Thema: Gesundheitswesen I: Traditionelle Medizin - 06/2018

Aus Tansania Information
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Das Institut für Traditionelle Medizin an der MUHAS rechnet damit, dass Patienten im ländlichen Bereich lokale Heiler wesentlich öfter und auch frühzeitiger konsultieren als Ärzte. Etwa 60% der Bevölkerung nehmen solche Dienste in Anspruch. Während statistisch auf einen Heiler 400 Personen entfallen, ist ein Arzt für 30.000 potentielle Patienten zuständig. Das ITM sammelt Informationen über Heilpflanzen und katalogisiert heilkräftige Substanzen. Von den etwa 12.000 in Tansania bekannten Pflanzen könnten 25% von medizinischem Interesse sein.

Forscher des Mandela Wissenschaftsinstituts (NMAIST), Arusha sind dabei, aus der Rinde eines immergrünen Baumes (Pranus Afrikana) ein Mittel gegen alle Prostata-Leiden, einschließlich Krebs, zu entwickeln. Die Rinde wird traditionell gegen diverse Erkrankungen verwendet.

Das „College für Landwirtschaftsnahe Wissenschaften“ der Uni DSM entwickelt Lebensmittel, die mit Soya-Extrakten und Moringa-Pulver angereichert sind. Die Blätter des Meerettichbaumes sind reich an Vitaminen, Spurenelementen und Aminosäuren. Sie können sehr preisgünstig die verbreiteten Mangelsymptome bei Schwangeren, Kindern und Alten beseitigen. Der Moringabaum stammt ursprünglich aus der Himalayaregion. Seine Substanzen können der Überlieferung nach 300 Krankheiten heilen. Mit entsprechender Vermarktung können derartige Ergänzungsprodukte auch im Ausland einen lukrativen Markt finden.

Der Rat für Alternative Heilpraktiken (AH PCT) gab fünf traditionelle Heilmittel zur Verwendung in Kliniken frei, darunter auch „Ujana“ (Jugend), das gegen Impotenz empfohlen wird.

Zum wiederholten Male befahl die Gesundheitsministerin traditionellen Heilern, auf nicht zugelassene Mittel und unerlaubte öffentliche Werbung zu verzichten. Dies wurde bisher weitgehend ignoriert. Besonders Potenzmittel erzielen hohe Umsätze und Gewinne und werden trotz der Verbote auch im Fernsehen beworben. Ein Ministeriumssprecher empfahl besonders jüngeren Leuten, sich viel zu bewegen und ausgewogen zu essen, anstatt ihr Geld für zweifelhafte Mittel auszugeben.

In der Geita-Region wurden 26 traditionelle Heiler festgenommen, weil sie nicht registriert und Manche im Besitz von Organen geschützter Wildtiere waren. Unseriöse Anbieter annoncieren immer wieder, dass sie auch AIDS und Krebs heilen können. Die Mehrheit der traditionellen Heilpraktiker hat sich bisher der staatlichen Registrierung entzogen.

Eine Studie des Ifakara Health Institute und des Schweizer Tropeninstituts empfiehlt, die etwa 70.000 traditionellen Heiler nach entsprechender Schulung zum Aufspüren verbreiteter Erkrankungen wie Tuberkulose, HIV, Wurmbefall, Diabetes und Bluthochdruck einzubinden.

Citizen 30.08.17; 14.03.18; DN 03,04.; 11.05.; 07.09.17; 16.04.18; Guardian 26.12.17; 04.01.18