Thema: Landwirtschaft I: Industrielle Landwirtschaft - 09/2016

Aus Tansania Information
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Wachstumskorridor

Der „Südliche Landwirtschaftliche Wachstumskorridor“ (SAGCOT) wurde 2010 von Weltwirtschaftsforum, globalen Agrarkonzernen und Finanzinstituten mit Unterstützung der Regierung gegründet. Er erstreckt sich nördlich und südlich der Zentralen Bahnlinie und deckt etwa 1/3 der Fläche von Tansanai-Festland ab.

Der SAGCOT soll eine „inklusive kommerzielle Landwirtschaft begünstigen, Kleinbauern fördern, die ländliche Armut verringern und ökologische Nachhaltigkeit sichern“. Mehr als die Hälfte der bisher 53 SAGCOT-Partner sind private Unternehmen, sowohl tansanische, als auch internationale Agrarkonzerne wie Cargill, Monsanto, Nestlé und Unilever. Kleinbäuerliche Betriebe sollen durch Vertragsanbau an Großunternehmen angebunden werden um rationeller zu arbeiten und Märkte zu finden.

Geplant sind sechs Schwerpunkt-Zonen („clusters“): Sumbawanga, Ihemi, Kilombero, Mbarali, Ludewa und Rufiji. Das „Ihemi-Cluster“ (Iringa-Njombe) ist am weitesten entwickelt und produziert in großem Stil Tomaten (14 Partner mit 10.000 angeschlossenen Kleinbauern), Kartoffeln (15 Partner mit 11.000 Kleinbauern), Soja, Tee und Milchprodukte.

Ein Großinvestor im SAGCOT ist Unilever (produziert in 100, verkauft in 190 Ländern). Der Konzern investierte im Mufindi-Distrikt $ 225 Mill. in verbesserten Tee-Anbau, pflanzte 12 Mill. neue Teesträucher und schloss Verträge mit 6.000 Kleinbauern. Seine Flächen erzeugen 30% des tansanischen Tees. - Die Kilombero Plantation Ltd. erzeugt auf 5.000 ha jährlich 33.000 t Reis und 5.000 t Bohnen und Hülsenfrüchte unter Einbindung von 7.700 Kleinbauern. Die Reisproduktion pro ha stieg von 3 auf 5t.

Misereor führte 2015 in vier betroffenen Dörfern eine Studie durch und fand neben einigen Verbesserungen gravierende Probleme für die Kleinlandwirte. Diese müssen zunehmend mit finanzstarken Firmen um Land und Wasser konkurrieren. Zugesagte soziale Investitionen wurden oft nicht verwirklicht. Die Pachtverträge mit den Agrarfirmen laufen meist 99 Jahre und können kaum korrigiert werden. Viele müssen wegen knapper eigener Anbaufläche als Tagelöhner arbeiten, wobei sie oft nicht einmal den Mindestlohn erhalten (www.misereor. de; dort „Allianz der Zäune – Großflächige Agrarinvestitionen in Tansania“).

Guardian 26.05.; 01.12.15; www.sagcot.com (dort Projekte, Partner, Karten)

Bewässerung

Das Ministerium für Wasser und Bewässerung will in jedem Distrikt ein Bewässerungsprojekt zusammen mit Reserve-Teichen etablieren. Tansania habe 3 Mill. ha, die bewässert werden könnten, von denen zur Zeit nur 460.000 (1,6%) genutzt werden, die wiederum 20% der Nahrungsmittel erzeugten. Jeder Distrikt müsse 100% seines Bedarfs selbst erzeugen. Dies soll mit der Bewässerung von 2 Mill. ha bis 2025 erreicht werden. Zunächst plant die Nationale Bewässerungskommission in den Regionen Küste, Iringa, Kigoma, Mara, Morogoro und Mtwara 25 privat finanzierte Großfarmen mit verbesserter, wurzelnaher Bewässerung. Damit will man auch die mit dem Klimawandel zunehmend unregelmäßigen Regenfälle ausgleichen.

Kleinbauern an den Hängen des Mount Meru profitieren von einer einfachen Bewässerung mit Schläuchen, die das Wasser aus einem Hochbehälter tropfenweise über einen Filter an die Pflanzenwurzeln bringen. Um Versalzung zu vermeiden, muss möglichst sparsam bewässert und die Verdunstung eingeschränkt werden.

Der Catholic Relief Service hilft Farmern in Moshi-Land, von der traditionellen Kanal-Bewässerung aus dem Kikavu-Fluss zu einer gezielten Tropfenbewässerung überzugehen. Bei den Schulungen des Fünfjahresprogramms mit amerikanischen Freiwilligen wird auch gezielte Düngung demonstriert und damit kostspielige Fehl- und Überdüngung vermieden.

DN 16.02.; 11.08.15; 08.08.16; Guardian 09.02.; 06.03.16;

Cashew, Seetang

Der Cashew Nut Industry Development Trust Fund will in Mkuranga, Mtwara und Tunduru je eine Verarbeitungsanlage mit 10.000 t Jahreskapazität errichten. Bisher werden 80% der Cashew-Ernte unverarbeitet exportiert, überwiegend nach Indien. Cashewnüsse bilden die zweitgrößte Exporternte des Landes. Ähnliche Anlagen waren bereits kurz nach der Unabhängigkeit erbaut worden, fuhren aber wegen fehlender Fachkenntnis und Missmanagement nur Verluste ein.

Eine chinesische Firma errichtet je eine Anlage zur Verarbeitung von Seealgen auf Sansibar und Pemba. Die Algen werden seit 1989 meist von Frauen kultiviert, bringen aber unverarbeitet nur wenig ein (2 Ct / kg). Die industrielle Verarbeitung soll besseren Marktzugang und höhere Preise ermöglichen. 20.000 Menschen leben auf den Inseln von Anbau und Verarbeitung der Seealgen. Diese werden zum Gelieren und Verdicken in Nahrungsmitteln und Medizintechnik verwendet.

Citizen 18.01.; 16.11.15; Guardian 30. 07.15