Tansania und die Unruhen in Kenia: Auswirkungen, Reaktionen - 02/2008

Aus Tansania Information
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Flüchtlinge

Viele von der Insel Pemba stammende in Kenia lebende Tansanier kehrten nach Hause zurück.

Die meisten Kenianer, die nach Tansania einreisen, sind asiatischer Abstammung. Viele quartierten sich in Touristenhotels Sansibars und der Nationalparks ein.

Bis 2. Jan. kamen über Horohoro (Tanga-Region) nur etwa 400 Kenianer; am 5./6. Jan. waren es mindestens 500, die meisten asiatischer Abstammung. Manche kamen über Namanga (Arusha Region) und Tarakea (Kilimanjaro-Region). Einige Zeitungen berichteten, mehr Kenianer denn je zuvor kämen über die Grenze.

Wegen der Spannungen im Nachbarland verstärkte Tansania die Sicherheitsvorkehrungen an der gemeinsamen Grenze. Bakari Mwapachu, Minister für öffentliche Sicherheit, sagte, man sorge für die Sicherheit des Besitzes der Tansanier, beobachte deshalb jede Bewegung. Nur im Notfall werde man die Grenze schließen. Berichte über das Eindringen von Kenianern müssten sorgfältig und mit positiver Einstellung geprüft werden. Ständig passierten Menschen die Grenzen wegen verwandtschaftlicher, geschäftlicher u. a. Gründe. Viele Asiaten verbrächten ihren Urlaub in Tansania.

Die Hotels und Gästehäuser in Tanga sind ausgebucht Man habe sie dreimal durchkämmt, aber keine illegalen Einwanderer entdeckt, berichtete der Polizeikommandant der Tanga-Region.

Die Regierung wies im Longido-Distrikt (Arusha-Region) ein Gebiet aus, in dem man Flüchtlinge unterbringen werde, falls die Zahl der Ankommenden diese Maßnahme erfordere. (DN 5.1.08; Guardian 1./2./3./7.1.08; Observer 6.1.08)

Ein Opfer der Gewaltanwendung in Kenia berichtete, von Kenianern und Tansaniern denen sie bei Tarakea nachts über die Grenze helfen, verlangten tansanische Polizisten pro Kopf 150.000/- TSh. Der Polizeikommandant der Kilimanjaro-Region widersprach dieser Darstellung. Die Sicherheitsvorkehrungen seien so strikt, dass niemand heimlich die Grenze passieren könne. (Guardian 4.1.08)

Auswirkungen

Basil Mramba, Minister für Industrie, Handel und Vermarktung, sagte, die Wirtschaft Tansanias sei stabil, es gebe keine Störungen, einige Sektoren ausgenommen. "Doch wir beobachten die politische Entwicklung Kenias und ihre Auswirkung auf die tansanische Wirtschaft genau", betonte er. (Guardian 12.1.08)

Transport: Fahrzeuge, die früher über Nairobi nach Uganda fuhren, änderten ihre Route. Sie wählen nun die Singida-Mwanza-Bukoba-Route. Der Verkehr zwischen Arusha und Nairobi oder anderen Gebieten Kenias nahm ab.

Die Regionen am Viktoriasee müssen Rohstoffe nun statt über Nairobi über Dar-es-Salaam importieren. Das verteuert die Waren um mindestens 5 %. Außerdem dauert es länger.

In Tanga und Arusha bleiben Obst und andere Agrarprodukte, die sonst in Kenia verkauft werden, liegen.

Aus Mombasa kommende Busse sind übervoll, in Gegenrichtung verkehrende aus Dar-es-Salaam und Tanga dagegen fast leer. (Guardian 3./12.1.08; Observer 6.1.08; Citizten 4.1.08; Arusha Times 12.1.08)

Preise: In Tanga kosteten Matratzen statt 50.000/- TSh plötzlich 80.000/- TSh. In der Stadt Tarime (Mara-Region) wurden Brot, Speiseöl, Baumaterial u. a. knapp, weil die Händler in Kenia nichts einkaufen können, fast alle Läden geschlossen sind. Brot verteuerte sich um 28 %, Zement um 12,5 %. (Guardian 4.1.08; Citizten 4.1.08)

Konkurrenz: In einem für Prostitution bekannten Stadtteil Arushas lieferten sich ansässige Prostituierte ein Handgemenge mit kenianischen Kolleginnen. Diesen fällt es leichter, ausländische Kunden zu gewinnen, weil sie des Englischen mächtig sind, was bei den Tansanierinnen selten der Fall ist. Die Prostituierten aus Kenia hätten nicht das Recht, in ihr Gebiet einzudringen, erklären die tansanischen. Sind sie Flüchtlinge, sollten sie sich benehmen. (Arusha Times 11.1.08)

