Schulbildung: Mängel, Pläne, Erfolge, Kontakte - 05/2013

Aus Tansania Information
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Mangel an Lehrkräften, Klassenzimmern, Lehrmaterial u. a.

In den staatlichen Primar- und Sekundarschulen fehlen 57.177 Lehrkräfte. Die Regierung stellte im Januar 28.746 Lehrkräfte ein. Präsident Kikwete sagte bei einer Kundgebung, es fehle auch an Labors, Wohnhäusern für Lehrkräfte, Lehrmaterial und Schulbüchern.

Die privaten Schulen haben mehr Lehrkräfte als nötig. Die Leistungen dieser Schulen sind entsprechend gut.

Der Stellvertretende Bildungsminister sagte, es gebe noch lange nicht genug Lehrkräfte für die 4.637 Sekundar- und die nahezu 12.000 Primarschulen des Landes. Von den 28.000 neu eingestellten Lehrkräften würden die meisten in Schulen im Hinterland, vor allem in ländlichen Distrikten eingesetzt. Dar-es-Salaam und andere größere Städte hätten die höchste Konzentration von Lehrkräften.

Ein zusätzliches Problem ist, dass die Lehrkräfte häufig nicht an ihrem Arbeitsplatz erscheinen. Der Bildungsminister betonte, die neu eingestellten Lehrkräfte müssten sich zwischen 1. und 9. März in ihrer Schule melden.

Mindestens 12.000 (43 %) waren bis Mitte April noch nicht erschienen. ”Alle, die sich nicht melden, sollen wissen, dass sie hinausgeworfen sind”, sagte eine Staatsministerin. Lehrkräfte, die ihren Einsatzort ändern wollen, sollten ihre Pläne begraben, die Regierung werde es nicht zulassen.

In der Kilimanjaro-Region werden Form VI-Absolvent/innen (11 Schuljahre) und Voluntäre eingestellt.

Für Mathematik und Naturwissenschaften werden 29.004 Lehrkräfte benötigt, aber es gibt nur 2.037. Die meisten Lehrkräfte unterrichten Geisteswissenschaften.

Es fehlt auch an Klassenzimmern, Schultischen und Schulbüchern. Oft gibt es ein einziges für 80 Schulkinder. Für die Toiletten müssen die Kinder Wasser mitbringen.

Weil der Verkauf von Cashewnüssen problematisch war, können in der Mtwara-Region mindes-tens 600 Sekundarschüler/innen die Schule nicht besuchen, weil sie Schulgeld und Uniformen nicht bezahlen können. Verantwortliche wurden beauftragt, dafür zu sorgen, dass diese Kinder trotzdem zur Schule gehen.

In Kooperation mit dem privaten Sektor erhöhte die Regierung die Zahl der Studierenden in den unterschiedlichen pädagogischen Hochschulen. Der Lehrermangel werde 2014 vorausaussichtlich beendet, sagte ein Staatsminister. (DN 9.1./19.4.13; Guardian 27.6.12/14./29.1./13./ 14.2./19.4.13; Citizen 10.4.13; Arusha Times 26.1.13)

Prüfungen

2012 wurde bei der Prüfung nach Klasse 7 erstmalig ein computerisiertes Format verwendet. Es geht dabei um das Multiple-Choice-System. Die Schüler/innen waren darauf vorbereitet worden. Eltern, Akademiker, Politiker u. a. kritisierten diese Methode. Die TTU riet dem Bildungsministerium von diesem System ab, vor allem in Mathematik.

Die Prüfungsfächer sind Swahili, Englisch, Naturwissenschaften, Mathematik und Hauswirtschaft. (DN 19.9./ 1.10.12; Citizen 19.9.12)

Das Bildungsministerium degradierte 178 Schulleiter weil sie 2011 bei der Prüfung nach Klasse 7 betrogen hatten. 246 Schulleiter und 213 Aufsichtspersonen, die betrogen hatten, erhielten eine Rüge und wurden für 3-5 Jahre von der Teilnahme an Prüfungen ausgeschlossen.

Prüfung nach Klasse 7: Einige Schüler und Schülerinnen konnten weder lesen noch schreiben. Deshalb plant das Bildungsministerium, in den unteren Klassen nur Lesen, Schreiben und Arithmetik unterrichten zu lassen. Im Augenblick sind es 8 Fächer. (DN 31.10.12: Guardian 16.8./21.9.12)

Prüfung nach Form II: Wer 30 Punkte oder weniger erreicht, kann die Klasse wiederholen; wer zweimal nicht besteht, muss die Schule verlassen, kann die Sekundarschulausbildung jedoch außerhalb des formellen Systems fortsetzen.

