 t Schweröl.

2010 wurde Jatropha gepflanzt, weil seine Früchte als Energielieferant verwendet werden sollten. Doch das Projekt war nicht erfolgreich und man entschied sich für Teak, das auch als Bauholz verwendet werden kann, außerdem den Boden vor Erosion schützt. (Citizen 9.7.12)

Verurteilung

222 Fälle von Umweltvergehen wurden in Sansibar zwischen Nov. '10 und Mai '12 gemeldet, 204 Personen für schuldig befunden und auf unterschiedliche Weise bestraft - durch Verwarnung, Beschlagnahmung von Ausrüstung, wie illegale Geräte für Fischfang und Steinbrüche, oder durch Einreißen der auf nicht genehmigtem Gebiet errichteten Häuser. Das Ausmaß der Umweltzerstörung sei alarmierend und benötige gemeinsame Anstrengung, sagte ein Staatsminister Sansibars. (DN 5.7.12)

Müllentsorgung

Die Regierung schwor, sie werde weiterhin dagegen kämpfen, dass immer mehr Elektromüll - Computer, Fernseher, Handys, Ladegeräte u. a. - wahllos, wie Küchenabfall, weggeworfen wird. Bisweilen landeten die Geräte in Flüssen oder Wasserstellen, aus denen Trinkwasser geholt wird, oder sie werden Krabbelkindern als Spielzeug überlassen.

Die zuständigen Institutionen wurden angewiesen, eng bei der Lösung des Problems zusammenzuarbeiten. Es gibt genaue Vorschriften dafür, welche elektronischen und Kommunikations-Geräte importiert werden dürfen. Der Vorsitzende des Ausschusses für den Umgang mit Elektromüll sagte, noch werde mit dem Problem dieses Mülls nur sporadisch und unkoordiniert, nicht dem Ernst des Themas entsprechend, umgegangen. Allgemein fehle es am Bewusstsein. (DN 17./ 19.5.12; Citizen 17.5.12)

Das Nelson Mandela African Institute for Science and Technology (NM-AIST) wird untersuchen, wie Tansania sein wachsendes Problem mit der Entsorgung von Plastik- und Elektromüll lösen kann. Das Institut liegt in Tengeru, nahe bei Arusha. Dort wird es mit einigen Schulen ein Pilotprogramm zur Wiederverwertung von Plastikmüll starten. Es wird vor allem darum gehen, zu beobachten, wie die Bevölkerung mit diesem Müll umgeht, und Daten zu sammeln. Einer der Verantwortlichen sagte, man werde auch das Tengeru Horticultural Institute und andere Ausbildungszentren besuchen, und lehren, wie man mit Plastikmüll richtig umgeht, erst dann ein systematisches Recycling-Programm starten. In diesem könnten Straßenkinder eine Anstellung finden. Aber vor allem gehe es darum, statt Plastik- natürliche Fasern zu verwenden. (Citizen 4.6.12)