Thema: Gesundheitswesen I: Forschung - Spezialisierung - 06/2018

Aus Tansania Information
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Forschung

Die frühere Leiterin des Medizinischen Forschungsinstituts (NIMR), Dr. Malecela, erhielt einen Preis der Liverpooler Tropenmedizinischen Fakultät für ihre Forschungen zur Filariose. Präsident Magufuli hatte Dr. Malecela entlassen, nachdem sie über Zika-Viren in den Regionen Geita und Morogoro berichtet hatte. Sie leitet nun das Afrika-Büro der WHO.

Der Direktor des Ifakara Health Institute, Dr. Okumu gewann einen Förderpreis von $ 650.000 amerikanischer Stiftungen für seine Malaria-Forschungen.

DN 11.05.17; Guardian 07.11.17

Spezialisierte Medizin

Investitionen in hochspezialisierte Medizin sollen zwei Ziele erreichen: Die Kosten des Medizintourismus, vorwiegend nach Indien, verringern; ferner umgekehrt Medizintouristen aus den Nachbarländern nach Tansania ziehen, die hochspezialisierte Angebote in ihrem Land nicht vorfinden. Tatsächlich gingen die staatlichen Ausgaben für die Behandlung von Tansanier/innen im Ausland zurück: 2015 noch TZS 554 Mrd., 2016 357 Mrd., 2017 163 Mrd.; Wohlhabende lassen sich weiterhin privat in Indien behandeln. Der indische Botschafter sprach von 4.000 tansanischen Medizintouristen jährlich.

Diagnose: Das Ocean Road Cancer Institute, DSM erhielt von Frankreich und dem Aga Khan-Netzwerk ein automatisiertes Diagnose-Labor im Wert von € 72 Mill. Es wird ferner für € 6 Mill. einen Positronen-Emmissionstomographen (PET) erhalten. Das BMH (s.u.) verfügt bereits über Magnetresonanz- und Computertomographie. Das MNH (s.u.) erhielt einen automatischen Scanner, der Neugeborene sofort auf Sichelzellen-Anämie überprüfen kann und keine Spezialkenntnisse erfordert.

In Mwanza eröffnete die indische Investorengruppe Biohealth Ltd. das private Unihealth-Diagnosezentrum für Radiologie, Kardiologie, Nephrologie und weitere spezialisierte Dienste.

Dialyse: Sieben Zentren bieten etwa 1.000 Nieren-Patienten Dialyseplätze an:

  • Muhimbili National Hospital, DSM (MNH),
  • Muhas Academic Medical Centre, DSM (MAMC)
  • Bugando Medical Centre, Mwanza (BMC),
  • Mbeya Referral Hospital (MRH),
  • Mnazi Mmoja Hospital, Sansibar
  • Benjamin Mkapa Hospital, Dodoma (BMH),
  • Kilimanjaro Christian Medical Centre, Moshi (KCMC)

Transplantation: Nierentransplantationen führten gemischte Teams von einheimischen und ausländischen Nephrologen in MNH und BMH durch. 18 Fachärzte kehrten von einer Transplantationsfortbildung in Indien und Norwegen zurück. Das MNH erhält demnächst einen neuen Flügel für Nierentransplantationen. Es ließ ein Team für Lebertransplantation in Indien ausbilden.

Cochlea-Implantat: Am MNH implantierten in Ägypten und Indien geschulte Chirurgen mehreren Kindern elektronische Hörhilfen.

Kardiologie: Das Jakaya Kikwete Cardiac Institute (JKCI) am MNH (104 Betten) trainiert Spezialisten bei Herzoperationen an Kindern und Erwachsenen zusammen mit Fachärzten aus Saudi-Arabien, Indien, Österreich und den USA. In den drei hochmodernen Operationssälen können täglich sechs Operationen stattfinden, sofern genügend Blutkonserven vorhanden sind.

Seit Eröffnung des JKCI mussten 80% weniger Herzpatienten nach Indien überwiesen werden. Der Direktor des JKCI forderte die Bevölkerung auf, Organspenden im Todesfall zuzustimmen; das Parlament solle möglichst bald die nötigen Gesetze erlassen. Die Gesundheitsministerin warnte davor, Organe zu verkaufen oder zu kaufen.

Kardiologen aus Saudi Arabien führten einheimische Fachärzte in die Anwendung von Herzkathetern zu Diagnose und Behandlung ein.

Laparoskopische Chirurgie: Seit 2009 führen Chirurgen des KCMC ambulant minimalinvasive Operationen durch, nach denen die Patienten noch am Tag der Operation wieder heimkehren können. Die Ausbildung wurde von schottischen Spezialisten der Northumbria Healthcare Foundation (NHF) begleitet, mit denen in besonderen Fällen auch heute noch Videokontakt besteht.

Plastische Chirurgie: Australische Spezialisten für rekonstruktive Chirurgie („Rafiki Surgical Mission“) operieren zweimal jährlich im Sekou Touré Krankenhaus, Mwanza Lippen- und Gaumenspalten, Verbrennungen und andere Behinderungen. Sie arbeiten mit lokalen Chirurgen zusammen, die damit ihre Kenntnisse erweitern. Das Projekt wird von der Acacia Goldmine finanziert [vgl. o. S. 7 zu Interplast]. Auch das BMC, Mwanza erhielt eine Spezialstation für Verbrennungen und Verbrühungen. Fast 60% solcher Fälle ereignen sich in der Seenzone.