442.925 Schüler und Schülerinnen wurden angemeldet, 48,39 % von ihnen sind Mädchen. 430.327 machten die Prüfung, 136.000 bestanden nicht. Von den besten Schüler/innen sind 70 % Mädchen. (DN 5.11.12; Guardian 12.1.13)

Prüfung nach Form IV: Von den 397.126 Prüflingen bestanden 240.903 nicht; das sind 60.6 %. Es sind vor allem die aus staatlichen Schulen. Dieses Ergebnis erschüttert das ganze Land. Es solle die Regierung wachrütteln, sagten Beteiligte.

Premierminister Pinda beauftragte eine 15-köpfige Arbeitsgruppe, das schlechte Ergebnis der Prüfung zu untersuchen. Zu ihr gehören Vertreter der Tanzania Association of Managers, nichtstaatlicher und religiöser mit Bildung befasster Einrichtungen, der University of Dar-es-Salaam, der Tanzania Teachers Union (TTU), von NGOs u. a. Mitarbeiter des Bildungssektors. Eltern und Öffentlichkeit sollten die Arbeitsgruppe unterstützen, sagte er. Wenn sie ihre Arbeit nach sechs Wochen abgeschlossen hat, wird entschieden, ob die Prüfung wiederholt werden kann.

Interessenvertreter kritisierten, die Probleme, die zu dem miserablen Ergebnis führten, seien bekannt, eine Arbeitsgruppe sei überflüssig.

Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe berichtete, sie hätten viele Anrufe und E-Mails erhalten. Viele Einwohner sollten kommen, wenn die Arbeitsgruppe in ihrer Nähe ist. Sie hätten Regional Commissioner, Mitglieder der Schulvorstände, Bürgermeister, Bildungsbeauftragte, Schulleiter, Schüler/innen u. a. besucht, berichtete er. Die Eltern forderte er auf, ihre Schulkinder nicht für die Familie arbeiten zu lassen.

Einige Problemgebiete werden für die Ursache der hohen Durchfallquote genannt: Mangel an Lehrkräften, an Büchern und Klassenzim-mern, zu große Klassen, geringe Finanzmittel, und die Lage der Schule in weiter Entfernung vom Wohngebiet.

Man fragt sich nun, wer wird die Plätze in Form V füllen? (Guardian 28.2./21.3./8.4.13; Citizen 20./27./28.2./6./20./25.3.13)

Angesichts der miserablen Ergebnisse bei den Prüfungen und zunehmender Disziplinlosigkeit in den Schulen soll körperliche Züchtigung wieder eingeführt werden. Er erwarte viel Kritik deshalb, sagte der Stellvertretende Bildungsminister, vor allem von seiten derer, die sich Menschenrechtsaktivisten nennen. Mit der Begründung, sie verstoße gegen die Menschenrechte, sei sie abgeschafft worden. (DN 9.4.13)

Ein Abgeordneter der Opposition forderte Premierminister Pinda und den Bildungsminister auf, zurückzutreten. Die Regierung sei verantwortlich dafür, dass so viele die Prüfung nicht bestanden. (Guardian 13.4.13)

Gebühren

Die Regierung besteht auf Kostenfreiheit in allen staatlichen Primarschulen für alle Kinder. Eltern und Vormünder müssen sich jedoch an einigen Ausgaben beteiligen, weil die Regierung sie nicht alleine schultern könne. Sie bezahle für Sicherheit, Elektrizität, Schultische u. a.

In den Sekundarschulen müssen die Eltern Schulgeld bezahlen, für die Anmeldung jedoch nichts. Ein Stellvertretender Minister betonte, Schulleiter, die etwas verlangt hatten, würden bestraft. (DN 7.11.12; Guardian 3.11.12)

Unruhen in Schulen

Dutzende von Schülern der Ilboru-Secondaryschool zogen mit Spruchbändern, Slogans rufend zum Büro des Regional Commissioner von Arusha. Sie werfen ihrem Schulleiter vor, er schikaniere und misshandle sie und verhindere das Feiern von Gottesdiensten. Ohne Erklärung habe er den Saal abgeschlossen, in dem Gottesdienst gefeiert wurde. Die Schüler fordern seine Ablösung. Meistens intrigiere er gegen seine Kollegen. Er sorge dafür, dass die besten Lehrkräfte gehen. Sie hätten keinen Chemielehrer mehr, daher die Chemieprüfung nicht bestanden. Wer nach den Ferien zu spät kommt, zahle 190.000/- TSh, bekomme jedoch keine Quittung. Der Regional Commissioner versprach, die Regierung werde sich darum kümmern. Das befriedigte die Schüler nicht. Schon früher habe ihnen genau so geantwortet, aber nichts sei geschehen.

Journalisten, die die Schüler interviewen wollen, wurden von der Polizei daran gehindert.

Ein Sicherheitsbeamter sagte den Reportern, der Schulleiter sei zu seiner eigenen Sicherheit entfernt worden.

