Thema: Klimawandel: Lokale Ursachen - Auswirkungen - 12/2016

Aus Tansania Information
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Klimaschädliche Faktoren in TZ

Tansania erzeugt vergleichsweise geringe Mengen an CO2 und anderen Treibhausgasen wie Methan (als Verdauungsprodukt von Rindern) und Lachgas aus Kunstdünger. Für 1994 werden pro Kopf 0.1 t CO2 und 1,3 t weitere Treibhausgase angegeben. Diese Mengen sollen bis 2030 auf 0.5 t CO2 und 1,5 t weitere Treibhausgase ansteigen [zum Vergleich: Deutschland 2013 pro Kopf 9,4 t CO2]. Die meisten klimaschädlichen Gase kommen aus Entwaldung (70%) und Landwirtschaft (23%). Derzeit gehen jährlich 1,1% (412.000 ha) der Waldfläche durch Buschfeuer, Rodung, Feuerholz, Holzkohle und Überweidung verloren.

Guardian 27.10.16; Landwirtschaftsministerium www.kilimo.to.tz;

Auswirkungen

Der Klimawandel schwächt die natürliche Resilienz, so dass sich Umweltbelastungen wie Bevölkerungswachstum, Entwaldung, Verarmung der Böden, Überweidung und Überfischung verschärft und beschleunigt auswirken.

Die Weltbank wies wiederholt darauf hin, dass die Armen am meisten unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden. Da sie bis zu 60% ihres Einkommens für Ernährung aufwenden, treffen sie steigende Nahrungsmittelpreise bei Ernteausfällen besonders hart. Bis 2030 werden klimabedingte Ausfälle von 5%, bis 2080 von 30% erwartet. Auch gegen Wetterextreme und Krankheiten könnten sich Arme am wenigsten schützen. Klimafaktoren erschwerten daher zusätzlich die Armutsbekämpfung.

Citizen 16.10.16; DN 11.11.15

Folgen für Landwirtschaft, Fischerei

  • Mehr Klimaextreme: Dürre, Überschwemmungen, Stürme
  • Kürzere Regenzeiten mit mehr Regen in der Mitte der Phase
  • Längere Dürrezeiten mit weniger Regen
  • Verstärkte Bodenerosion
  • Geeignete Anbauflächen für bestimmte Produkte verringern oder vergrößern sich: Bei Mais wird ein Rückgang zwischen 25 und 75% erwartet. Sorghum: mäßiger Rückgang; Bohnen, Cassava: leichter bis mäßiger Zuwachs; Dagegen können für Bananen geeignete Böden um 40% zunehmen,
  • Weideland: Rückgang der Grasmasse

Nach einem Bericht des UN-Umweltprogramms (UNEP) ist die Eiskappe des Kilimanjaro bereits zu 80% geschmolzen. Der Gletscher nimmt nur noch 1,6 km² ein (um 1889 noch 20 km²). Nur intensive Aufforstung und Vermeiden von Wandbränden könne die Wasser-Reserven der Berghänge retten. Seit 1976 zerstörten Brände am Kilimanjaro 13.000 ha Wald, wodurch etwa 25% weniger Tau kondensiert; das entspricht dem Wasserbedarf von etwa 1 Mill. Menschen. Viele Quellen sind bereits versiegt. Die Stadt Moshi leidet immer wieder unter Wassermangel, ebenso die Landwirtschaft am Kilimanjaro und der wichtige Pangani-Fluss. Amerikanische Forscher fanden einen direkten Zusammenhang zwischen Abholzung und Hitzeentwicklung und Niederschlags-Rückgang am Berg.

Der Anbau von Kaffee wird schwieriger und könnte bis 2029 unmöglich werden. Nur große Kaffeefarmen können sich die hohen Kosten für eine Tropfen-Bewässerungsanlage leisten. Besonders die Sorte Arabica (70% des tansanischen Kaffees) leidet unter erhöhten Nachttemperaturen. Diese stiegen seit 1966 um durchschnittlich 1,6 Grad C an.

