Thema: Energieversorgung – Elektrizität: TANESCO-Probleme - 10/2017

Aus Tansania Information
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Versorgungsstörungen

Seit Jahrzehnten verursachen Ausfälle und Rationierungen bei der Stromversorgung hohe Verluste und zusätzliche Kosten (etwa 6% des Bruttoinlandsprodukts). Termine werden nicht eingehalten, Produktionsanlagen werden beschädigt, Computer müssen abgesichert und Notstromaggregate vorgehalten werden. Größere Unternehmen müssen eigene Generatoren vorhalten. Eine Baustahl-Fabrik in Moshi musste den Betrieb einstellen, weil ihre Anlagen durch plötzlichen Stromausfall zerstört worden waren. Die Brauerei TBL verzeichnet jährliche Zusatzkosten von TZS 3 Mrd. durch Stromausfälle. Das Lutheran Medical Centre, Arusha beklagt hohe Kosten für seine Dialysemaschinen, weil diese häufig mit Diesel-Notstromaggregaten betrieben werden müssen.

Die staatliche TANESCO (Tanzania Electric Supply Company Ltd.) hat das Versorgungsmonopol, ist aber unterfinanziert und mit € 350 Mill. überschuldet. Ein Erdgas-Lieferant drohte, der TANESCO das Gas abzudrehen, weil sie innerhalb eines knappen Jahres $ 24 Mill. Schulden auflaufen ließ und weniger als die Hälfte der vereinbarten Erdgas-Menge abnahm. Der Stromproduzent Songas drohte, ein 40 MW-Kraftwerk stillzulegen, nachdem die TANESCO 14 Monate im Zahlungsrückstand war. Die Zollbehörde drohte, 10 Container mit Maschinenteilen für ein neues Kraftwerk zu versteigern, weil die TANESCO mit Zoll und Steuern im Rückstand war.

Eine Bank in Hongkong fordert von der TANESCO $ 148 Mill., der Stromlieferant Symbion Power fordert $ 561 Mill. wegen Vertragsbruchs; beide Dispute laufen vor internationalen Schiedsgerichten in New York und Paris. In mehreren Schlichtungsverfahren wurde die TANESCO bereits zu Ausgleichszahlungen wegen nicht erfüllter Verträge verurteilt.

Citizen 11.04.16; 16.,18.03.; 15.,18.06.17; DN 04.12.15; 09.07.17; Guardian 22.11.16; www.irena.org;

Lieferverträge

Die TANESCO hat langfristige Lieferverträge mit privaten Stromerzeugern, die meist sehr hohe Extrazahlungen für vorgehaltene Leistungsreserven enthalten (derzeit TZS 35 Mrd./Monat). Zugleich erlaubt die Regierung keine kostendeckenden Kilowatt-Preise, um ihre Industrialisierungspläne nicht zu gefährden. Der TANESCO-Direktor wurde entlassen, als er eine Tariferhöhung um 8,5% vorschlug. Laut Generalkontrolleur verliert die Gesellschaft mit jedem verkauften Kilowatt TZS 265. Sie kann daher weder ausreichende Wartungsarbeiten noch Investitionen finanzieren und verliert zusätzlich viel Geld durch ihre zahlreichen Prozesse.

Hauptursache der anhaltenden Misere sind also politische Interventionen ohne Rücksicht auf die wirtschaftliche Realität. Die Weltbank und andere Entwicklungsbanken drängen darauf, Stromlieferverträge nur im Rahmen von transparenten Ausschreibungen zu vergeben, um Verzerrungen durch korrupte Beamte zu vermeiden.

Auch unklare Rechtsverhältnisse belasten die Stromproduktion. So verlangte die Steuerbehörde TRA rückwirkend Mehrwertsteuer von mehreren Erzeugern, was in den Lieferverträgen nicht vorgesehen ist. Unklar ist auch, wem die Generatoren privater Stromproduzenten nach Auslaufen der Verträge gehören sollen. Um Streitigkeiten über Produktionskosten zu vermeiden, liefert die TANESCO den unabhängigen Produzenten Schweröl und Erdgas, gerät damit aber wegen Zahlungsschwierigkeiten in Verzug. Unter Präsident Kikwete früher entwickelte Pläne, die TANESCO in drei Staatsbetriebe (Erzeugung, Übertragung, Verteilung) aufzuteilen, wurden wieder aufgegeben.

Business Times 01.04.16; Citizen 02.04.; 22.05.16; 14.04.17; DN 02.,09.02.16;

Diebstahl, Vandalismus, Außenstände

Vor allem Regierungseinrichtungen häuften hohe Schulden bei der TANESCO an. Diese werden seit 2015 teilweise getilgt. Die Regierung von Sansibar schuldet der TANESCO noch TZS 80 Mrd., die es schwerlich aufbringen kann, da sie den Strom billiger abgibt als sie ihn einkauft.

Hinzu kommt verbreiteter Stromdiebstahl durch manipulierte Zähler und illegales Anzapfen. Im Arumeru-Distrikt verkaufte ein Betrüger über ein unterirdisches Leitungsnetz an 200 Abnehmer Strom für TZS 30 Mill. pro Monat, während er eine Pauschale von TZS 15.000 an die TANESCO zahlte. In Dodoma und Mwanga wurde Elektrizität für mehr als TZS 230 Mill. abgezweigt. Häufig wird Leitungsdraht und Transformatorenöl von TANESCO-Einrichtungen gestohlen, was hohe Schäden und Ausfälle zur Folge hat. So wurde im Mwanga-Distrikt Material im Wert von TZS 151 Mill., in Moshi für TZS 183 Mill. entwendet.

Obwohl hohe Geld- und Gefängnisstrafen für illegale Elektrikerarbeiten angedroht sind, werden die meisten derartigen Dienste von nicht offiziell geprüften und zugelassenen Personen ausgeführt. Dies erhöht das Risiko von Betrug, Unfällen und Bränden.

Ein von der Weltbank mit $ 32 Mill. gefördertes Anbindungsprojekt in Außenbezirken von DSM ist fünf Jahre im Rückstand. Verantwortlich seien inkompetente Firmen und nachlässige Kontrolleure. Das Energieministerium verfügte nun, die Leitungen innerhalb von 14 Tagen fertigzustellen.

Citizen 21., 27.12.15; 27.01.16; DN 22.10.15; 20.09.17 Guardian 27.05.; 20.08.; 22.11.16