Das KCMC führt seit 2004 zusammen mit der schottischen NHF rehabilitierende Operationen nach schweren Verbrennungen durch. Begleitend erhalten die Patient/innen psychologische Hilfe zur Traumabewältigung. Dazu werden in Dörfern Kurse zu Vorbeugung und Erster Hilfe bei Verbrennungen angeboten.

Pädiatrische Chirurgie: Das MNH erhielt von der Archie-Wood-Stiftung, Schottland zwei Säle für Operationen an Kindern und eine Kinder-Intensiv-Station. Damit können 60 Kinder pro Woche operiert werden.

Lasik: Eine private Augenklinik in Dar-Es-Salaam führt die bisher nur im Ausland erreichbaren lasergesteuerten Hornhaut-Korrekturen für Kurz- und Weitsichtige durch.

Intensiv-Medizin: Bei der Grundsteinlegung einer von einer islamischen Stiftung finanzierten Intensivstation im Bagamoyo Distrikt-Krankenhaus forderte die Gesundheitsministerin solche Einheiten für alle Distrikts- und Regional-Kliniken.

Palliativ-Pflege: Der Leiter der Palliativ-Seelsorge der Lutherischen Kirche, Arusha forderte die Versicherungen auf, Palliativ-Pflege und geeignete Schmerzmittel in ihren Leistungskatalog aufzunehmen. Nur etwa die Hälfte der Kliniken hätten geschultes Personal für eine angemessene Pflege. Ärzte der Aga Khan-Kliniken besuchten einen Spezialkurs in Palliativ-Pflege am Institut Curie, Paris.

Citizen 11.01.; 12.09.; 10.,25.11.; 17.12.17; 08.05.18; DN 02.08.; 27.09.; 19.,20.11.; 29.12.17; 29.03.; 22.04.; 19.05.18; East African 02.05.17; Guardian 12.05.; 10.06.; 20.,26.09.; 25.,29.11.17; 10.,26.02.; 29.04.; 08.05.18, www.jkci.or.tz

Innovationen

Das Gesundheitsministerium lancierte ein Pilotprojekt zur Versorgung von Verkehrsunfallopfern in den unfallreichen Regionen Dar-Es-Salaam, Küste und Morogoro. Eine Untersuchung des Orthopädischen Instituts hatte ergeben, dass Verunfallte nach durchschnittlich vier bis acht Stunden ein Krankenhaus erreichen. Nur 2% aller Verletzten erhalten Erste Hilfe (Blutstillung, Stabilisierung, Schienen von Knochenbrüchen).

Gesundheitsministerium, Muhimbili-Universität (MUHAS) und UNESCO betreiben im Weiler Ololosokwan, Loliondo ein Pilotprojekt für telemedizinische Versorgung über digitale Medien. Es sammelt Daten und Erfahrungen für das geplante „Integrierte Telemedizinische und Elektronische Gesundheitsprogramm“ der Ostafrikanischen Gemeinschaft. Dabei sollen einheitliche Standards für Technik und Datenschutz für die gesamte Region erarbeitet werden.

Anwendungen (Apps) für Mobiltelefone helfen, das Gesundheitssystem wirksamer zu machen. Z.B. gibt es Apps zur Meldung von Nebenwirkungen von Medikamenten, Registrierung Neugeborener, Tipps zur Familienplanung („Wazazi Nipendeni“) und weitere Beratungs- und Informationsdienste.

In der Mwanza-Region begann ein Pilotprojekt, das Medikamente, Impfstoffe und Blutkonserven per Drohne zu entlegenen Zielen wie den zahlreichen Inseln im Victoriasee befördert. Etwa 100 Drohnen mit einer Tragfähigkeit von 6 kg sollen demnächst in den Regionen Mwanza, Mbeya, Dodoma und Tanga erprobt werden. Die Drohnen der deutschen Firma Wing Copter kosten je $ 50.000 und sollen zu ermäßigtem Preis geliefert werden.

Mit der US-Firma Zipline schloss die Regierung einen Vertrag über 1.000 kleinere Transport-Drohnen (1,5 kg Nutzlast) für medizinische Zwecke. Das Projekt wird von der Gates-Stiftung und England finanziert. Zipline betreibt seit einiger Zeit einen solchen Dienst in Ruanda. Die Drohnen fliegen mit 110 km/h und haben eine Reichweite von160 km. Sie benötigen keine Infrastruktur, da sie ihre Fracht bodennah abwerfen.

Auf Sansibar setzt man leichte Drohnen ein, um Moskito-Brutstätten aufzuspüren und anschließend mit Larviziden zu besprühen. Eine Drohne kann in 20 Minuten 30 ha genau kartieren.

An der Landwirtschafts-Universität Morogoro in Zusammenarbeit mit der belgischen NRO Apopo gezüchtete und trainierte Beutelratten entdecken eine Tuberkulose-Infektion 100 mal schneller und wesentlich zuverlässiger als mikroskopische Analysen. 2016 wandte Tansania $ 156 Mill. auf, um 781.936 neue TB-Fälle zu diagnostizieren. Mit Hilfe der Ratten können diese Kosten dramatisch gesenkt werden. [vgl. TI Mai 2016, S. 7]. Der UK Human Innovation Development Fund finanzierte mit $ 400.000 ein Testlabor für die Diagnose-Ratten in DSM.

Citizen 05.12.16; 25.08.17; DN 18.12.17; 23.01.18; Guardian 07.11.16; 24.08.; 27.11.; 17.12.17