Probleme und Chancen des Fischfangs - 10/2012

Aus Tansania Information
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Tansania hat etwa 64.000 km5 Meeresfläche und 58.000 km5 Seen; es sind vor allem Süßwasserseen. (Guardian 19.7.12)

Piraterie

Weil 50 ausländische Fischereifirmen aus Angst vor Piraten ihre Verträge mit der Deep Sea Authority kündigten, verzeichnete Tansania im Finanzjahr 2011/12 einen Verlust von mehr als 4 Mio. US$. Früher waren 72 Firmen am Fischfang interessiert, in letzter Zeit aber sind nur 22 mutig genug, den Fischfang fortzusetzen. Bekommt man die Piraterie nicht in den Griff, werde sich die Lage weiter verschlechtern, fürchtet der zuständige Minister. (DN 29.2.12)

Absatzprobleme

Die finanzielle Krise einiger Euro-Länder, Tausende km entfernt, beeinträchtigt das Leben Tausender Fischer, die im Viktoriasee Nilbarsch fangen, denn die Nachfrage nach Nilbarschfilet ging drastisch zurück. Europa nahm 80 % des Nilbarschs ab. Hauptabnehmer waren bisher Spanien, Portugal, Italien und Griechenland. Auf dem lokalen Markt sank der Preis um 60 %. Eine Fischfabrik in Mwanza hatte Mitte Juni mehr als 200 t Fischfilet auf Lager. Für etwa 300.000 Menschen, die direkt von der Fischindustrie abhängen, bedeutet das den wirtschaftlichen Ruin. Auch drei Mio. Menschen, die indirekt davon abhängen, sind betroffen, falls der EU-Markt unsicher bleibt.

Die Tanzania Fisheries Union (TAFU) bat die Regierung, den Fischern zu erlauben, dass sie ihre Fische überall dort verkaufen, wo der Preis günstig ist.

Weil aus fernöstlichen Ländern Fischarten kommen, die preiswerter sind als Nilbarsch, fiel der Preis auf dem Weltmarkt. Die Regierung setzte deshalb Richtpreise für Nilbarsch fest. Sie besprach mit Verarbeitungsindustrie, Agenten und Fischern, wie Fischgeschäft und Preise verbessert werden könnten, und wies die Eigentümer der Fischfilet produzierenden Fabriken an, mit den Fischern zu beraten, wie der Preis angehoben werden könne. (DN 27.6./4.7.12; Guardian 7./28.6.12; Citizen 6.7.12)

Preise

Weil der Transport teurer wurde, stieg in Dar-es-Salaam der Preis für 1 kg Nilbarsch zwischen Mai und Juli von 3.500/- TSh auf 4.500/- TSh. (Guardian 21.7.12)

Fischer, die auf dem Viktoriasee arbeiten, wollen streiken, wenn die Fischfabriken den Preis für 1 kg nicht auf 8.000/- TSh anheben. Ohne Ankündigung hatten sie statt 5.000/- TSh nur noch 3.000/- TSh bezahlt. (Citizen 27.6.12)

Förderung

Die Victoria Fishing Association bat die Regierung, die Steuern auf Fischereigerät zu senken. Viele Fischer könnten sich die empfohlenen Fischnetze nicht leisten und verwendeten deshalb Dynamit und Gift. (Citizen 9.8.12)

Die Regierung plant, nahe der Küste des Tanganjikasees vier Anlegeplätze für Fischer einzurichten; am Viktoriasee wurden 24 repariert, drei an der Meeresküste neu angelegt. Die Regierung investierte auch in Fischmärkte und will den privaten Sektor für die Gründung von 17 modernen Fabriken, die Fisch und andere Meeresprodukte verarbeiten, gewinnen. Sie verzichtet bei Material für Fischnetze und Bootsmotoren auf Mehrwertsteuer und auf Abgaben beim Export von Fisch. (DN 17.7.12)

Ausbildung

Um den Mangel an Fachleuten des Fischereisektors zu beenden, plant die University of Dar-es-Salaam (UDSM), spezielle Ausbildungsprogramme anzubieten. (Citizen 24.7.12)

Lage in Sansibar

Die Fischereiindustrie in Sansibar wächst; ihr Beitrag zum Bruttosozialprodukt stieg seit 2010 von 6,1 % auf 6,7 %; Ende 2011 gab es 34.000 Fischer. Herausforderungen sind u. a. illegaler Fischfang, negative Auswirkung der Erderwärmung, Mangel an Fähigkeiten und Geräten.

Die Ausbeute an Algen stieg seit 2010 um 4 %. Doch im Vergleich zum Arbeitsaufwand ist der Verdienst gering. Die Regierung ist bestrebt, die Produktion von Algen zu steigern. Sie werden vor allem exportiert. (DN 13./ 31.7.12)

Missachtung des Fischfang-Sektors

Laut Statistik ist der Fischfang einer der Sektoren, in die am wenigsten investiert wird. Den Fischern am Nyassasee fehlt es an modernem Gerät für Fischfang und Verarbeitung. Mit ihren Booten können sie die entfernteren Gebiete des Sees nicht erreichen. Oft verdirbt ein großer Teil ihres Fangs, falls sie nicht alles absetzen können, weil es keine Kühlmöglichkeiten gibt. Im ganzen Land ist die Lage der kleinen Fischer genau so entmutigend. Tansania hat etwa 400.000 Fischer, mehr als 75 % von ihnen sind Fischer im Nebenerwerb. Verglichen mit der großen Menge an Gewässern Tansanias ist das sehr wenig. (Guardian 23.8.12)

Protest gegen Abgaben

Die Tanzania Fishers Union (TAFU) droht, die neu eingeführten Abgaben für Fischprodukte zu boykottieren. U. a. müssen Fischhändler für jede Ladung Fisch, die in die Verarbeitungswerke kommt, eine Abgabe in Höhe von 50.000/- TSh bezahlen. Das sei ohne Beratung mit den Beteiligten beschlossen worden, klagte der TAFU-Vorsitzende. Man erwäge rechtliche Schritte. Ein Verantwortlicher bat die Fischer, Geduld zu haben. (DN 24.8.12)

Warnung

Bei der 11. Jahresversammlung der Lake Viktoria Lokal Authorities (LVRAC), an der 400 Delegierte der Anrainerstaaten teilnahmen, wurden die lokalen Verwal-tungen rund um den Viktoriasee ermahnt, sich um nachhaltiger Entwicklung willen gemeinsam für den Erhalt der Ressourcen einzusetzen. Der Regional Commissioner der Kagera-Region sagte, unterlässt man die nötigen Maßnahmen könne der See in kurzer Zeit austrocknen. Mehr als 130 Mio. Menschen hingen vom Viktoriasee ab. Infolge illegalen Fischfangs, Überfischens und der Verwendung verbotenen Geräts könnten die Fischbestände bald aufgebraucht sein. Im Viktoriasee seien 400 Fischarten infolge von Umweltzerstörung und Vergiftung ausgestorben. (DN 31.8.12)