Tourismus: Die Tourismusunternehmen Nordtansanias überlegen, wie sie erreichen könnten, dass Touristen nicht über Nairobi, was preisgünstiger ist, sondern direkt einreisen. Viele Buchungen waren storniert worden. Die Belegung ging z. T. um 25-30 % zurück. Im Augenblick kämen mehr Touristen aus Südafrika, berichtete Prof. Maghembe, Minister für Naturschätze und Tourismus. (DN 14.1.08; Guardian 14.1.08; Observer 20.1.08; Arusha Times 11.1.08)

Anmerkungen

Manche tansanische Politiker meinen, an der Krise nach der Wahl sei Tribalismus schuld, weniger der Wahlbetrug. Andere sagen, in Kenia gehe es um einen Konflikt zwischen Personen, in Tansania dagegen interessiere man sich für die Politik einer bestimmten Partei. Ein Experte aber hält die Ungerechtigkeit für die Ursache der Unruhen. Die Menschen forderten ihr Recht. Die Wahl sei friedlich verlaufen, die Gewalt erst ausgebrochen, als Kibaki zum Sieger erklärt wurde. (Citizen 9.1.08)

Engagement

Laut einer Regierungserklärung Tansanias hat sich Präsident Kikwete um einen Dialog zwischen den Konfliktparteien Kenias gemüht, direkten Kontakt zu den politischen Repräsentanten Kenias und anderen bekannten Politikern der Welt aufgenommen. Mit Museveni, Ugandas Staatspräsidenten, arbeite er eng zusammen. Doch die meisten Staatschefs Afrikas hüllten sich in Schweigen, heißt es. (DN 4.1.08)

Als erster Staatsmann Afrikas hatte Museveni eine Grußbotschaft an Kibaki gesandt. Das ist wahrscheinlich der Grund dafür, dass tansanische Fahrzeuge Kenia passieren dürfen, solche aus Uganda aber im Ostteil Kenias von Anhängern Odingas massiv behindert, z. T. sogar angezündet werden. (Guardian 21.1.08)

Bernard Membe, Außenminister Tansanias, sagte, die Regierung werde neutral bleiben. Ihre Aufgabe sei es, die streitenden politischen Parteien zu friedlichen Gesprächen am Runden Tisch zu ermutigen. (DN 6.1.08; Observer 6.1.08; The East African 8.1.08)

Das Sekretariat der Ostafrikanische Gemeinschaft (EAC) sandte ein Team von Verantwortungsträgern nach Kenia.

Der EAC-Generalsekretär er-klärte, man unterstütze keine der beiden Gruppen.

Sieben Minister der EAC-Partnerländer hielten Gespräche am Runden Tisch, bei denen es vor allem um die Unruhen in Kenia ging.

Ende Jan. werden die in der EAC für Kooperation der Region zuständigen Minister über die politische und humanitäre Situation in Kenia diskutieren. (Guardian 14.1.08; Arusha Times 12.1.08)

Benjamin Mkapa, ehedem tansanischer Präsident, kam zu Mediations-Gesprächen nach Nairobi. Er, Grace Machel, Nelson Mandelas Ehefrau, und Kofi Annan sollen eine Übereinkunft zwischen Kibaki und Odinga aushandeln. (The East African 18.1.08)

In der luth. Gemeinde von Engarenarok (ELCT-Diözese in der Arusha-Region) wurde bei einer vom Vorsitzenden der Union Christlicher Konfessionen und Pfarrer der Gemeinde organisierten Gebetsversammlung für ein Ende der politisch und ethnisch begründeten Gewalt gebetet.

Die ELCT riet Kibaki, das Chaos dadurch zu beenden, dass er zurücktritt. "Er muss sich vor dem Volk von Kenia schuldig erklären für das was er ihm angetan hat", sagte Malasusa, Leitender Bischof der ELCT. (Guardian 14.1.08; Arusha Times 12.1.08)

Demonstrationen

In Dar-es-Salaam plante eine Koalition aus vier Oppositionsparteien eine Demonstration, weil sich die Regierung nicht äußere zu den Unruhen in Kenia. So etwas könne auch in Tansania und anderen Ländern Afrikas entstehen, erklärten sie. Aus Sicherheitsgründen verbot die Polizei die Demonstration. Sie erschien kampfbereit, doch man hatte den Versammlungsort geändert. Aber auch dort sah man nur wenige Unterstützer.

Auch in Sansibar unterband die Polizei eine Demonstration von Oppositionsparteien und religiösen Gruppen. (DN 6.1.08; Guardian 4./5.1.08; Observer 6.1.08; The East African Standard 8.1.08)

Obwohl zwei Demonstrationen verboten worden waren, plante die Tanzania Higher Learning Institutions Students Organisation (Tahiliso) für den 12.1.08 eine Großversammlung, um die Gewaltanwendung nach der Wahl zu verurteilen. Der Tahiliso-Generalsekretär sagte, man erwarte 20.000 Studierende aus Dar-es-Salaam und der Morogoro-Region, fordere die Öffentlichkeit auf, teilzunehmen und Spruchbänder mit Friedensbotschaften mitzuführen. Führende Politiker würden keine Redeerlaubnis bekommen. (Citizen 10.1.08)