Mit schnell wachsender Bevölkerung (seit 1967 verdreifacht), unangepasster Landwirtschaft und zunehmendem Starkregen rechnet man am Kilimanjaro mit weiterer Erosion und größeren Erdrutschen. Malaria ist nun verbreitet, während diese Krankheit dort früher selten auftrat. Für 2080 rechnet man mit einer um 3,2 Grad erhöhten Durchschnittstemperatur.

Der Verband der Lokalbehörden am Victoriasee wies auf wiederholte Überschwemmungen, Dürreperioden und Nahrungsmittel-Knappheit als Folge des Klimawandels in der Region hin.

Amerikanische Forscher untersuchten die Sedimente des Tanganyika-Sees und fanden heraus, dass der Fischreichtum parallel zu Klimaänderungen zurückgeht. Grund dafür ist, dass sich warme, sauerstoffreiche und kalte, nährstoffreiche Wasserschichten weniger vermischen (Stratifikation). Der Tanganyika-See hat viele endemische Arten von Pflanzen und Tieren, die in dramatischem Tempo aussterben. Zum Klima-Stress kommt eine ausgeprägte Überfischung seit in den 1990er Jahren viele Flüchtlinge am See angesiedelt wurden.

Arusha Times 05.09.15; Citizen 14.11.16; DN 12.03.16; 17.04.16; East African 22.10.16; Guardian 27.12.15; 10.08.; 27.10.16; Radio France Internationale 01.12.15; Thomson Reuters Foundation 27.04.15

Auswirkungen auf Viehwirtschaft

Traditionell dienen die semiariden Regionen in Tansania als Weideflächen für Rinder, Ziegen und Schafe. Bei spärlichen Regenfällen erhält sich die Pflanzendecke dort nur, wenn regelmäßige Erholungsphasen eingehalten werden, was traditionell durch saisonale Wanderungen gewährleistet wurde. Mit dem Klimawandel erhalten die ariden Regionen weniger Regen. Daher müssten die Schonzeiten eigentlich ausgeweitet werden. Das Gegenteil ist jedoch der Fall, weil die Viehherden von In- und Ausländern in den letzten Jahren stark angewachsen sind. Viele Flächen sind überweidet und von Erosion bedroht. Die Viehhalter dringen auf der Suche nach Wasser und Weiden einerseits in Nationalparks und Wildschutzgebiete, andererseits in bisher landwirtschaftlich genutzte Regionen ein [zu diesbezüglichen Konflikten vgl. TI Nov. 2016, S. 5f, 7f].

An der kenianisch-tansanischen Grenze herrscht so starke Dürre, dass die Männer mit ihren Herden wochenlang nach Gras und Wasser suchen müssen. Die Frauen bringen sich mühsam durch Verkauf von dürrem Holz aus Tansania in Kenia durch. Dort ist Holzsammeln auf Weideland bereits verboten. DN 07.01.15; Guardian 15.11.16

Auswirkungen: Sansibar, Küstenregion

Das „Den-Haag-Institut für Globale Gerechtigkeit“ untersuchte Klimawandel-Folgen auf Sansibar. Dabei zeigte sich:

  • Temperaturen steigen
  • Unvorhersehbare Regenfälle mit Starkregen und Überschwemmungen
  • Winde ändern sich, Stürme und hoher Wellengang häufen sich
  • Wasserknappheit nimmt zu
  • Küstennahe Quellen und Böden versalzen
  • Hotels müssen Wasser entsalzen oder Frischwasser kaufen
  • Fischbestände gehen zurück
  • Mangrovenwälder schwinden, Küsten erodieren
  • Seetang, ein wichtiges Exportprodukt Sansibars, gedeiht in wärmerem Wasser schlechter. Dies erschwert den Konkurrenzkampf mit den philippinischen und indonesischen Erzeugern.

Pilotprojekte in drei Ortschaften klären die Bevölkerung auf und erproben Anpassungsmaßnahmen. - Infolge des ansteigenden Meeresspiegels werden küstennahe Ortsteile häufiger überflutet, z.B. Panganitown in Tanga. Die Insel Mazwe in Pangani ist bereits komplett im Meer verschwunden.

Citizen 01.05.16DN 26.11.15; 12.,24.02.; 26.10.16