Bei einer späteren Kundgebung auf dem Schulgelände sagte der Stellvertretende Minister für regionale Verwaltung, nachdem er die Klagen der Schüler angehört hatte, die Regierung habe den Schulleiter wegen Schikane, Unterschlagung und Missbrauch des Amtes suspendiert. In Begleitung bewaffneter Polizisten hatte der Minister fünf Stunden lang auf unterschiedliche Fragen der Schüler geantwortet.

Um wieder Frieden herzustellen, versetzte der Vorstand der Schule fünf Schüler, die die De-monstration organisiert hatten, an vier andere Schulen. Einige Schüler hatten sich weiterhin ungebührlich benommen, den Lehrkräften den Respekt verweigert und sie bedroht. (Guardian 25./ 27.9.12/18.1.13)

Bei einem Aufstand der Schüler der Geita Sekundarschule (Geita-Region) wurde Eigentum der Schule und Infrastruktur demoliert. Die Schulleitung war gezwungen, die Polizei zu rufen. Mit Tränengas trieb sie die wütenden Schüler/innen endlich auseinander. Der Commissioner des Geita-Distrikts (Geita-Region) ordnete die Schließung der Schule an und schickte die Schüler nach Hause.

Die Schule muss Reparaturarbeiten durchführen lassen. Sie wird erst nach gründlicher Untersuchung der Ursache der Randale wieder geöffnet. Nur die Schüler der Form IV können nach 14 Tagen zurückkommen.

Die Schüler und Schülerinnen behaupten, es habe erzwungene Liebesaffären und sinnlose Bestrafung durch einige Lehrkräfte gegeben. Der Schulleitung werfen sie vor, sie habe verantwortungslose, inkompetente Lehrkräfte angestellt. Im letzten Jahr sei die Form IV-Prüfung der Schule die schlechteste im Land gewesen. (Citizen 15.3.13)

Nachhilfe

Die Regierung warnte Eltern und Vormünder davor, die Kinder in Nachhilfezentren zu schicken. Sie seien nicht vom Ministerium zugelassen. Die Eltern zahlten sich tot für etwas, das nicht offiziell anerkannt sei. Rehabilitierende Nachhilfe sei zusätzlicher Unterricht, den die Regierung gut heiße für Kinder, die extra Förderung brauchen, oder für solche, die aus irgend einem Grund den Unterricht längere Zeit versäumt haben. Sonderunterricht sei auch erlaubt, wenn die Schüler/Innen für eine Prüfung vorbereitet werden sollen. Aber dafür dürfe keine Gebühr erhoben werden. (Guardian 14.11.12)

Interaktion der Sekundarschüler/innen

Der Stellvertretende Bildungsminister startete die Bildungswebsite www.shuledirect.co.tz. (DN 9.4.13)

Von Eltern erzwungenes Fernbleiben

Im Simanjiro-Distrikt (Manyara-Region) haben Eltern ihre Kinder gezwungen, die Schule vor der Prüfung nach Klasse 7 zu verlassen. Sie sollen streng bestraft werden. Das solle eine Warnung für andere Eltern sein. In diesem Distrikt leben vor allem nomadisierende Viehhalter. Viele Kinder müssen die Schule verlassen, wenn die Familie weiterzieht. (Arusha Times 1.9.12)

Lehrkräfte aus dem Ausland

Immer mehr unqualifizierte Lehrkräfte aus Kenia unterrichten in Tansania. Sie wurden in Privatschulen angestellt, weil sie in Englisch perfekt sind. In vielen Privatschulen ist die Unterrichtssprache Englisch. “Wir heißen sie willkommen. Aber viele kommen nur weil sie Englisch können, nicht wegen ihrer beruflichen Qualifikation”, sagte ein Verantwortlicher. (The Star 21.6..12)

In Sansibar werden 15 nigerianische Lehrkräfte für Naturwissenschaften erwartet. Sie werden zwei Jahre lang als Voluntäre unterrichten. Einige Leute fürchten, der nigerianische Akzent sei ein Problem für die Schüler und Schülerinnen aus Sansibar. Die Regierung sorgt nur für Unterkunft, Transport und Gesundheitsversorgung. Der Bildungsminister Sansibars dankte Nigeria für die Unterstützung und forderte andere Länder, die Freunde Sansibars sind, auf, Lehrkräfte für Naturwissenschaften anzubieten. (DN 24.10,12; Guardian 7.11.12)

Deutschunterricht

Immer mehr Tansanier lernen die deutsche Sprache. Der Leiter des Goethe-Instituts berichtete, in Augenblick seien es etwa 200. In Sekundarschulen Dar-es-Salaams werde das PASCH Programm durchgeführt. Jedes Jahr haben beteiligte Schüler/innen die Chance andere daran Teilnehmende in Deutschland zu treffen. Wer die deutsche Sprache beherrscht, hat bei der Jobsuche bessere Voraussetzungen. “Diese Sprache würde mir auch die Möglichkeit geben, in Deutschland zu studieren, wenn ich die Sekundarschule abgeschlossen habe”, sagte ein Schüler. (DN 24.12,12)