Thema: Energieversorgung – Elektrizität: Energieträger und Technik, Netze - 10/2017

Aus Tansania Information
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Wasserkraft

Zur Zeit betreibt die TANESCO drei von Stauseen und acht von Fließwasser betriebene Kraftwerke mit einer Kapazität von 561 MW. Sie generieren durchschnittlich 1.616 GWh pro Jahr, in Trockenjahren aber nur 1.552 GWh. Acht kleinere private hydro-elektrische Kraftwerke stellen weitere 32 MW Generatorenleistung bereit.

Tansania nutzt bisher etwa 15% seines hydro-elektrischen Potentials und hat noch hohe Wasserkraft-Reserven: 38 Gigawatt könnten noch installiert werden. Problematisch ist dabei, dass die verfügbaren Wassermengen mit dem Klimawandel zunehmend schwanken. Dazu zweigen Groß- und Kleinfarmer immer mehr Wasser für ihre Felder ab, das dann den Kraftwerken fehlt.

Dies macht sich besonders an den Flüssen Ruaha und Pangani bemerkbar und beeinträchtigt die Stromerzeugung in Mtera, Kidatu, Nyumba ya Mungu und Hale. Die Kraftwerke Kidatu und Mtera mussten mehrfach wegen Wassermangels abgeschaltet werden; ein beim Bau 1970 mit Schweden geschlossenes Abkommen zur Wasserversorgung der Stauseen wird nicht beachtet.

Am Ruaha gibt es mehr als 300 Pumpen, die Tag und Nacht Wasser für große Reis- und Zwiebel-Plantagen entnehmen. Ein regionaler Polizeipräsident blockierte mehrere Wasserläufe mit Sandsäcken, um seine Felder zu bewässern. Die veraltete Oberflächen-Bewässerung verbraucht sehr große Wassermengen. Auch die fortschreitende Entwaldung verringert das zuverlässig verfügbare Wasservolumen.

Mittel- und langfristig sind weitere große hydro-elektrische Anlagen geplant, die die staatliche TANESCO betreiben soll: Ruhuji (358 MW), Rusomo (s.o., 21 MW), Kakono (53 MW), Rumakali (222 MW), Masigira (118 MW) und Stiegler‘s Gorge (2.100 MW). Dazu kommen zahlreiche Kleinkraftwerke. Die Afrikanische Entwicklungsbank finanziert eine Durchführbarkeitsstudie für ein 300 MW-Kraftwerk am Ruhuhu-Fluss in Südwest-Tansania.

Das ökologisch umstrittene hydro-elektrische Kraftwerk in der Stiegler‘s Gorge am Rufiji-Fluss im Selous-Wildschutzgebiet wäre das Größte in Tanzania und würde mit einer installierten Leistung von 2.100 MW die Stromerzeugung des Landes verdoppeln. Laut Ausschreibung des Energieministeriums soll der Staudamm 134 m hoch werden und einen See von 100 km Länge aufstauen, der 1.350 km² bedeckt. Das Projekt soll in drei Jahren vollendet sein; über seine Finanzierung wurde noch nichts bekannt.

Äthiopische Experten erarbeiten eine Machbarkeitsstudie. Äthiopien hat in den letzten Jahren mehrere große Wasserkraftwerke errichtet; ein 6.000-MW-Kraftwerk am Nil ist im Bau. Das Land exportiert elektrischen Strom in großem Stil. Bereits 2015 sollte ein brasilianisch-chinesisches Konsortium am Rufiji für $ 2,5 Mrd. einen 100 m hohen Staudamm bauen, dem der Umweltgipfel in Doha auch zugestimmt hatte.

African Development Bank 05.08.16; Power System Master Plan www.mem.go.tz; Citizen 30.08.17; DN 21.06.17; Guardian 11.07.; 16.12.15; 30.05.16; 31.08.17

Wärmekraftwerke

Im tansanischen Netz arbeiten 12 Wärmekraftwerke, sieben davon mit Erdgas, zwei mit Schweröl, zwei mit Biomasse und eines mit Dieselöl betrieben. Sechs dieser Kraftwerke gehören der TANESCO (798 MW), sechs privaten Betreibern (325 MW).

Im Bau befindet sich das erdgasbetriebene Kraftwerk Kinyerezi II (Gas und Dampf kombiniert - 240 MW), weitere sechs Gas- und fünf Kohlekraftwerke (u.a. Mchuchuma 400 MW, Kiwira 200 MW) sind langfristig vorgesehen. Kohleverstromung ist allerdings erheblich teurer als die Verwendung von Erdgas. Mit modernen Gas/Dampf-Turbinen erreicht man eine besonders hohe Effizienz. Gasreserven sind reichlich vorhanden, die 1000-km-Erdgasleitung Mtwara-Dar-Es-Salaam ist bisher nur zu 6% ausgelastet. Nahe Mbeya ist ein 250-MW-Kohlekraftwerk unter chinesischer Federführung in Planung; ob es angesichts der Kostennachteile und der Vorbehalte gegenüber privaten Erzeugern durchgeführt wird, ist offen.

DN 01.02.16; 14.04.; 25.08.17; Guardian 09.02.17; Power System Master Plan www.mem.go.tz;

Verteilernetz

Große Teile des nationalen Elektrizitätsnetzes stammen aus den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Fernstrecken werden nach und nach von 220 KV auf 420 KV (Wechselstrom) umgestellt, wodurch sich die Leitungskapazität verdoppelt. Die neue Fernleitung Iringa – Dodoma – Shinyanga (670 km, $ 1,6 Mrd. weicher Kredit) wurde fertiggestellt; sie soll im Norden bis Namanga und im Süden bis Mtwara verlängert werden. Damit soll sich die Versorgungssicherheit in der Hauptstadt Dodoma und ganz Nordtansania, besonders der Seenregion, verbessern. Über Namanga will Tansania Strom nach Kenia exportieren. Finanziert wurde das Großprojekt von Weltbank, Afrikanischer Entwicklungsbank, Europäischer Investitionsbank und Japan. Mit der Leitung Makambako – Songea wird die Ruvuma-Region an das nationale Netz angeschlossen.

Citizen 19.,21.12.16; 15.01.17; DN 14.04.17; www.irena.org;